Kiel. Rund 500.000 Tiere sterben jedes Jahr, weil sie bei der Ernte mit Mähdreschern überrascht werden. So soll der Roboter helfen.
Die Deutsche Wildtier Stiftung schätzt das auf Schleswig-Holsteins Feldern jährlich Tausende Rehkitze einen sinnlosen Tod erleiden. Mit speziell ausgestatteten Drohnen wollen Schleswig-Holsteins Jäger den Tod von Rehkitzen und anderen Wildtieren bei der Mahd verhindern. Am Freitag testeten sie einen gut 12.000 Euro teuren Flugroboter im Hegelehrrevier Grönwohld (Kreis Rendsburg-Eckernförde). „Wir sind noch in der Entwicklung“, sagte der Leiter des Hegelehrreviers Grönwohld, Christopher von Dollen während des Testflugs. „Aber ich hoffe, dass bereits im kommenden Jahr erste reguläre Flüge folgen.“
Die Drohnen sollen Tiere auf Wiesen, Feldern, und Äckern entdecken, bevor sie bei der Ernte von Mähmaschinen „geschreddert“ werden. Allein im nördlichsten Bundesland verenden so bis zu 3000 Rehkitze jedes Jahr, sagte Andreas Kinser von der Deutschen Wildtier Stiftung. Deutschlandweit kommen durch die Mahd jedes Jahr eine halbe Million Wildtiere um, schätzt Marcus Börner vom Landesjagdverband.
„Was da passiert ist wirklich schlimm“
Bereits jetzt suchen Jäger die Flächen bereits kurz vor der Mahd mit ihren Hunden ab. Zu den Helfern zählen teilweise ganze Schulklassen. Das ist sehr zeitintensiv: „Wir sind mit Sicherheit rund eine Stunde pro Hektar unterwegs“, sagte von Dollen. Außerdem sei diese Art der Suche ungenau, denn „viele Tiere entdeckt man nicht“. „Weil sie gut getarnt sind: Manchmal sieht man es nicht, obwohl es nur einen Meter entfernt liegt.“
Deshalb fallen immer wieder Rehkitze, Junghasen, oder Gelege von Vögeln den Mäh-Werkzeugen zum Opfer. „Was da passiert ist wirklich schlimm“, sagt Jäger Jens Paustian aus dem Kreis Plön. „Das geht einem in Mark und Bein.“ Mit einem Förderverein will er das Leid der Tiere abmildern. „Das ist etwas, wo sie abends mit Tränen in den Augen nach Hause kommen.“
Deshalb setzt auch von Dollen auf die Drohnentechnik. „Man leidet jedes Jahr aufs Neue darunter.“ Denkbar sei zunächst das Leasing oder die Leihe einer Drohne. „Die Zeit, in der wir Rehkitze suchen, sind schließlich nur drei Wochen im Jahr.“
Die am Freitag auf einem Feld getestete Drohne verfügt über eine Wärmebildkamera. Sie scannt im Flug automatisch nach Tieren. Bei Bedarf kann auf eine zweite Kamera mit realem Bild umgeschaltet werden, um sicher zu gehen, dass es sich auch wirklich um Wild handelt. Ein Akku reicht für zwölf Minuten Flug. „Ein Feld schafft man damit locker“, sagte Ulrich Mentrup von dem Drohnenhersteller aus Bielefeld. „Der Bambikopter ist eine spezielle Entwicklung für die Rehkitz-Rettung.“
Bei Fluggeschwindigkeiten von bis zu 60 km/h und stabilem Flug bis Windstärke 7 (55 km/h Windgeschwindigkeit) werde das Absuchen eines Hektars Fläche vielleicht fünf bis zehn Minuten dauern, schätzt von Dollen. Praktische Erfahrungen gebe es bislang jedoch noch nicht. „Wir sind erst in der Anfangsphase.“