Lübeck. Auf Gedenkfeier zum 70. Jahrestags des Endes des Zweiten Weltkriegs wurde besonders die deutsch-britische Versöhnung gewürdigt.

Mit einer ökumenischen Andacht und einer Feierstunde in der Lübecker St. Marienkirche hat am Montag der schleswig-holsteinische Landtag an das Kriegsende vor 70 Jahren erinnert. Deutschland habe sich lange schwer mit dem Begriff der Befreiung getan, sagte Landtagspräsident Klaus Schlie (CDU) vor mehreren hundert Gästen. Dabei sei der Aspekt der Befreiung vom Nationalsozialismus der entscheidende Blickwinkel auf dieses Datum deutscher Geschichte, sagte er. Dem britischen Botschafter Sir Simon McDonald dankte Schlie für die Unterstützung der damaligen britischen Besatzungsmacht beim demokratischen Neuanfang Schleswig-Holsteins.

„Der Anfang der Besatzung war zugleich auch der Anfang, aus dem ein demokratisches Westdeutschland und schließlich ein geeintes, demokratisches, friedliches Europa entstand“, sagte der Landtagspräsident. Zugleich dürfe Deutschland nie vergessen, wieviel Leid, Gewalt und Zerstörung es durch den Zweiten Weltkrieg über die Welt gebracht habe, mahnte Schlie in der gemeinsamen Gedenkfeier des Landes, der Hansestadt Lübeck und der beiden großen Kirchen.

Landesbischof Gerhard Ulrich rief dazu auf, die Last der Schuld am Krieg nicht zu verdrängen. „Das Christentum ist keine Religion der Schlussstriche. Ohne Erinnerung haben wir keine Zukunft“, sagte Ulrich. Für das Erzbistum Hamburg erinnerte Erzbischof Stefan Heße an den evangelischen Lübecker Pastor Karl Friedrich Stellbrink, der 1943 zusammen mit drei katholischen Lübecker Geistlichen von den Nationalsozialisten ermordet wurde. „Pastor Stellbrink war mutig genug, das Unrecht beim Namen zu nennen, und damit den Appell nach Beendigung dieser Katastrophe, nach Umkehr zu verbinden“, sagte er.

Die Lübecker Marienkirche gehört seit 1971 zur weltweiten ökumenischen Nagelkreuzgemeinschaft, die sich für Frieden und Versöhnung einsetzt. Sie ist auf Initiative der Kathedrale von Coventry entstanden, die 1940 von deutschen Bombern zerstört wurde. Die Gemeinschaft setzt sich für Frieden und Versöhnung ein.