Westerland. Neuer Anbieter musste Start immer wieder verschieben. Zunächst bietet RDC vier Fahrten an. Sonderpreise für Insulaner und Vielfahrer.

Der Autozug Sylt nimmt am Dienstag, 18. Oktober, mit zehnmonatiger Verspätung seinen Betrieb mit Fahrgästen an Bord zur Nordseeinsel Sylt auf. Das teilte das Bahnunternehmen RDC (Rail Development Company) am Dienstag mit. Wegen umfangreicher Gleisbauarbeiten an der Syltstrecke und im Bahnhof Westerland verkehrt der Autozug Sylt in den ersten Wochen allerdings nur mit erheblichen Einschränkungen. Erst nach Ende der Bauphase und Umstellung auf den neuen Bundesnetzfahrplan 2017 nimmt der Autozug Sylt am 11. Dezember den Regelbetrieb mit 14 Fahrten pro Tag auf.

Bis dahin lässt der Konkurrent der Deutschen Bahn den Autozug Sylt lediglich montags bis freitags ab Westerland jeweils um 9.25 Uhr und um 13.25 Uhr fahren. In Richtung Sylt startet der Autozug montags bis freitags jeweils um 10.30 Uhr und um 15.30 Uhr ab Niebüll. Zudem fährt der Autozug als Kurzzug in halber Länge. Er hat Platz für 30 Fahrzeuge und befördert ausschließlich Pkw und kleine Transporter bis zu 2,10 m Höhe. Fahrscheine gibt es zunächst ausschließlich persönlich bei Servicemitarbeitern direkt an den Wartespuren des Autozugs.

Zehnerkarte für 190 Euro und 350 Euro

Bezahlt werden kann bar oder per EC- und Kreditkarte vom Fahrzeug aus. Zur Einführung bietet der Autozug Einheitstickets zum reduzierten Preis. Die einfache Fahrt kostet in der Zeit vom 18.Oktober bis 4.November 25 Euro statt 45 Euro (freitags bis montags) bzw. 40 Euro (dienstags bis donnerstags). Diese regulären Fahrpreise gelten vom 14. November an. Bis zum 31. Dezember bietet Autozug Sylt zudem Vielfahrern die Zehner-Sammelkarte zum Preis von 350 Euro. Insulaner bezahlen bis zum Ende des Jahres für die Zehner-Sammelkarte 190 Euro und für das Einzelticket weiterhin 25 Euro.

In der Woche vom 7. bis 11. November 2016 muss der Autozug Sylt wegen der Gleisbauarbeiten pausieren. Die IC-Verbindung der Deutschen Bahn zwischen Hamburg-Hauptbahnhof und Westerland muss vom 4. bis zum 24. November sogar komplett eingestellt werden. Auch der DB Sylt Shuttle wird eine knappe Woche lang, vom 5. November bis 11. November, nur stündlich (statt halbstündlich) verkehren können.

Der Bahnverkehr von und nach Sylt ist schon seit Längerem ein ­Ärgernis. „Was zuletzt auf dem Hindenburgdamm passiert ist, hat die Insulaner an die Grenzen ihrer Geduld geführt“, sagt Andreas Tietze, Syltbewohner und Landtagsabgeordneter der Grünen, im September.

Im vergangenen Jahr hatten sich die beiden Bahnunternehmen DB (Deutsche Bahn) und RDC (Rail Development Company) einen erbitterten Kampf um die lukrative Autozugverbindung nach Sylt geliefert. Im ­Juli vergangenen Jahres fiel die Entscheidung. 15 Fahrten pro Tag bekam RDC, 40 Fahrten blieben beim großen Konkurrenten Deutsche Bahn. Die Sommersaison stemmte der Sylt Shuttle der DB ganz allein – wie seit Jahrzehnten schon.

Deutsche Bahn bestimmt nach wie vor die Preise

Viele Insulaner gehofft, dass der Wettbewerb auf der Strecke zu einer Preissenkung und zu einer Serviceverbesserung beim Autotransport führen würde. Diese Hoffnungen haben sich bislang aber nicht erfüllt. Die DB bestimmt mit ihrem nach wie vor konkurrenzlosen Sylt-Shuttle die Preise.

Das kleine Unternehmen Autozug Sylt, das dem US-amerikanischen Bahnkonzern RDC gehört und seit Dezember 2015 hätten fahren können, hatte von Anfang an mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Flachwaggons für den Autotransport mussten aufwendig umgebaut werden. Die Abnahme durch das Eisenbahnbundesamt kostete Zeit. Die Probefahrten erwiesen sich als kompliziert, denn RDC musste sich in den eng getakteten Fahrplan auf dem Hindenburgdamm einpassen. Zusätzliche Angebote der Deutschen Bahn (Sylt-Shuttle plus) erwiesen sich als hinderlich.

Der Sylt-Shuttle
fährt
in der Nähe von
Klanxbüll über den
Hindenburgdamm
Der Sylt-Shuttle fährt in der Nähe von Klanxbüll über den Hindenburgdamm © picture alliance / dpa

Als hinderlich erwies sich vielleicht auch der eine oder andere vollmundige Spruch der RDC-Verantwortlichen. Im Juli 2015 sagte Deutschland-Chef Carsten Carstensen, man werde „jetzt einen hervorragenden Autozugverkehr aufbauen mit dem Ziel, besseren Service und mehr Wahlmöglichkeiten für unsere Kunden anzubieten“. Fast ein Jahr später, im Juni dieses Jahres, hieß es, man wolle sich Ende Juni „sukzessive und geschmeidig in den fließenden Bahnverkehr einfädeln“.

Zuletzt war es das Notbremsseil, das Geschmeidigkeit verhinderte. Da die Autofahrer bei der Fahrt über den Hindenburgdamm in ihren Fahrzeugen bleiben, müssen sie die Möglichkeit haben, den Zug bei Gefahr mit einem Notbremsseil zu stoppen. „Die Montage hat länger gedauert, als wir dachten“, sagte die RDC-Sprecherin Meike Quentin im September.