Der Fall Uli Hoeneß war eine Ausnahme: Bei Selbstanzeigen sind die Pro-Kopf-Erträge in Schleswig-Holstein und Hamburg bundesweit am höchsten.
Kiel/Hamburg. In Sachen Steuerhinterziehung ist Baden-Württemberg spitze – aber nur, wenn es um die Zahl der Menschen geht, die sich wegen Steuervermeidung selbst angezeigt haben. Betrachtet man bei den Selbstanzeigen die Höhe der Steuerschuld pro Steuersünder, liegt der Norden weit vorn. Das geht aus einem Bericht der „Bild“-Zeitung von Mittwoch hervor.
Wie die Zahlen der Finanzministerien aller 16 Bundesländer ergeben, haben sich seit 2010 in Schleswig-Holstein 1203 Personen selbst angezeigt. Der Betrag, den die Finanzämter im nördlichsten Bundesland pro Selbstanzeiger nachkassierten, lag im Schnitt bei 130.507 Euro. Damit toppte Schleswig-Holstein sogar noch das vermeintlich besonders reiche Hamburg. In der Hansestadt meldeten sich seit 2010 exakt 2231 Menschen wegen Steuervermeidung freiwillig beim Finanzamt und bescherten damit dem Stadtstaat zusätzlich 81.098 Euro pro Kopf an Steuern.
Im Vergleich: In Baden-Württemberg meldeten sich 23.016 Personen bei den Finanzämtern, um zu gestehen, dass sie fällige Steuern nicht gezahlt haben. Pro Kopf machte das aber lediglich 22.951 Euro aus.
In Bayern zeigten sich 12.600 Menschen mit einer zusätzlichen Durchschnitts-Steuerschuld in Höhe von 78.413 Euro selbst an. Die wenigsten Selbstanzeigen wurden mit 65 in Sachsen Anhalt gezählt, die pro Person dem Staat allerdings 63.675 Euro Steuern vorenthalten hatten.
Niedersachsen liegt in Sachen Selbstanzeigen auf Platz 4. Dort brachten 10.686 Menschen ihre Steuerschuld (pro Kopf 51.000 Euro zusätzlich an Steuern) zur Anzeige. In Mecklenburg-Vorpommern meldeten sich 198 Personen, um ihre Steuerschulden anzuzeigen (pro Kopf zusätzlich 10.102 Euro). Die Finanzämter wollten auf Anfrage nicht verraten, in welchen Gemeinden die größten Steuersünder sitzen, die sich reuig gezeigt haben.
Nur bei spektakulären Prozessen wie im Fall des Bayern-Präsidenten Uli Hoeneß oder der Frauenrechtlerin Alice Schwarzer gelangen Details an die Öffentlichkeit. Dann geht es meist darum, ob die Selbstanzeigen korrekt abgegeben wurden.