Hamburg. Neue Loks der NOB bereiten Probleme. Deshalb warnen Bahn und Hersteller vor unwillkürlichen Unterbrechungen von Fahrten ab Hamburg.

"Zugreisende auf der Strecke zwischen Hamburg und Sylt sollten in den nächsten Tagen für die Fahrt mehr Zeit einplanen – und sich außerdem rechtzeitig über mögliche Verspätungen informieren.“ Kay Goetze, Pressesprecher der Nord-Ostsee-Bahn (NOB) weiß, dass das keine schönen Nachrichten für die Fahrgäste sind. Zumal vor einem Wochenende, das Sonne satt, blauen Himmel und pures Insel-Vergnügen verspricht. Aber aufgrund von technischen Problemen bei Lokomotiven der NOB seien seine Aussagen alternativlos. Denn eines geht vor, so Goetze: "Die Sicherheit der Fahrgäste.“

Seit einigen Tagen bereiten zwei von insgesamt 15 NOB-Lokomotiven Probleme. Genauer: Aufgrund einer zu geringen Kühlleistung droht ein Bauteil der Lok zu überhitzen. "Bevor das passiert“, so Goetze, "wird die Fahrt an einem Bahnhof unterbrochen oder beendet, damit der Zug abkühlen oder möglicherweise auch in die Werkstatt gefahren werden kann.“ Zuletzt sei eine NOB-Lokomotive am Bahnhof Langenhorn zwischen Bredstedt und Niebüll 35 Minuten lang angehalten und abgekühlt worden.

Dabei sind die 15 viermotorigen Lokomotiven des Unternehmens Bombardier erst seit Dezember 2015 im Einsatz. Durch die neue Möglichkeit des Zu- und Abschaltens der einzelnen Motoren erhofften sich der Hersteller und die NOB vor allem Energieeinsparungen und weniger Umweltbelastung.

Reisende nach Sylt, Amrum und Föhr betroffen

Strapaziert werden derzeit jedoch vor allem die Nerven der Kunden. Betroffen von den technischen Problemen der NOB-Lokomotiven sind rund 17.000 Fahrgäste, die täglich die Strecke benutzen. Dazu kommen rund 5000 Pendler, die werktags zwischen Westerland und Niebüll unterwegs sind. Und am Wochenende außerdem zahlreiche Insel-Touristen, die sich oft von Hamburg aus auf den Weg nach Sylt, Amrum oder Föhr machen.

Besucher der letzten beiden Inseln sind von den Verspätungen besonders betroffen. Bereits vor einer Woche haben zahlreiche Amrum-Touristen aus Hamburg in Niebüll aufgrund der Verspätung der NOB den Anschluss-Zug nach Dagebüll verpasst. Sie mussten, um die Fähre noch zu bekommen, am Bahnhof in ein Taxi umsteigen, das sie für knapp 30 Euro zum Fähranleger nach Dagebüll brachte.

Passagiere können Taxi-Belege einreichen

Die Bahn zur Fähre wird von der Norddeutschen Eisenbahngesellschaft (NEG) betrieben. "Oftmals warten die NEG-Züge in Niebüll auf die Insel-Besucher“, sagt Kay Goetze, "bei zu großer Verspätung aber fahren sie ab, um die Fähre nicht zu verpassen.“ In diesen Fällen, so Goetze, könnten NOB-Kunden, die mit dem Taxi zur Fähre fahren, die Quittungen einreichen und würden das Geld erstattet bekommen.

"Besonders stark können die Auswirkungen auf den Fahrplan jeweils zwischen 20 und acht Uhr des Folgetages sein“, sagt Goetze. Das Unternehmen bemühe sich mit Hochdruck, ein Ersatzkonzept mit anderen Zügen zu organisieren und gleichzeitig die technischen Mängel zu beseitigen.

Hindernisse auch beim Sylt-Shuttle

Bahnprobleme gibt es derzeit auch immer wieder beim Autotransport von und nach Sylt. Der Grund sind Baustellen und ein Streit zwischen den beiden konkurrierenden Autozugbetreibern. So war zuletzt am Ende des langen Himmelfahrtswochenendes in Westerland der Verkehr zusammengebrochen, weil sich viele mit dem eigenen Pkw angereiste Touristen zeitgleich auf die Rückfahrt gemacht hatte. Eine Baustelle auf der Westerländer Durchgangsstraße hatte die Situation verschärft. Die Bauarbeiten werden noch bis ins kommende Jahr hinein andauern.

Außerdem fielen zuletzt immer wieder Autozugfahrten aus. Denn neben der Deutschen Bahn ist seit Dezember 2015 auch die Bahnfirma RDC Deutschland berechtigt, auf der Strecke von Niebüll nach Westerland Autos zu transportieren. Nur hat sie es bislang nicht getan. Grund: Die Waggons hatten noch keine Zulassung. Das allein hätte nicht zu Problemen führen müssen. Denn die Deutsche Bahn war nach eigenen Angaben durchaus bereit, die Abfahrten, die RDC derzeit noch nicht bedient, zu übernehmen. Das hätte allerdings eine Absprache der beiden Konkurrenten vorausgesetzt. Die klappte mal besser und mal schlechter. Leidtragende waren die Autofahrer.

Bahn-Konkurrent verschiebt Premiere

Möglicherweise ist wenigstens dieses Problem bald beseitigt. RDC macht derzeit Probefahrten auf dem Hindenburgdamm und will bald den Betrieb aufnehmen. "Anfang Juni wollen wir anfangen“, hatte Meike Quentin, RDC-Pressesprecherin, im Mai gesagt. Mittlerweile nennt RDC die zwei Junihälfte als Starttermin für den Autozug, der dem Sylt Shuttle der Deutschen Bahn Konkurrenz machen soll.

Fahrgäste können sich vor Fahrtantritt unter www.nob.de oder beim Kundenservice unter der Rufnummer 01807/662 662 über den aktuellen Stand informieren.