Schleswig-Holstein Musik Festival widmet sich russischen Komponisten Peter Tschaikowsky. 14 Konzerte im Kreis Pinneberg angekündigt.
Kreis Pinneberg. Im 30. Jahr des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF) steht der russische Komponist Peter Tschaikowsky (1840 bis 1893) im Zentrum des musikalischen Geschehens. Dem österreichischen Percussion-Star Martin Grubinger ist in diesem Jahr das Solistenporträt gewidmet. Darüber hinaus treten renommierte Künstler wie Martha Argerich, Klaus Maria Brandauer, Thomas Hampson, Al Jarreau, Lang Lang, Mischa Maisky, Xavier de Maistre, Midori, Anne-Sophie Mutter, Sergei Nakariakov, Maurizio Pollini, Gregory Porter, Daniil Trifonov und das London Philharmonic Orchestra beim Musikfestival auf.
Insgesamt 178 Konzerte, fünf „Musikfeste auf dem Lande“ und zwei Kindermusikfeste werden in 60 Orten an 104 Spielstätten in Schleswig-Holstein, Hamburg, im Süden Dänemarks und im Norden Niedersachsens veranstaltet, davon 14 Konzerte in Elmshorn, Rellingen, Haseldorf, Schenefeld und Wedel (siehe Info). Viele Musiker setzen sich spielerisch mit Tschaikowsky auseinander und widmen sich neben den drei Hauptwerken Schwanensee, Nussknackersuite und Dornröschen auch jenen Werken, die es sonst nur selten in die Konzertsäle schaffen. So werden auch die Rokoko-Variationen, Klavierkonzerte und -sonaten des Komponisten zu hören sein, der zu Lebzeiten auch Hamburg und Lübeck besuchte.
„Unsere Peter Tschaikowsky gewidmete Retrospektive bringt prominente Werke in herausragenden Interpretationen auf die Bühne und rückt weniger Bekanntes ins musikalische Scheinwerferlicht“, sagt Festivalintendant Christian Kuhnt. „Dabei ist es uns wichtig, im engen Dialog mit unseren Künstlern das Schwerpunktthema mit Leben zu füllen. Das gilt auch für unseren Porträtkünstler Martin Grubinger, der die Vielfalt seines Könnens in vielen, von ihm eigens konzipierten Programmen präsentieren wird – mit Leib und Seele.“
Kuhnt hatte 2014 als neuer Intendant einen anderen Weg eingeschlagen. Das Festival widmet nun wechselnden Komponisten eine Retrospektive. Von 1996 bis 2013 war das künstlerische Konzept von jährlich wechselnden Länderschwerpunkten geprägt und ist rund um den Globus gereist – von Finnland bis Japan, von den USA bis Russland.
Multipercussionist Grubinger, der unter anderem in Elmshorn und Haseldorf auftritt, gilt als einer der weltbesten Marimbaphon-Spieler. Ersten Unterricht erhielt er von seinem Vater, Martin Grubinger senior, einem Schlagzeuger und Lehrer am Mozarteum, der in der Elmshorner Reithalle mit von der Partie ist. Später studierte der Österreicher am Bruckner-Konservatorium und am Mozarteum in Salzburg. Er stellt das Schlagwerk als Soloinstrument in den Mittelpunkt des klassischen Konzertbetriebs und füllt weltweit große Konzerthallen wie die Carnegie Hall in New York, den Concertgebouw in Amsterdam, den Palais des Beaux Arts in Brüssel oder die Philharmonien von Köln und Luxemburg. Sein Repertoire reicht von solistischen Werken über kammermusikalische Programme, unter anderem mit seinem Percussive Planet Ensemble oder den Pianistinnen Ferhan und Ferzan Önder.
Auch gesellschaftlich ist er engagiert, äußerte sich gegen Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit und thematisiert dies in Workshops. 2010 sagte er aus Protest gegen die Wiedervereinigung der rechtspopulistischen Parteien BZÖ und FPÖ ein Konzert beim Carinthischen Sommer ab und will in Kärnten erst wieder auftreten, „wenn dort ein Klima herrscht, das sich auch dem Multikulturellen, dem Miteinander, dem Zusammenhalt verschiedener Traditionen, verschiedener Völker, verschiedener Einflüsse auch wieder verbunden fühlt“.
Grubinger zeigt während des SHMF auch seine pädagogische Seite. Er wird mit Profi-Schlagzeugern aus Venezuela, Burkina Faso, Brasilien, Argentinien und Chile zum SHMF anreisen, um 80 jungen Trommelenthusiasten in einem zweitägigen Workshop konzertreif zu trimmen. Dieser richtet sich an Jugendliche ab 13 Jahren. Zunächst erlernen die Teilnehmer, die keine Vorkenntnisse benötigen, die Grundlagen der verschiedenen Schlagtechniken. Anschließend erarbeiten die Dozenten mit ihnen ein rasantes Programm, das sie am 19. Juli in der Holstenhalle zu Neumünster präsentieren.
Gleich doppelt Grund zum Feiern hat Christoph Eschenbach. Der Pianist, Pädagoge und Dirigent wurde mit dem Ernst von Siemens Musikpreis 2015 für ein Leben im Dienst der Musik ausgezeichnet. Das Festivalorchester, das er seit Anbeginn prägt, feiert seinen Chefdirigenten in diesem Sommer bei einer großen Gala zu seinem 75. Geburtstag. Mit dabei sind Stars wie Lang Lang, Midori und Michaela Kaune, denen Christoph Eschenbach am Anfang ihrer Karriere als Mentor zur Seite stand.
Seit seiner Gründung 1986 gehört das SHMF zu den herausragenden internationalen Kulturereignissen. Herrliche Schlösser und Herrenhäuser, Scheunen und Ställe sowie die schönsten Kirchen Schleswig-Holsteins, aber auch so ungewöhnliche Orte wie Werften und alte Industriehallen bilden eine stimmungsvolle Kulisse für Darbietungen. Auch im Kreis Pinneberg ist das SHMF fest verankert.