Kiel. Von Februar an transportieren die blauen Flachwagen Autos vom Festland nach Sylt. Betrieben werden die Züge von der Nord-Ostseebahn.
Die Railroad Development Corporation Deutschland (RDC D) hat jetzt in Kiel ihren Musterzug für den künftigen Betrieb des Autozug Sylt auf der Verbindung zwischen Niebüll und Westerland/Sylt präsentiert.
Eine Diesellokomotive des Typs MaK ME 26, zwei einstöckige Pkw-Transportwagen des Typs „Sps“ und „Snps“ und ein Generatorwagen des Typs „Uks361“ stehen auf dem Gelände der Northrail Technology Service Gesellschaft (NRT) in Kiel bereit. Dort werden in der kommenden Woche Verstärkeranlage und Lautsprecher installiert.
„Diese Kommunikationstechnologie gehört ebenso wie Notbremsen und Feuerlöscher zu den besonderen Anforderungen der Sylt-Strecke, da die Fahrgäste hier während der Überfahrt in den Fahrzeugen sitzen bleiben“, sagt eine Sprecherin des Unternehmens.
Aus Anlass der Präsentation des Musterzugs hat RDC D außerdem mitgeteilt, dass die Nord-Ostsee-Bahn (NOB) als sogenannter „Carrier“ für den Autozug Sylt fahren wird. Im neuen Fahrplanjahr 2016 leistet die NOB damit die betriebliche Durchführung des Autozug Sylt, stellt das betriebliche Personal und verantwortet darüber hinaus den sicheren Betrieb.
„Mit der NOB steht uns ein routinierter Partner für alle betrieblichen Aufgaben zur Seite, der mit den besonderen Anforderungen der Syltverbindung bestens vertraut ist“, sagt Carsten Carstensen, Geschäftsführer RDC D.
Die Präsentation wurde getrübt von Kritik aus dem Verkehrsministerium.
Nach Ansicht des schleswig-holsteinischen Verkehrsministeriums drohen im Bahnverkehr nach Sylt von Januar an unhaltbare Verhältnisse.
Mit dem Start des Eisenbahnunternehmens RDC Deutschland auf der Strecke sind demnach vor allem auf den Bahnhöfen Niebüll und Westerland infolge der Rangiermanöver der Autozugbetreiber DB und RDC Überlastungen zu erwarten. „Der derzeit aufgestellte Fahrplan ist nicht fahrbar“, heißt es in einem Brandbrief von Staatssekretär Frank Nägele an die Spitzen von Bahn AG, RDC und Bundesnetzagentur vom 3. Dezember
Bei äußeren Störungen wie Verspätungen werde sich die Situation weiter verschärfen. Das Kieler Ministerium rechnet auch mit erheblich längeren Schließzeiten an den Bahnübergängen Tinnum und Niebüll. „Die Zuweisungen der Trassen durch die Bundesnetzagentur haben letztendlich zu der jetzigen Situation geführt“, schreibt Nägele. Deshalb müsse sich die Agentur aktiv an der Problemlösung beteiligen und künftig bei der Vergabe die Fahrbarkeit der Trassen rechtzeitig berücksichtigen. „Der grundsätzlich zu begrüßende Wettbewerbsgedanke im europäischen Schienenverkehr darf nicht dazu führen, dass die Insel Sylt durch ungelöste Konflikte im Bahnverkehr zeitweise faktisch stillgelegt wird.“
RDCD hat Staatssekretär Nägele bereits geantwortet und wirft darin der DB Fernverkehr AG unlauteres Verhalten vor: Die zu erwartenden Betriebsprobleme in den Bahnhöfen Niebüll und Westerland würden nicht durch den Wettbewerb von Eisenbahnunternehmen herbeigeführt, sondern durch unlautere Maßnahmen der DB Fernverkehr AG gegen den Wettbewerb. „Für die Verlängerung der Zugtrassen der Autozüge über Niebüll hinaus gibt es keinen Bedarf, sie ist nur dadurch zu erklären, dass sich die DB Fernverkehr AG im Trassenvergabeverfahren im Jahresfahrplan einen unlauteren Wettbewerbsvorsprung verschaffen wollte.“