Helgoland/Cuxhaven. Die “Purple Beach“ wird gekühlt, um die Explosion des mit Düngemittel beladenen Schiffs zu verhindern. Die Situation bleibt angespannt.

Einsatzkräften ist es gelungen, die Rauchwolken über dem havarierten Chemiefrachter in der Nordsee einzudämmen. Die Schiffe "Nordic" und "Neuwerk" hätten sich unter Gasschutzbetrieb bis auf circa hundert Meter an die "Purple Beach" angenähert. "Der Umfang der Rauchwolke wurde seither sichtlich reduziert", so Michael Friedrich vom Havariekommando. Ziel sei es, die Schiffshaut zu kühlen, um weitere Reaktionen des Düngelmittels, das der Frachter geladen hat, einzudämmen.

Durch den westlich von Helgoland in Brand geratenen Hamburger Frachter „Purple Beach“ hat sich in der Nacht zu Mittwoch in mehreren Bereichen an der Nordseeküste eine streng riechende Düngemittel-Wolke gebildet. Das Havariekommando warnt deshalb Anwohner in den Kreisen Wittmund, Friesland, Cuxhaven, Ammerland, Wesermarsch sowie in den Städten Wilhelmshaven und Bremerhaven, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Gefahr würde durch die Wolke nicht bestehen. Mehrere Einwohner hätten in der Nacht zu Mittwoch bei der Polizei angerufen und einen komischen Geruch in der Luft gemeldet, sagte Michael Friedrich. Überwachungsflugzeuge des Havariekommandos versuchen, die Wolke mit Sprühwasser zurückzudrängen.

Noch immer besteht Explosionsgefahr auf dem havarierten Schiff, das etwa 30 Kilomoter von Helgoland in der Deutschen Bucht ankert. Der Frachter „Purple Beach“ war am Montag in der Nordsee in Not geraten, die Besatzung hatte in einem der Laderäume des 192 Meter langen Schiffs Rauchentwicklung bemerkt. Anschließend hatten sie den Laderaum mit Kohlendioxid geflutet, um das Feuer zu löschen. Die 22-köpfige Crew und ein Brandbekämpfungsteam wurden bereits am Dienstagabend vom Schiff zu Untersuchungen in Krankenhäuser geflogen. Schwer verletzt sei allerdings niemand, sagte Friedrich.

Mehrere Rettungsschiffe sind derzeit in sicherem Abstand zu dem Frachter auf See. Sie würden mit speziellen Sensoren messen, ob bestimmte Schadstoffe in der Luft sind. „Noch besteht keine Gefahr für die Umwelt“, sagte Friedrich. Das würde sich allerdings ändern, sollte der Frachter explodieren oder anderweitig Dünger ins Meer geraten.

Die Messung der sogenannten Analytischen Task Force habe ergeben, dass die Situation auf dem havarierten Schiff keinen weiteren Personaleinsatz zulasse, erläuterte das Havariekommando am Dienstagabend. „Wir haben seeseitig und in der Luft einen Sicherheitsradius von fünf Kilometern um das Schiff eingerichtet, da wir chemische Reaktionen wie etwa Explosionen nicht ausschließen können“, sagte Hans-Werner Monsees, Leiter des Havariekommandos.

An der Außenhaut des Schiffs betrug die Temperatur zeitweise 45 Grad. „Man kann daraus aber nur wenige Schlüsse auf die Innentemperatur ziehen“, sagte Friedrich. Die Ursache sei weiterhin unklar. „Wir wissen nicht, was im Laderaum passiert.“ Weiterhin seien keine Menschen an Bord.

Unter den Rettungsschiffen im Umkreis des Frachters ist auch das Mehrzweckschiff „Mellum“. Die „Purple Beach“ unter der Flagge der Marshallinseln liegt etwa 30 Kilometer westlich von Helgoland.

(dpa/HA)