Lübeck . Der Finanzbeamte wollte den Einzug von sechs Kriegsflüchtlingen verhindern. Am Donnerstag beginnt der Prozess. Hat er die Tat allein begangen?

Ein 38 Jahre alter Finanzbeamter aus Escheburg im Kreis Herzogtum Lauenburg muss sich von Donnerstag (7. Mai) an wegen des Verdachts der Brandstiftung verantworten. Der 38 Jahre alte Familienvater hatte gestanden, dass er durch ein Feuer verhindern wollte, dass am nächsten Tag sechs irakische Kriegsflüchtlinge in die Doppelhaushälfte in einem Neubaugebiet am Rand der 3500-Einwohnergemeinde einziehen. Bei einer Verurteilung droht dem 38-Jährigen eine Haftstrafe von bis zu zehn Jahren.

Der geständige Angeklagte befindet sich auf freiem Fuß. Ein Haftrichter hatte den Haftbefehl unmittelbar nach der Verkündung gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt. Dem 38-Jährigen wird vorgeworfen, am 9. Februar durch ein beschädigtes Fenster im Erdgeschoss Pinselreiniger aus einem Kanister in das Haus gegossen und die Flüssigkeit angezündet zu haben. Dadurch gerieten eine Jalousie und Teile des Fußbodens in Brand, das Haus wurde unbewohnbar.

Der 38-Jährige hat die Tat gestanden

DNA-Spuren an einem abgebrannten Streichholz und dem Kanisterdeckel vor dem Fenster führten die Ermittler schnell auf die Spur des 38-Jährigen. Er wurde knapp zwei Wochen nach dem Anschlag unter dringendem Tatverdacht festgenommen und dem Haftrichter vorgeführt. Dort wiederholte er sein Geständnis, dass er bereits bei der Polizei abgelegt hatte.

Die Staatsanwaltschaft geht nach Angaben ihres Sprechers davon aus, dass der Angeklagte die Tat allein begangen hat. Wenige Stunden vor dem Brand waren allerdings 15 aufgebrachte Bewohner der Neubausiedlung im Amt Hohe Elbgeest ins Büro der Leitenden Verwaltungsbeamtin Brigitte Mirow gestürmt. Dort hatten sie lautstark ihrem Unmut über die geplante Unterbringung von sechs Männern aus dem Irak Luft gemacht und beklagt, von der Gemeinde zu spät informiert worden zu sein. Unter den Beschwerdeführern war auch der Angeklagte, der sich besonders aggressiv gegen die Neuankömmlinge geäußert haben soll.

Inzwischen ist die Flüchtlingsunterkunft in Betrieb

„Inzwischen wird das gesamte Doppelhaus wie geplant für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt“, sagte Mirow. Aktuell leben in dem Ort vor den Toren Hamburgs etwa 15 Flüchtlinge. Probleme habe es seit dem Anschlag vom 9. Februar nicht mehr gegeben, sagte sie.

Für den Prozess hat das Gericht zunächst zwei Verhandlungstage geplant. Es sind elf Zeugen geladen. „Wir rechnen mit einem großen Interesse der Öffentlichkeit, deshalb haben wir den Prozess extra in unseren größten Verhandlungssaal verlegt, sagte der Pressesprecher des Landgerichts, Stephan Bahlmann. (dpa)