Kiel. In dem Binnenmeer steigen die Temperaturen dreimal schneller als in den Ozeanen. Ein Meeresökologe warnt vor den Folgen für die Fische.

Der Klimawandel bedroht zunehmend die heimischen Fischarten in der Ostsee. Flunder, Kabeljau und Dorsch zählten „ganz klar zu den Verlierern“, sagte der Kieler Meeresökologe Thorsten Reusch den „Kieler Nachrichten“ (Dienstag). Die Temperatur im „Hausmeer“ des Nordens steige dreimal schneller als in den Ozeanen, erläuterte der Wissenschaftler am Kieler Geomar-Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung. Er warnte: „Vor allem dem Dorsch wird es eindeutig zu warm in der Ostsee. Wir gehen davon aus, dass er bei uns in 50 bis 80 Jahren ausgestorben sein könnte.“

In der Ostsee siedeln sich fremde Fischarten an

Wegen der überproportional starken Erwärmung gelangten nun auch bislang unbekannte Fischarten wie Sardellen, Wolfsbarsche und bis zu 50 Zentimeter große Meeräschen aus der Biskaya und dem Ärmelkanal in die Ostsee. Andere Fischarten wie Sprotten wanderten hingegen Richtung Norden ab. Somit fehle den Dorschen eine wichtige Futterquelle.

Reusch forderte von der Politik schnelles Handeln. So sei der Dorsch nicht nur durch den Klimawandel bedroht. Auch seien die Fangquoten in der westlichen Ostsee viel zu hoch. „Es besteht die Gefahr, dass dort bei einem schlechten Jahr für den Dorsch-Nachwuchs der Bestand komplett zusammenbricht“, warnte der Wissenschaftler.

Sauerstoffversorgung der Fische verbessern

Neben der globalen Aufgabe, die Erderwärmung zu begrenzen, gibt es Ansatzpunkte für weitere regionale Maßnahmen. Denn es ist nicht der Klimawandel allein, der den Fischen gefährlich wird, sondern ein Geschehen, bei dem viele Stressfaktoren in der Umwelt eine Rolle spielen. So könnte es helfen, die Sauerstoffversorgung der Fische zu verbessern, indem man die Belastung mit Stickoxiden reduziert. „Man kann versuchen, die Nährstoffeinträge über Verkehr und Landwirtschaft zu verringern“, sagte Reusch dem Abendblatt. Das würde bedeuten, die Abgasemissionen durch den Verkehr zu begrenzen und die Düngemitteleintäge durch die Landwirtschaft „Ob das allerdings ausreicht, ist fraglich, weil die Erderwärmung stark zunimmt“, sagt Reusch.