Rendsburg. Spezialisten hängten Schwebefähre am Nachmittag wieder in die Laufschiene ein. Eisenbahnbrücke Rendsburg ist für Verkehr freigegeben.

Die Kollision der Rendsburger Schwebefähre über den Nord-Ostsee-Kanal mit einem Frachter hat am Freitag nach Angaben des Havariekommandos keine Schäden an der Eisenbahnbrücke verursacht.

Spezialisten schafften es nach mehreren Stunden, die Schwebefähre wieder sicher in ihre Laufschiene einzuhängen. Arbeiter zogen sie am Nachmittag Stück für Stück mit Muskelkraft zur Südseite. Nach Erreichen des Südufers wurde die Eisenbahnbrücke wieder für den Verkehr freigegeben.

Die an einer Eisenbahnbrücke über den Nord-Ostsee-Kanal hängende Schwebefähre bei Rendsburg war am Freitagmorgen mit einem Frachter zusammengestoßen. Dabei wurde der Fährführer schwer verletzt, berichtete die Polizei. Der Mann kam ins Krankenhaus. Der einzige Passagier, ein Polizist nach Dienstschluss auf dem Heimweg, kam bei dem Zusammenstoß im Morgendunkel mit leichten Verletzungen davon - er trug einen schützenden Fahrradhelm.

Dieses Unglück hätte noch viel schlimmer ausgehen können

Beide Verletzte konnten mit einer anderen Fähre in Sicherheit gebracht werden. Aussagen zum Hergang lagen von ihnen bis zum Nachmittag nicht vor. Der Kanal und die für den Nord-Süd-Verkehr zwischen Deutschland und Dänemark wichtige Eisenbahnbrücke wurden für die Rettungs- und Bergungsarbeiten mehrere Stunden lang gesperrt. Der Frachter „Evert Prahm“ wurde ebenfalls beschädigt und machte am Morgen im Hafen von Rendsburg fest. Die Brücke blieb unbeschädigt.

Warum das unter deutscher Flagge fahrende Schiff gegen 6.40 Uhr mit der an Stahlseilen an der Eisenbahnhochbrücke hängenden Schwebefähre zusammenprallte, war zunächst unklar. Vorfahrt auf dem rund 100 Kilometer langen Nord-Ostsee-Kanal zwischen Kiel und Brunsbüttel haben stets die in Längsrichtung fahrenden Schiffe.

Hätte sich die Kollision später ereignet, wären die Folgen wohl weit schlimmer gewesen: Dann hätte die bei dem Zusammenstoß schwer beschädigte Fähre wahrscheinlich auch Schulkinder und Autos befördert. „Eine Stunde später hätten wir möglicherweise eine größere Zahl an Geschädigten gehabt“, sagte Polizeisprecher Sönke Hinrichs. „Gott sei dank ist das nicht so passiert.“

Die Halteseite der denkmalgeschützten Fähre ist schwer beschädigt

Die über 100 Jahre alte Schwebefähre war laut Polizei auf dem Weg vom Nord- zum Südufer und der 74 Meter lange Frachter fuhr nach Westen in Richtung Brunsbüttel, als beide Fahrzeuge mitten auf dem Kanal heftig zusammenkrachten. Bei der Kollision wurden die Halteseile der denkmalgeschützten Schwebefähre stark beschädigt; sie war deshalb nicht mehr manövrierfähig. Die Schwebefähre wird von Fußgängern, Radfahrern und Autos benutzt. Sie transportiert täglich etwa 520 Fahrzeuge und 1700 Menschen.

Wie Experten feststellten, wurde die Brücke infolge der Kollision nicht beschädigt. Am Nachmittag berichtete die Polizei, alle Rettungs- und Bergungsmaßnahmen seien abgeschlossen. Auch der Nord-Ostsee-Kanal werde in Kürze für den Schiffsverkehr wieder freigegeben, hieß es. Die Schleusen in Kiel-Holtenau und in Brunsbüttel könnten wieder Schiffe in den Kanal hineinfahren lassen, sagte ein Polizeisprecher.

Nach Angaben der Bahn waren die drei Zugstrecken von Hamburg nach Flensburg, von Husum nach Kiel und von Kiel nach Rendsburg von der Sperrung der Eisenbahnbrücke betroffen. Ein Ersatzverkehr mit Bussen wurde zwischen Rendsburg und Nortorf sowie Rendsburg und Felde bei Kiel eingerichtet. Die Sperrung der Brücke dauerte bis weit in den Nachmittag hinein. Nach dem Zusammenstoß am Freitagmorgen waren rund 80 Kräfte von Polizei, Wasserschutzpolizei, Rettungsdienst und Feuerwehr im Einsatz.

Rendsburger Schwebefähre - besonderes Bauwerk

Die Schwebefähre unter der Rendsburger Eisenbahnhochbrücke über den Nord-Ostsee-Kanal feierte 2013 ihren 100. Geburtstag. Seit 1988 steht sie mitsamt Hochbrücke unter Denkmalschutz.

Die Rendsburger Schwebefähre wurde am 2. Dezember 1913 in Betrieb genommen, um Menschen und Fahrzeugen die Überquerung des Nord-Ostsee-Kanals zu ermöglichen. Die 14 Meter lange und 6 Meter breite Gondel hängt an einer Eisenbahnhochbrücke. Sie bietet Platz für 6 Autos und 60 Fußgänger. Maximal dürfen 7,5 Tonnen zugeladen werden. Die von vier Elektromotoren angetriebene Fähre hängt an zwölf Seilen und überquert das Wasser, ohne es zu berühren. Zum Wasser bleiben drei Meter.

Eine Passage über den 135 Meter breiten Kanal dauert 90 Sekunden. Im Jahr kommt eine Fahrstrecke von 6000 Kilometern zusammen. Täglich befördert die denkmalgeschützte Fähre 520 Fahrzeuge und 1700 Menschen. Betrieben wird sie von einem Maschinisten. Die Eisenbahnbrücke, an der die Fähre hängt, hat eine lichte Durchfahrtshöhe von 42 Metern. Sie ist insgesamt 317 Meter lang. Der erste Zug rollte am 1. Oktober 1913 über die Brücke. Sie löste damals zwei Drehbrücken ab.