Norderstedt. Bei Autorin Angelika Svensson dreht sich alles um Banditen, Ganoven und Killer. Ihr neuer Roman heißt „Kielgang“.
„Der Tote lag vor dem ersten Waschbecken hinter dem Eingang. Seine Haltung war seltsam verdreht, als hätte er versucht, sich ins Freie zu schleppen.“ Ein Doppelmord auf Gut Lankenau, wenige Stunden nach einem Musikfest auf dem Lande des Schleswig-Holstein Musik Festivals. Ein 18-Jähriger und ein 20-Jähriger wurden mit einer Pistole hingestreckt. Der 18-Jährige schwebt in Lebensgefahr, der 20-Jährige ist tot. Ein Fall für die Mordkommission Kiel, ein Fall für Lisa Sanders, beschrieben auf Seite 32 des Krimis „Kielgang“ von Angelika Svensson.
Hauptkommissarin Sanders hat es gern genau, doch diesmal sind mehrere Facetten im Spiel, die sie immer wieder aus der Fassung bringen. Da sind beispielsweise der Oberstaatsanwalt Thomas Freiherr von Fehrbach und seine zickige Stiefmutter, da sind zwielichtige Kollegen, und schließlich findet sich die taffe Kommissarin im Rocker-Milieu wieder. Wer aber wollte die beiden jungen Männer aus dem Weg räumen?
Angelika Svensson schrieb „Kielgang“, der renommierte Droemer-Knaur-Verlag gab ihn jetzt heraus. Es ist der zweite Band mit Lisa Sanders und ihrem Ermittlerteam vom K 1. Beide Bände gingen aufgrund der Nachfrage rasch in die zweite Auflage. Ein dritter Band ist in Druck.
Die Norderstedter Autorin bringt schleswig-holsteinisches Lokal-Kolorit. Sie legt sofort spannende Fährten, macht neugierig auf eine verschlossene und bedrohliche Welt, die Welt der Rocker, Drogendealer, Kinderhändler, Waffenschieber und Zuhälter.
Mit raschen Szenenwechseln und minutiösen Situationsschilderungen, die aber nie langweilen, schickt Svensson ihre Leser durch den Krimi und würzt das Ganze mit einer Liebesgeschichte, die keine ist. Oder doch? Oder eine werden soll? Im nächsten Band? Sie lässt Welten aufeinanderprallen, die des Adels mit seinen Landgütern, die der schwerreichen Rockerbanden und die der chronisch unterbezahlten Polizisten.
„Ich liebe Schleswig-Holstein, ich liebe die Ostsee“, sagt Angelika Svensson. Am meisten aber liebt die 61-Jährige, die erst seit 2008 Bücher schreibt, die Hohwachter Bucht. Dort fand sie das Vorbild für ihr Gutsgestüt Lankenau. Der Name ist fiktiv. Alle Namen sind fiktiv. Und es sind viele Namen, die sie in ihren Krimis verarbeitet.
Vor zehn Jahren hatte die gebürtige Hamburgerin, die seit 1972 als Disponentin in den Redaktionen des NDR arbeitet, die erste Idee für ihre Krimis. „Ich gehöre nicht zu denjenigen, die schon im Mutterleib ihre ersten Gedichte geschrieben haben“, sagt sie und lacht. Auch in der Schule stellte sich nicht unbedingt der unstillbare Hunger ein, Eigenes zu Papier zu bringen.
Sie ist zwar Mitglied im „Syndikat“ und bei den „Mörderischen Schwestern“, doch bleibt sie Einzelgängerin, und zwar gern. Schreiben ist eine einsame Angelegenheit, und Angelika Svensson liebt diese Einsamkeit, wenn sie in ihrem Norderstedter Haus im Stadtteil Garstedt ihre Verbrecher-Charaktere entwickelt. Für Band 4 und vielleicht auch schon für Band 5 der Lisa-Sander-Krimis.
Und was liest sie? Die Antwort ist klar: Krimis, skandinavische Krimis. „Die haben eine andere Qualität. Die Skandinavier akzeptieren, dass es einfach nur böse Menschen gibt, von Geburt an böse“, sagt Svensson.
Für „Kielgang“ hat sie sich intensiv mit der Rocker-Szene beschäftigt. Im Internet. „Ich glaube niemanden, der mir erzählen will, er hätte bei den Rockern undercover recherchiert, das wäre Selbstmord“, ist sie überzeugt.