Helgoland. Die “Purple Beach“ hat Düngemittel geladen. Rauchendes Schiff wurde evakuiert. Spezialkräfte messen die Hitze und fürchten Explosion.

Auf dem Frachter „Purple Beach“ in der Deutschen Bucht hat es einen Notfall gegeben, bei dem möglicherweise Düngemittel in Brand geraten ist. Das Havariekommando hat am Montagnachmittag den Luftraum über der Deutschen Bucht gesperrt. Die „Purple Beach“, befindet sich etwa 30 Kilometer westlich von Helgoland und fährt unter der Flagge der Marschallinseln. Das 192 Meter lange Containerschiff der Reederei Macs Maritime Carrier mit Sitz in Hamburg hat Düngemittel geladen.

Der Rauch trat am Montagabend aus einem der Laderäume aus. Die Besatzung habe daraufhin die bordeigene Kohlendioxid-Löschanlage eingesetzt, heißt es in einer Mitteilung des Havariekommandos, das um 2 Uhr morgens die Gesamteinsatzleitung übernahm.

Eine Brandbekämpfungseinheit (BBE) des Havariekommandos und das Mehrzweckschiff „Mellum“ sind seit den frühen Morgenstunden beim Havaristen auf der Tiefwasserreede in der Deutschen Bucht.

Zusätzlich hat das Havariekommando die Analytic Task Force (ATF) alarmiert. Das Ölüberwachungsflugzeug des Havariekommandos wird den Havaristen überfliegen und die Wärmeentwicklung auf dem Schiff messen. Eine weitere Brandbekämpfungseinheit wurde in Bereitschaft versetzt.

„Eine erste Auswertung der Daten einer Brandbekämpfungseinheit zeigt auf, dass es in einem der Laderäume eine Wärmeentwicklung gibt“, teilte Michael Friedrich, Sprecher des Havariekommandos des Bundes und der Küstenländer mit.

Ob es sich dabei um eine offenes Feuer oder eine Reaktion der Ladung handelt, sei unklar, da der betroffene Laderaum geschlossen bleiben müsse. „Es ist nicht klar, was in dem Laderaum passiert“, sagte ein Sprecher des Havariekommandos. Ein abrupte Sauerstoffzufuhr durch das Öffnen des Laderaums könnte einem möglichen Brandherd, weiter entfachen. Sobald wie möglich solle der Laderaum geflutet werden, um die Temperatur zu senken.

Zudem hätten die Einsatzkräfte festgestellt, dass die Atmosphäre auf dem Schiff gesundheitsgefährdend sei. Aufschluss darüber gibt die derzeitige Messung der Analytischen Task Force (ATF). Deshalb hat das Havariekommando das Schiff zunächst vollends evakuiert. Alle Personen die auf der „Purple Beach“ waren, wurden vorsorglich zur Kontrolle in Krankenhäuser geflogen. Zum jetzigem Zeitpunkt wurden mehr als 20 Personen ausgeflogen. Die Messergebnisse der ATF bestimmen das weitere Vorgehen des Havariekommandos. Parallel dazu bereite das Havariekommando, das Fluten des betroffenen Bereiches vor, um die Hitzeentwicklung zu reduzieren.

Der Luft- und Seeraum wurde vom Havariekommando in einem Sicherheitsradius von fünf Kilometern um das Schiff gesperrt, um den Einsatzkräften höchstmöglichsten Handlungsspielraum zu geben. Das Havariekommando hat unterdessen das Mehrzweckschiff „Neuwerk“ in das Einsatzgebiet geschickt. Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) hat drei Seenotkreuzer zur Unglücksstelle geschickt.

Das Havariekommando ist eine gemeinsame Einrichtung des Bundes und der Küstenländer. Es hat am 1. Januar 2003 seinen Dienst aufgenommen und gewährleistet ein gemeinsames Unfallmanagement auf Nord- und Ostsee. (ced)