„Sylt ist eine Legende“, sagte die ehemalige CSU-Politikerin. Mehrere Personen von der Insel seien an sie herangetreten, um sie zu einer Kandidatur zu ermutigen. Die Sylter CDU wäre wenig begeistert.
Westerland. Die Großgemeinde Sylt sucht einen neuen Bürgermeister, und (fast) jeder kann sich bewerben. Seit einigen Tagen hält sich hartnäckig das Gerücht, dass Ex-CSU-Politikerin Gabriele Pauli für den Posten kandidieren will.
Petra Reiber, 55, hat sich aufgerieben. Nach fast 24 Bürgermeisterjahren wird sie Ende April kommenden Jahres ausscheiden. Damit wird der Traumjob auf Deutschlands schönster, teuerster und prominentester Ferieninsel frei. Die Bewerbungsfrist endet am 27. Oktober.
Pauli bestätigte der „Sylter Rundschau“, dass „Personen von der Insel“ mit dem Vorschlag einer Kandidatur an sie herangetreten sind. Noch gibt sich die 56-Jährige allerdings zurückhaltend. „Es wird sich alles zeigen. Ich möchte aber die Gespräche fortführen, die Kontakte halten“, sagte sie der „Sylter Rundschau“. Seit Pauli im September vergangenen Jahres aus dem Bayerischen Landtag ausgeschieden ist, sucht sie nach einer neuen beruflichen Herausforderung.
„Bürgermeister zu sein, wäre eine Ehre“
Rund 14.000 Einwohner hat die Großgemeinde Sylt, die aus Westerland, Sylt-Ost und Rantum besteht. 60 Prozent der Inselfläche und 70 Prozent der Insulaner gehören dazu. Im Sommer lässt der Tourismus die Bevölkerung anschwellen. Bis zu 150.000 Menschen leben dann auf der Nordseeinsel. Eine interessante Aufgabe. Sylt sei Pauli zwar nicht unbekannt, aber mit den politischen Themen vor Ort kam sie bislang nicht in Berührung.
Doch dass sie die Bekundungen an ihrer Person nicht kalt lassen, kann Pauli nicht beiseite schieben. „Sylt ist eine Legende. Deshalb kann ich so eine Anfrage nicht einfach beiseite schieben. Die Insel hat einen besonderen Charakter und dort Bürgermeister zu sein, wäre eine Ehre“, so Pauli.
Die Sylter CDU wäre von einer Initiative Paulis wenig begeistert. „Sie entspricht überhaupt nicht unserem Anforderungsprofil“, sagte der Sylter CDU-Vorsitzende Oliver Ewald der „Sylter Rundschau“. „Wir haben bereits andere Kandidaten, die diesem Profil wesentlich näher kommen.“
Christian Thiessen von der Piratenpartei musste bei dem Gerücht um Pauli zwar zunächst schmunzeln, betonte aber im Bezug auf eine mögliche Kandidatur. „Sie hat durchaus fachliche Kompetenzen aus ihrer Zeit als Landrätin, auch Übung im richtigen Umgang mit der Presse.“ Zudem könne sie eine Gemeinde gut nach außen vertreten, so Thiessen weiter. Erik Kennel von Sylter Wählergemeinschaft (SWG) würde zumindest eine Bewerbung von Pauli prüfen. „Aber aktuell liegt ja noch nichts vor.“
Anteil an Sturz Stoibers
Pauli wurde 1990 mit 32 Jahren die damals jüngste Landrätin Deutschlands – im mittelfränkischen Wahlkreis Fürth. In der CSU hatte Pauli 2007 maßgeblichen Anteil am Sturz des ehemaligen Parteichefs und bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber: Er gab nach Vorwürfen einer Bespitzelung Paulis und darauf folgenden monatelangen innerparteilichen Querelen im September 2007 beide Ämter ab. Pauli bewarb sich anschließend selbst für den CSU-Vorsitz, scheiterte erwartungsgemäß und verließ die Partei.
Comeback-Versuche bei den Freien Wählern blieben ohne Erfolg: Die einstige CSU-Rebellin war 2008 für die Freien Wähler in den bayerischen Landtag gewählt worden. Ein Jahr später schloss die Fraktion sie aus, weil sie darauf bestand, eine eigene Partei zu gründen und bei der Bundestagswahl anzutreten. Ihre neue Partei Freie Union wurde wegen formaler Mängel aber nicht zur Bundestagswahl zugelassen und trat nur mit einigen Direktkandidaten an.
Danach saß Pauli als Parteilose in Bayerns Landtag. Im September 2013 veröffentlichte die Politikerin ihre Autobiografie "Rote Rebellin: Fortschritt braucht Provokation" – in der sie hart mit ihren früheren Parteien abrechnete.