Eine gewaltige Explosion bringt ein Mehrfamilienhaus in Itzehoe zum Einsturz. Mit Spürhunden und Spezialgeräten suchen die Helfer noch Stunden nach dem Unglück nach Vermissten.

Itzehoe. Knapp elf Stunden nach der schweren Explosion in einem Mehrfamilienhaus in Itzehoe ist die Zahl der Todesopfer auf drei gestiegen. Nach Angaben der Polizei wurde am Montagabend eine „männliche Person“ aus den Trümmern gezogen. Zuvor waren bereits ein 36 Jahre alter Hausbewohner und ein 58 Jahre alter Bauarbeiter tot geborgen worden. Ein Mensch wird weiter vermisst. Insgesamt wurden bei der Explosion um 9.00 Uhr nach Polizeiangaben 15 Menschen verletzt – zwei von ihnen schweben in Lebensgefahr, zwei weitere kamen mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus.

Die Feuerwehr sucht mit einem Bio-Radargerät, das Atem- oder Pulsbewegungen von Lebewesen unter Trümmern registriert, nach dem letzten Vermissten.

Viele Menschen saßen am Frühstückstisch, als kurz nach 9.00 Uhr ein ohrenbetäubender Knall die schleswig-holsteinische Kreisstadt Itzehoe erschüttert. Nur etwa 150 Meter von der dortigen Polizeidirektion entfernt, lässt eine gewaltige Explosion ein Mehrfamilienhaus in sich zusammenstürzen.

Den ersten herbeigeeilten Helfern und Nachbarn bietet sich ein schreckliches Bild: Herausgeschleuderte Heizungen, ineinandergekrachte Balken und tonnenweise Schutt. Wo kurz zuvor vorher noch ein zweistöckiges Rotklinkerhaus stand, türmt sich nun ein Trümmerberg auf.

Was genau die Explosion ausgelöst hat, ist auch gut sechs Stunden danach ungewiss. Erste Vermutungen, dass ein Bagger bei Straßenarbeiten eine Gasleitung beschädigt haben könnte, bestätigt die Polizei nicht.

Die Straßen rund um den Ort der Explosion gleichen zu diesem Zeitpunkt einem Trümmerfeld. Überall liegen Scherben und Dachziegel, in den angrenzenden Häusern sind etliche Fensterscheiben zerstört - eine Folge der gewaltigen Druckwelle. „Es war in dem Moment wie ein Weltuntergang“, schildert Günter Harbrucker (82) den „enormen Knall“. Er muss wie die anderen Anwohner der angrenzenden Straßenzüge sein Haus zunächst verlassen.

Auch Nachbarin Ingeborg Strehlow, die hinter dem rot-weißen Absperrband die Bergungsarbeiten von THW und Feuerwehr verfolgt, ist erschüttert. Scherben und Steine seien in ihr Schlafzimmer gekracht, als sie gerade aufstehen wollte, sagt die 71-Jährige. „Uns flog alles um die Ohren.“ Als sie dann aus dem Küchenfenster geschaut habe, war das Hinterhaus „plötzlich total weg. Dafür war da eine riesige Staubwolke“. Die Explosion beschädigte auch ihr Gebäude so stark, dass Strehlow glaubt: „Wir können da nicht mehr wohnen.“

Nach Angaben der Polizei sind elf Menschen in dem Mehrfamilienhaus gemeldet. Wie viele von ihnen zum Zeitpunkt der Explosion in ihren Wohnungen waren, ist zunächst unklar. Als Mandel um 14 Uhr mitteilt, dass es statt einer nun drei vermisste Personen gebe, läuft die Suche nach Lebenszeichen in dem Trümmerhaufen bereits auf Hochtouren.

Balken für Balken tragen die THW-Helfer ab, Hubschrauber kreisen in der Luft und mehrere Spürhunde sowie eine Hamburger Feuerwehr-Einheit mit Spezialmessgeräten suchen nach den Vermissten. 360 Feuerwehrleute waren am Unglücksort im Einsatz.

Zu diesem Zeitpunkt ist aber schon klar, dass das Unglück die Menschen in Itzehoe noch lange beschäftigen wird. Bürgermeister Andreas Koeppen (SPD) bringt die Stimmung auf den Punkt: „Das ist eine Katastrophe.“