Sylt. Der Sylter Dialekt Sölring ist einer der ältesten nordfriesischen Dialekte. Nur noch drei Prozent der Inselbewohner sprechen ihn.
„Di Söl’ring Spraak auriit wü ek“ singt Christian Peter Christiansen in der inoffiziellen Sylter Hymne „Unser Sylter Land“. Doch ganz so zutreffend ist die Zeile aus dem Liedtext aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht. Denn „Die Sylter Sprache vergessen wir nicht“ – übersetzt – ist im 21. Jahrhundert kaum noch Bestandteil auf der Insel.
Laut dem Sylter Verein „Söl`ring Foriining“ sprechen nur noch etwa 3 Prozent der Sylter den traditionellen Dialekt. „Vor 100 Jahren sprachen noch ungefähr 85 Prozent Sölring“, sagt Maren Jessen, zweite Vorsitzende des Vereins.
Sölring ist einer der zehn Hauptdialekte der nordfriesischen Sprache. Selbst bezeichnen sich die Sylter im Übrigen nicht als „Friesen“. „Die Sylter Friesen bezeichnen sich selber und auch die Sprache als „Sölring“ (Sylter, Anm. d. Red.)“, erklärt Jessen. Der Dialekt entstand im Jahre 800 und entwickelte sich mal mehr mal weniger. Komponenten aus der altfriesischen, dänischen, englischen und holländischen Sprache sind in dem Dialekt zu finden. So werden beispielsweise die Artikel „der“, „die“, „das“ auf Sölring zusammengefasst. „Das „Sölring“ ist jedoch dem „Hallunder“ ( Helgoländer ) sehr ähnlich“, sagt Maren Jessen.
Sölring – Deutsch
Die Besonderheit des Dialektes lässt sich jedoch am besten in der Literaturgeschichte erkennen. So gilt Sölring als umfassendste nordfriesische Dialektliteratur. Bekannte Sölringer sind Jap Peter Hanse und Sohn Christian Peter Hansen die im 18. und 19 Jahrhundert Komödien, Romane und Balladen schrieben. Jens Emil Mungard reiht sich in die Reihe der Sölringe ein. Er schrieb gut 800 Gedichte in der Sylter Mundart.
Dass der Dialekt aus dem Sprachgebrauch immer weiter verschwindet, liegt auch an der Überfremdung. „Bereits Ende des 19. Jahrhunderts hatte man wegen des zunehmenden Fremdenverkehrs Sorge um die Sprache. Sölring galt schon im Westerland als zu bäuerlich und einfach und man sprach, auch wegen der Gäste, lieber deutsch“, sagt die zweite Vorsitzende des Vereins.
Nach dem zweiten Weltkrieg hatte sich die Bevölkerung auf Sylt durch Zuzüge nahezu verdoppelt. Deshalb sei die Sprache von den Schulhöfen und in den Ämtern verschwunden, so Maren Jessen. Die Muttersprache Sölring war damals nicht mehr „zeitgemäß“ und so wurde auch zu Hause oft Deutsch gesprochen, damit die Kinder schneller lernten.
Der Verein „Söl`ring Foriining“ setzt sich deshalb auch für den Erhalt der Sprachkultur ein. Bereits heute gebe es an einigen Schulen wieder wöchentlich Sölring-Unterricht. Und in Kindergarten werde spielerisch mit der Sprache umgegangen, so Jessen.
Vielleicht bleiben also doch noch ein paar truu Söl’ring Liren!“ – treue Sylter Leute.