Kiel . Aufgrund des Wetters kamen weniger Besucher als im Vorjahr. Veranstalter und Polizei sind dennoch hoch zufrieden.

Weniger Besucher als im Vorjahr, aber rundum zufriedene Gesichter: Die Kieler Woche hat nach Schätzungen von Stadt und Polizei wieder mehr als drei Millionen Gäste in den Bann gezogen. Die vergangenen neun Tage hätten erneut die Einzigartigkeit der Traditionsveranstaltung gezeigt, sagte Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) am Sonntag bei der Abschluss-Pressekonferenz. „Sie ist das sportliche, kulturelle und gesellschaftspolitische Aushängeschild unserer schönen Stadt und ein weltweites Markenzeichen, auf das wir sehr stolz sind.“

Mehr als 2000 Veranstaltungen, darunter über 200 fast durchweg kostenlose Konzerte, boten den Gästen aus 70 Ländern einen bunten Mix aus Sport, Musik, Kultur, Wissenschaft, Politik und Wirtschaft. „In dieser Professionalität und mit dieser Begeisterung macht uns das so schnell keiner nach“, meinte Kämpfer zehn Stunden vor dem Abschluss-Feuerwerk über der Förde. „Ein Leben, eine Welt ohne Kieler Woche ist möglich, aber sinnlos.“ Abwechslungsreich wie das Programm war das Wetter, das Sonne, Hitze und Regen im Angebot hatte.

Polizei setzte mehr Beamte ein

Die Polizei hatte nach den Terroranschlägen von Brüssel und Paris sowie den massiven Übergriffen auf Frauen in der Silvesternacht in Köln ihr Sicherheitskonzept überarbeitet. Sie setzte auch mehr Beamte ein. Gefeiert wurde dann ganz überwiegend friedlich. Die Polizei habe sich sehr intensiv auf mögliche schwere Zwischenfälle vorbereitet, sagte Polizeichef Thomas Bauchrowitz. „All das haben wir nicht gebraucht.“ Herausragende Einsatzlagen habe es nicht gegeben. „Antanzdelikte“ seien ausgeblieben. Die Kieler Woche sei in ihrem 134. Jahr wieder ein sicheres und entspannten Vergnügen gewesen, sagte Kämpfer.

Dass einige hunderttausend Gäste weniger kamen als im Vorjahr mit dem Topwert von 3,8 Millionen, lag aus Veranstaltersicht besonders am Wetter: Es war oft freundlich und trocken, zum Teil aber extrem mit Hitze, starkem Regen und Gewitter.

Drei Polizisten leicht verletzt

Die Polizei rückte bis Sonntagvormittag zu 2313 (Vorjahr 2497) Einsätzen aus, von denen 414 (371) direkten Bezug zur Kieler Woche hatten. Die Zahl der „Rohheitsdelikte“ stieg von 68 auf 91, die der Platzverweise gegen aggressive Besucher von 95 auf 105. Drei Polizisten wurden leicht verletzt, einer am Ellenbogen schwer. Die Jugendschutzstreifen sprachen 67 betrunkene Mädchen und Jungen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren an - nach 390 vor einem Jahr.

Regen prägte am zweiten Sonnabend den maritimen Höhepunkt der Kieler Woche, die nach Veranstalterangaben das größte Sommerfest im Norden Europas und das weltgrößte Segelereignis ist. Zur Windjammerparade über 100 Traditionsseglern, Motor- und Dampfschiffen, kamen 80 000 „Sehleute“, nach 120 000 im Vorjahr.

„Thor Heyerdahl“ führte Parade an

Angeführt wurde der Korso vom Dreimaster „Thor Heyerdahl“, weil die „Gorch Fock“ in der Werft ist. Der Regen konnte Oberbürgermeister Kämpfer die gute Laune nicht vermiesen. „Weniger als Sturm ist gutes Wetter - machen wir die Sache rund“, sagte er beim Start. Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) hatte seine Teilnahme wegen einer Erkältung kurzfristig abgesagt.

Bei den Segelregatten traten 4000 Sportler aus über 50 Staaten an. Sie absolvierten 400 Starts in 40 Disziplinen. Für viele, darunter die deutsche Nationalmannschaft, waren die Wettfahrten das letzte internationale Kräftemessen vor Olympia in Rio de Janeiro.

43 Einheiten aus zwölf Staaten im Marinehafen

Mehr als 350 000 Kinder und Eltern lockte die Spiellinie an. Unter dem Motto „Ritter Kruse von der Drachenkoppel“ zimmerten und bastelten sie fantasievolle Kulissen zusammen. Zur Balloon Sail kamen 65 000 Besucher, 40 000 erlebten die Night Glows, das spektakuläre abendliche Ballonglühen. Am Sonntag nahm der Zeichner, Grafiker und Objektkünstler Ulrich Behl den mit 10 000 Euro dotierten Kieler Kulturpreis entgegen.

Die Marine zählte zum „Open Ship“ 16 000 Besucher. 43 Einheiten aus zwölf Staaten hatten im Marinehafen festgemacht. Mit dabei war eine chinesische Fregatte, während Russland erneut vom Außenministerium die Teilnahme verwehrt wurde. Albig hatte zur Eröffnung der Kieler Woche dafür plädiert, Russland wieder teilnehmen zu lassen. Ein estnischer Marinesoldat wurde aufgegriffen, weil er nur mit einer Mülltüte „bekleidet“ war: „Das war das Ergebnis einer verlorenen Wette“, sagte Fregattenkapitän Achim Winkler.