Wo muss man vor dem Abitur wie lange zur Schule gehen? Viele westliche Bundesländer besinnen sich wieder auf die längere Schuldauer zurück.

Hannover. Das klassische Abitur nach 13 Jahren Schulzeit erlebt im Westen Deutschlands eine Renaissance – zumindest dort, wo man den Eltern freie Wahl lässt. Eine Übersicht über die Entwicklung in den Ländern:

BADEN-WÜRTTEMBERG hat 44 Modell-Gymnasien die Rückkehr zur 13. Klasse erlaubt. Die SPD verlangt, dass 120 ganz oder teilweise zum alten Modell zurückkehren dürfen, was die Grünen als Regierungspartner aber bislang vereitelt haben. Die 44 Gymnasien sind völlig überlaufen.

BAYERN hat nach Elternprotesten ein „Flexibilisierungsjahr“ eingeführt: Gymnasiasten können in der Mittelstufe auf Wunsch ein zusätzliches Schuljahr mit Förderangeboten einlegen. Das Angebot wird aber bisher kaum angenommen. Die Freien Wähler sammeln Unterschriften für einen Volksentscheid, damit Eltern Wahlfreiheit erhalten. Die erste Hürde ist bereits genommen.

In BREMEN wird das Abi an den Gymnasien nach zwölf Jahren Schulzeit abgelegt, an den Oberschulen – sie sind mit Gesamtschulen vergleichbar – nach dreizehn Jahren. Einen Plan, G8 an Gymnasien abzuschaffen, gibt es nicht.

HAMBURG hat eine ähnliche Regelung wie Bremen. Eine Elterninitiative „G9-Jetzt-HH“ will auch an den Gymnasien zum Abitur nach 13 Jahren zurückkehren und hat die dafür notwendige Volksinitiative erfolgreich gestartet.

HESSEN hat Wahlfreiheit eingeführt. Aufgrund der Elternnachfrage wird geschätzt, dass dort bald nur noch jedes fünfte Gymnasium das Turbo-Abi in 12 Schuljahren anbieten wird.

NIEDERSACHSEN strebt eine Reform des Abiturs an. Erwartet wird, dass die Niedersachsen als erstes Bundesland zum generellen Abitur nach 13 Schuljahren zurückkehren. Pläne gibt es für ein „Abitur im eigenen Takt“, etwa für Schüler mit Spitzenleistungen, die dann nach 8 Jahren die Reifeprüfung ablegen.

NORDRHEIN-WESTFALEN hat 13 Gymnasien die Rückkehr zum Abitur nach 9 Gymnasialjahren erlaubt – im Rahmen eines Modellversuchs. An den übrigen 614 Gymnasien ist das Abitur nach 8 Jahren üblich. An Gesamtschulen, Sekundar- und Gemeinschaftsschulen und Berufskollegs wird das Abitur in der Regel nach 13 Schuljahren abgelegt.

RHEINLAND-PFALZ hat bei dem Streit als einziges West-Bundesland gut lachen, weil es auf den generellen G8-Zug nicht aufgesprungen ist. Schon immer gab es für gute Schüler die Möglichkeit, das Abitur nach 7,5 bis 8 Gymnasialjahren abzulegen. Die Regel sind aber 8,5 Jahre.

SAARLAND hat ein Zwei-Säulen-Modell: Am Gymnasium gibt es das Abitur nach 12 Jahren, an der Gemeinschaftsschule nach 13 Jahren.

SCHLESWIG-HOLSTEIN hat Wahlfreiheit für die Schulträger eingeführt. Das sind meist die Kommunen. In der Regel bieten die Gymnasien das Turbo-Abi nach 8 Jahren an. Neun Gymnasien sind zum 9-jährigen Bildungsgang zurückgekehrt, an vier Gymnasien kann zwischen G8 und G9 gewählt werden. An den Gemeinschaftsschulen sind 13 Jahre üblich.

BERLIN: Eltern, die 13 Schuljahre bis zum Abitur bevorzugen, können ihre Kinder an integrierten Schulformen anmelden. An den Gymnasien wird das Abitur nach 12 Jahren abgelegt. In Berlin verzeichnen die integrierten Schulen inzwischen mehr Anmeldungen als die Gymnasien.

NEUE BUNDESLÄNDER: An den Gymnasien wird das Abitur in der Regel nach 12 Schuljahren abgelegt.