Einst waren die beiden Nachbarn im Norden Erzrivalen. Doch 150 Jahre nach der Schlacht an den Düppeler Schanzen, in der tausende Soldaten auf preußischer und dänischer Seite starben, überwiegt Dankbarkeit für die heutige Verbundenheit.

Düppel. Die Menschen sind schwarz gekleidet. Es sind Krieger, die sich bekämpfen, bis sie einander in den Armen liegend untergehen. Dann, zurückgeworfen aufs nackte Menschsein, entsteht eine neue Generation, die sich die Hand reicht. Die Tanzszene auf der Bühne im süddänischen Düppel ist die einzige, in der es noch einmal kurz martialisch wird. Ansonsten überwiegt am 150. Jahrestag der Schlacht an den Düppeler Schanzen die Dankbarkeit, dass Deutsche und Dänen nach jahrzehntelanger Feindschaft zu Freunden wurden.

Mit offiziellen Zeremonien und vielen Veranstaltungen gedenken Vertreter beider Länder am Freitag gemeinsam des Kriegsgeschehens. Die dänische Königin Margrethe II., die am vergangenen Mittwoch ihren 74. Geburtstag feierte, betont, die Versöhnung sei keine Selbstverständlichkeit gewesen. „Ob dänisch oder deutsch, für alle war der Verlust gleichermaßen schmerzlich. Denn der Schmerz kennt keine nationale Zugehörigkeit.“

Der 18. April 1864 sei nie vergessen worden, habe sich aber von einer offenen Wunde zu einem in Ehren gehaltenen Gedenktag gewandelt. Jener 18. April war der entscheidende Tag im Deutsch-Dänischen Krieg, an dessen Ende das kleine skandinavische Königreich ein Drittel seiner Fläche abtreten musste – Schleswig, Holstein und Lauenburg gingen an Preußen und Österreicher. Preußen waren es auch, die vor 150 Jahren die Schanzen erstürmten – eine Schlacht, die sich tief vor allem in das dänische Gedächtnis eingegraben hat.

Dänemarks sozialdemokratische Premierministerin Helle Thorning-Schmidt spricht von einer „Niederlage, die Dänemark als Nation verändern sollte“. Allerdings sei daraus das moderne Dänemark erwachsen. Zudem würdigt sie das heutige Verhältnis von Dänen und Deutschen: „Aus Feindschaft wurde Nachbarschaft, aus Nachbarschaft wurde Freundschaft.“

Der deutsche Botschafter in Kopenhagen, Michael Zenner, sagt: „Hier im Grenzland sehen wir jeden Tag gelebtes Europa.“ Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) spricht von einem „gemeinsamen nordischen Lebensgefühl“. Auf dem einstigen Schlachtfeld, auf dem die Königin und zahlreiche andere Vertreter beider Länder aus Politik und Militär zuvor Kränze niedergelegt hatten, tummeln sich anschließend tausende Menschen aus beiden Ländern: Friedliche Völkerwanderung auf den Schanzen.

Familien, Senioren, Teenager besuchen die Schauplätze der Vergangenheit, sprechen mit Schauspielern in historischen Kostümen oder sehen zu wie Laffetten-Kanonen abgefeuert werden. Am Nachmittag wird es beim dänisch-deutschen Gottesdienst in der Sct. Marie Kirke in Sonderburg noch einmal nachdenklich. Bischöfin Marianne Christiansen aus Hadersleben und der designierte Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein Gothart Magaard halten den Gottesdienst gemeinsam.

An diesem Karfreitag singt die Gemeinde die Strophen des Liedes „O Haupt voll Blut und Wunden“ in beiden Sprachen, und auch historische Texte von preußischen und dänischen Soldaten werden vorgetragen – „für manchen von uns wird bald die Stunde des Abschieds geschlagen haben“, heißt es da. Auf der Königsschanze zeigt sich den Tag über die heutige Verbundenheit. Zum Abschluss der offiziellen Zeremonie singen die Menschen gemeinsam „Du skønne Land“ – du schönes Land.