Husum. Die Heimatstadt des Dichters („Schimmelreiter“) plant Lesungen und eine Internationale Tagung. Festakt am 14. September.
„Er ist ein Meister, er bleibt“, sagte der große Schriftsteller Thomas Mann über den Husumer Theodor Storm. Der ebenfalls große Schriftsteller Theodor Fontane sah ihn schon kritischer. Mit dem hübschen Wort von der „Husumerei“ machte er sich ein bisschen lustig über seinen Freund – gewissermaßen ein offenes Wort von Theodor zu Theodor. In diesem Jahr wird der 200. Geburtstag des Lyrikers und Schriftstellers Theodor Storm gefeiert.
Der beeindruckende Veranstaltungsreigen hat bereits begonnen. Die Husumer Storm-Gesellschaft stimmt sich und die Fans des Dichters auf den Höhepunkt des Jubiläumsjahrs ein: die Internationale Storm-Tagung im September und den Festakt zum 200. Geburtstag am 14. September.
Husum, die graue Stadt am Meer
Storm ist heute im Wesentlichen bekannt als Verfasser der Novelle „Der Schimmelreiter“, die immer noch Gegenstand so mancher Deutschstunde ist. Es ist ein Spätwerk, sogar ein spätes Spätwerk: die letzte Arbeit vor Storms Tod am 4. Juli 1888. Begonnen hatte er und zu Ruhm gekommen war er mit seinen Gedichten. „Knecht Ruprecht“ hat so manches Kind aufsagen müssen, und dem Storm-Poem „Die Stadt“ entstammt jene Zeile, die heute noch zur Charakterisierung seiner Heimatstadt Husum verwendet wird: „Du graue Stadt am Meer“.
Storm hat ein Großteil seines Lebens in der „grauen Stadt“ verbracht. Aber er hat auch in anderen Orten in Norddeutschland Spuren hinterlassen. In Lübeck besuchte er zeitweise das Katharineum. Die Schule hatte damals wie heute einen guten Ruf und bot offenbar bessere Bildungschancen als die Husumer Gelehrtenschule, die Storm vorher besucht hatte. Anschließend studierte er Jura an der Christian- Albrechts-Universität in Kiel. Kurzzeitig lief er Gefahr, Altonaer zu werden. 1842 machte er Bertha von Buchan, die damals in der zu Dänemark gehörenden Stadt lebte, einen Heiratsantrag. Sie lehnte ab.
Storm machte in Husum eine Anwaltskanzlei auf, heiratete, dichtete und wurde bekannt. Seine Verse waren in aller Munde. „Herbst ist gekommen, Frühling ist weit – Gab es denn einmal selige Zeit?“ Das schwermütige, gefühlige Bürgertum mochte seine Naturgedichte, die zu schweren Möbeln, bestickten Deckchen und Ahnenporträts an der Wand passten.
In Hamburg wohnte Storm am Gänsemarkt
Seine „Husumerei“, das gemütliche Kleinstadtleben an der Nordsee, unterbrach Storm nur selten, aber doch regelmäßig. Immer wieder reiste er auch nach Hamburg. Dort lebte sein Cousin, der Komponist Ludwig Scherff. Wenn die Storms in Hamburg waren, stiegen sie meist in „Meyers Hotel“ an der Esplanade oder im „Hotel Stadt Kiel“ am Gänsemarkt ab. Man ging ins Theater, machte Einkäufe, besuchte Freunde, schaute im Museum für Kunst und Gewerbe vorbei und im neuen Zoo (heute Planten un Blomen). Oder man wandelte unter den Alsterarkaden, die nach dem Brand von 1842 gebaut worden waren.
Im Husumer Storm-Archiv lagert eine Brieftasche des Dichters, in der eine Faltkarte steckt. Sie zeigt auf der Vorderseite einen Plan der Hamburger Innenstadt, auf der Rückseite die Werbung des Textilgeschäfts Ladage & Oelke. Anschrift damals wie heute: „Neuer Wall 11 & Alster-Arcaden 11“. Natürlich fuhr man damals noch mit Kutschen, Reisen waren zeitraubende Angelegenheiten. In manchen Bereichen war man allerdings, was Tempo anging, mit heutigen Zeiten durchaus konkurrenzfähig. Laut Werberückseite rühmte sich Ladage & Oelke in der damaligen Rechtschreibung, alle Artikel der Herrengarderobe „nach Maas innerhalb von sechs Stunden“ liefern zu können. Möglich, dass Storm diesen Service genutzt hat, um bei seinen Theaterbesuchen die aktuellste Mode tragen zu können.
Wer sich tiefer ins Leben und ins Werk des Dichters begeben will, der hat dazu in den kommenden Monaten viele Gelegenheiten. Das Storm-Haus an der Wasserreihe 1 ist Schauplatz der meisten Veranstaltungen.
Die Höhepunkte des Storm-Jahres
Storm-Haus an der Wasserreihe: Am 28. April beginnt dort eine Lesung der Storm-Novelle Aquis submersus“, die am 5. und am 12. Mai fortgesetzt wird. Am 18. Mai wird die Sonderausstellung „Was macht der Poet: Theodor Mommsen und Theodor Storm 1817 bis 2017“ eröffnet. Sie dauert bis zum 31. Oktober und zeigt die Lebenswege der beiden Geistesgrößen, die gemeinsam in Kiel studiert und sich dort zeitweise eine Wohnung geteilt hatten. Ein gemeinsamer Gedichtband entstand. Dann trennten sich die Wege. Mommsen wurde zum bedeutenden Historiker und Altertumsforscher.
Tagungen: Vom 7. bis zum 10. September findet die Jahrestagung der Storm-Gesellschaft zum Thema „Storms Wissen“ statt. Vom 22. bis zum 24. November wird es eine wissenschaftliche Tagung zu Storm in Lüttich geben.
Am 14. September ist im Ratssaal der Stadt Husum ein Festakt zum 200. Geburtstag von Theodor Storm geplant.
Alle Termine unter www.storm-gesellschaft.de