Sylt. Das erste Restaurant auf der Insel muss bereits schließen. Auch Auszubildende werden gesucht. 108 Lehrstellen sind frei.
In wenigen Tagen, am 1. Mai, beginnt auf Deutschlands beliebtester Urlaubsinsel die Hauptsaison. Hunderttausende Touristen werden dann wieder Sylt ansteuern. Doch die Nordseeinsel hat ein großes Problem, das sich von Jahr zu Jahr verschärft: Es gibt in der Hotellerie und Gastronomie einen massiven Arbeitskräftemangel. 220 Stellen sind laut der Agentur für Arbeit zurzeit nicht besetzt.
Wie ernst die Lage ist, zeigt ein Beispiel aus Keitum. Das renommierte Restaurant Karsten Wulff hat nach 21 Jahren seine Türen für immer geschlossen: „Ein großer Mangel an ausgebildeten Fachkräften macht es uns zunehmend unmöglich, ein kleines Haus wie dieses verlässlich auf hohem Niveau zu führen“, sagt Inhaber Karsten Wulff. „Deutsche Fachkräfte zu bekommen, ist so gut wie unmöglich“, bestätigt Christiana Kreis, die das Hotel Miramar in Westerland führt.
Grund für den Mangel an geeignetem Personal sind vor allem die hohen Wohnungskosten. „Vielen ist Sylt wohl schlichtweg zu teuer, um hier zu arbeiten,“ sagt Nikolas Häckel, der am 1. Mai sein Amt als parteiloser Bürgermeister der Gemeinde Sylt antritt.
Es gebe deutlich zu wenig bezahlbaren Wohnraum. So sieht es auch die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). „Die Lebenshaltungskosten können sich Menschen, die in einer ziemlich schlecht bezahlten Branche wie Gastronomie und Hotellerie arbeiten, nicht leisten“, so Finn Petersen, NGG-Geschäftsführer in der Region Schleswig-Holstein-Nord.
Bezahlbarer Wohnraum soll geschaffen werden
Wer auf Sylt arbeiten und wohnen möchte, muss einen hohen Preis bezahlen. Nach Angaben von Tom Kirst, geschäftsführender Gesellschafter von Dahler & Company Sylt, werden bei einem Erstbezug gut 20 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter verlangt, und das für Wohnungen ohne große Extras zum Beispiel in Westerland. „Die angespannte Marktlage bestimmt den Preis“, so der Makler. Viele Hoteliers und Gastronomen haben inzwischen reagiert und Wohnungen für die Mitarbeiter bereitgestellt. „Es wird schon einiges getan, um adäquaten und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Aber da gibt es noch viel zu tun“, sagt Claas-Erik Johannsen, Sprecher der Fachgruppe Hotels vom Dehoga (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband) Sylt. Denkbar seien gemeinsame Initiativen mit Bauherren und öffentlicher Hand, um Häuser für Mitarbeiter und Auszubildende zu errichten, so der Hotelier.
Auch die Kommune handelt. „Die Gemeinde Sylt wird 500 neue Wohnungen bauen, davon knapp 250 bis April 2017, um den Menschen, die hier leben und arbeiten wollen, bezahlbaren Wohnraum anbieten zu können“, kündigt der künftige Bürgermeister Nikolas Häckel an.
Doch die Personalnot dürfte zunächst noch größer werden. Es fehlt der Nachwuchs. Die IHK Flensburg meldet 108 freie Lehrstellen für Hotels und Restaurants auf Sylt. Ausbildungsbeginn ist am 1. September. 550 Euro pro Monat beträgt der Lohn im ersten Lehrjahr. Zu wenig zum Leben auf Sylt.