Rendsburg. Die Fähre wurde hin- und hergeschleudert als die „Evert Prahm“ sie traf. Rendsburgs Bürgermeister bangt um das seltene Bauwerk.

Bei der Kollision der Rendsburger Schwebefähre über den Nord-Ostsee-Kanal mit einem Frachter ist ein Schaden in Millionenhöhe entstanden. Dieser müsse nun genauer untersucht werden, sagte ein Sprecher des zuständigen Wasser- und Schifffahrtsamts (WSA) Kiel-Holtenau am Montag. „Die Ausrüstung, die elektrischen und maschinenbaulichen Anlagen wurden in Mitleidenschaft gezogen“, hieß es zudem in einer Mitteilung des WSA.

Zwei der insgesamt zwölf Tragseile sind demnach gerissen. Die unter einer Eisenbahnbrücke hängende Fähre ist stark verformt. Das 45 Tonnen schwere Gefährt wurde hin- und hergeschleudert als die „Evert Prahm“ es traf. „Wir müssen die Fähre erst mal bergen, bevor wir das ganze Ausmaß des Schadens kennen“, sagte der WSA-Sprecher. Im März solle sie nach aufwendiger Demontage schließlich auf dem Bauhof der Behörde in Rendsburg eintreffen. Wie lange die Fähre stillsteht, war zunächst unklar.

Arbeiter zogen Schwebefähre mit Muskelkraft

Nach dem Zusammenstoß mit dem 74 Meter langen Frachter auf dem Weg nach Brunsbüttel schafften es Spezialisten, die Fähre wieder in ihre Laufschiene einzuhängen. Arbeiter zogen sie dann 70 Meter weit mit Muskelkraft zur Südseite. Dort wartet sie nun auf den Abbau.

Für den Rendsburger Bürgermeister Pierre Gilgenast (SPD) war das Fährunglück, bei dem zwei Menschen verletzt wurden, ein Schock. „Wir hoffen, dass es sie auch noch in Zukunft geben wird“, sagte Gilgenast. Die Rendsburger Fähre sei eine von weltweit gerade mal sieben noch existierenden Schwebefähren. Zudem gelte die in Rendsburg „Eiserne Lady“ genannte Brücke mit Fähre als eines der wichtigsten Denkmäler der Stadt, für die er sich sogar den Unesco-Welterbestatus wünscht. Zunächst will sich Gilgenast jedoch am Dienstag vom WSA über das weitere Vorgehen der Bergung informieren lassen.

520 Autofahrer nutzten Fähre täglich

Derweil prüft die Kieler Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren. „Wir müssen abwarten und untersuchen, wer möglicherweise welche Schuld trägt“, sagte eine Sprecherin der Anklagebehörde am Montag. Die Sachverständigen untersuchten deshalb die Unfallstelle an dem mehr als 100 Jahre alten Bauwerk.

Der Verkehr ist nach dem Unglück dagegen nur noch wenig beeinträchtigt. Die Sperrungen des Bahn- und Schiffverkehrs waren rund zehn Stunden nach dem Unfall aufgehoben worden. Den rund 1700 Fußgängern und Radfahrern, die die Fähre täglich nahmen, empfiehlt das WSA nun einen 1,2 Kilometer entfernten Tunnel unter dem Nord-Ostsee-Kanal. Dies gelte insbesondere für zahlreiche Schulkinder.

Autos trifft es laut dem Rendsburger Bürgermeister Gilgenast dagegen weniger stark. Gerade mal 520 Autofahrer hätten die Fähre im Schnitt täglich mit ihren Wagen benutzt. Sie müssen nun auf einen nahegelegenen Straßentunnel ausweichen, den Zehntausende Fahrzeuge täglich passieren.