Heide. Mit seinem Kinofilm will der Schleswig-Holsteiner Drehbuchautor Torge Oelrich Deutschlands junge YouTube-Gucker in die Kinos locken.
Der Film läuft gerade 21 Sekunden, da schwappt schon der erste Lacher durch das Heider Kino. Drehbuchautor Torge Oelrich (26) alias Freshtorge weiß, was seine Fans sehen und hören wollen. Nach 90 Minuten Dauer-Blödeln ihrer YouTube-Stars auf der Leinwand verlassen die Zehn- bis Vierzehnjährigen zufrieden die plüschigen Kinosessel.
Später stehen sie - wie die Organisatoren sagen - mit 5000 anderen Teenie-Fans kreischend am Roten Teppich, um „ihren“ Stars möglichst nahe zu sein. Die Premiere des Kinofilms „Kartoffelsalat“ von und mit vielen deutschen YouTube-Stars am Sonntag in Heide war ein Erfolg, freut sich Hauptdarsteller Freshtorge.
Vom Rummel um seinen ersten Kinofilm lässt sich Freshtorge bei der Premiere nicht beeindrucken. Der junge Komiker ist auch auf dem Roten Teppich ein Großer, wirft seinen Fans, die zum Teil schon ab 6.00 Uhr morgens im Regen auf ihn gewartet hatten, Kusshändchen zu.
Das Norddeutsche Komik-Talent hatte sich als Freshtorge mit kurzen Witz-Videos zum Internet-Star geblödelt. Er hat derzeit mehr als 1,5 Millionen Follower. Mit seiner Komödie rund um die Probleme eines pubertierenden und verliebten Schülers will der Schleswig-Holsteiner Deutschlands junge YouTube-Gucker in die Kinos locken.
Der Film ist schnell erzählt: Zwischen oft flachen Witzen mutieren Schüler nach einem Fest plötzlich zu Zombies. In dem Streifen dürfen einige Ältere wie Jenny Elvers (mit Alkoholwitzen) und Otto Waalkes (in Blödelbarden-Manier) mitwirken. „Das hört sich alles so dämlich an“, heißt es am Ende des 90-Minuten-Mix aus Schulkomödie und Zombieparodie. „Ich weiß“, antwortet Freshtorge auf der Leinwand, „aber das hätte man sich beim Filmtitel ja schon denken können“.
„Der Film ist genau der gleiche Blödsinn, den wir auf YouTube machen. Nur der Umfang ist etwas anders, und die Qualität. Wir müssen eine Geschichte erzählen über 90 Minuten, sonst machen wir nur Sketche von drei Minuten“, sagt Freshtorge. In die Rolle des Hauptdarstellers Leo zu schlüpfen sei ihm leicht gefallen: „Ich bin selber auch tollpatschig.“
Regisseur Michael David Pate hatte schon vor dem Start gewarnt: „Es ist kein Kritikerfilm, es ist ein Zielgruppenfilm“. Wen und was er damit meint? „Wir reden von einer relativ jungen Zielgruppe. Die haben einen ganz speziellen Humor“, sagte Pate. „Aber wir haben eine Menge Arbeit und Mühe reingesteckt, auch etwas für die Eltern reinzupacken - so dass alle abgeholt werden.“
Der Filmemacher aus Heide hatte auch sein Kinodebüt in seiner Heimatregion realisiert: 2013 dreht er dort „Gefällt mir“ - ein Thriller, in dem ein Psychopath via Internet im sozialen Netzwerk Facebook mit seinen Serienmorden prahlt. Auch diesen Film brachte er wie „Kartoffelsalat“ gemeinsam mit seinem Bruder Miguel Angelo Pate als Produzent auf die Leinwand. Und der berichtete über den „irren Ritt“ bei der Umsetzung der aktuellen Low-Budget-Produktion.
„Das Ganze fing als Freshtorge-Film an“, sagt Miguel Angelo Pate, „kleines Team, ein Drehort, wenige Darsteller - eine ganz kleine Geschichte in Wesselburen“. Doch aus einem Darsteller seien schnell mehr als 60 geworden, alles habe größere Ausmaße angenommen - bis auf die Drehzeit (die nur während der Ferien in der Schule möglich war, in der Freshtorge als Erzieher arbeitet) und bis auf das Budget (weniger als eine Million Euro).
„Nach wie vor rocken wir das Ganze aus einem kleinen Dorf“, meint Regisseur Michael David Pate. Ziel der beiden Brüder: „YouTube meets Cinema. Wir wollten die Fans und Zuschauer der YouTuber abholen, weil wir gerne Kinofilme machen.“ Am Donnerstag (23. Juli) startet der von Waalkes mitproduzierte Streifen bundesweit in 500 Kinos, auch in Luxemburg und in der Schweiz. In Österreich ist Kinostart am 24. Juli.
Für so manchen Zuschauer jenseits der Zielgruppe empfiehlt es sich, nach „Kartoffelsalat - Nicht fragen!“ auf jeden Fall den Untertitel zu beherzigen - und vielleicht das, was Jenny Elvers im Abspann sagt: „Ich glaube, ich brauche einen Schnaps.“ Für den größten Teil der Zielgruppe wäre der wohl ohnehin verboten.