Zum neuen Schuljahr will der Senator Hamburgs Gymnasiasten den Alltag auf dem Weg zum Abitur erleichtern. Dazu gehört neben einer Reduzierung der Hausaufgaben eine verbindliche Anzahl an Wochenstunden.

Hamburg. Der Senat will Hamburgs Gymnasiasten, die in acht Jahren zum Abitur kommen, entlasten und ihren Schulstress mindern. Dazu hat Schulsenator Ties Rabe am Freitag ein Bündel von Änderungen vorgestellt, die zum Beginn des kommenden Schuljahrs nach den Sommerferien wirksam werden sollen: Zum einen soll die Zahl der Wochenstunden in den einzelnen Klassenstufen künftig verbindlich festgeschrieben werden, wobei 34 als absolute Obergrenze gilt. Ausnahmen sind nur dann möglich, wenn Schüler freiwillig eine dritte Fremdsprache lernen oder sich für ein altsprachliches Gymnasium entschieden haben.

An der von der Kultusministerkonferenz vorgegebenen Gesamtzahl von 265 Wochenstunden bis zum Abitur ändert sich nichts. Die Schulen, in deren Ermessen die Verteilung der Wochenstunden bisher gestellt war, bekommen nun aber eine klare Vorgabe. An einigen Gymnasien haben die Schüler in manchen Jahrgängen bisher 36 oder 37 Stunden Unterricht in der Woche.

Zweitens sollen die Gymnasiasten künftig nicht mehr als fünf beziehungsweise sieben Hausaufgaben in der Woche bekommen. Es gilt: In den Hauptfächern Deutsch, Mathe und Englisch sowie später in der zweiten Fremdsprache darf jede Woche eine Hausaufgabe gegeben werden, in den Nebenfächern jede zweite Woche eine – das macht nach Rabes Rechnung in den fünften und sechsten Klassen jeweils fünf Hausaufgaben pro Woche, von der siebten Klasse dann sieben Hausaufgaben. Über deren Umfang ist nichts gesagt.

Schließlich sollen drittens die Klausurtermine besser über das Schuljahr verteilt werden, damit sie sich nicht in einigen wenigen Wochen ballen wie bisher. Jede Schule muss künftig innerhalb der ersten zehn Tage nach Schuljahresbeginn einen verbindlichen Klausurenplan erstellen und Eltern und Schülern aushändigen. Dabei gilt: Mehr als zwei Klausuren pro Woche sind verboten. Die 25 bis 30 Klausuren oder Klausurersatzleistungen, die pro Schuljahr für jeden Schüler anstehen, seien leicht auf die 39 Unterrichtswochen zu verteilen, glaubt Rabe. Für die neuen Regeln ist eine Schulgesetzänderung notwendig, die die Bürgerschaft noch auf den Weg bringen muss.

Rabe nimmt Sorgen der Eltern ernst

„Die Einführung von G8 in Hamburg ist im Jahr 2002 überstürzt auf den Weg gebracht worden“, sagte Rabe. Obwohl die Bildungspläne überarbeitet und vielfach Doppelstunden eingeführt worden seien, gebe es im Schulalltag immer wieder hohe Belastungszeiten. „Wir nehmen die Sorgen der Eltern und Jugendlichen ernst und wollen den Schulalltag weiter verbessern“, so der SPD-Politiker.

Rabe betonte, diese Vorschläge hätten nichts mit der Initiative zur Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren zu tun. „Hierbei handelt es sich nicht um Teile eines großen taktischen Spiels rund um die Frage G8, G9“, sagte er.

Gleichwohl sollten die gemeinsam mit den Schulleitungen der Gymnasien erarbeiteten Vorschläge jetzt auch mit der Elterninitiative „G9-Jetzt-HH“ diskutiert werden. „Die Maßnahmen sind aber nicht Teil eines großen taktischen Spiels rund um G8/G9“, versicherte Rabe.

Das wird Mareile Kirsch mit Interesse vernommen haben. Die Initiatorin des Volksbegehrens, das eine Rückkehr zum neunjährigen Abitur als eine Option an allen Hamburger Gymnasien anstrebt, saß bei der Pressekonferenz hinten im Saal. Sie hatte jedoch schon klargestellt, dass ihr die Verbesserungsvorschläge für den Schulalltag im achtjährigen Gymnasium nicht ausreichen.

„G9-Jetzt-HH“ arbeitet inzwischen auch mit Initiativen aus anderen Bundesländern zusammen, die geschlossen eine Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren fordern. Astrid Schulz-Evers vom Schleswig-Holsteinischen Elternverein verwies am Rande der Kultusministerkonferenz in Berlin auf Feuerwehren, Musikschulen und Fußballvereine im Norden, die einen Mitgliederschwund beklagten und dies unter anderem auf die beschränkte Freizeit von Gymnasiasten zurückführten.