Am Dienstag startet die „Gorch Fock“ zu ihrer 163. Ausbildungsfahrt. An Bord sind neben der Stammbesatzung 95 Kadetten - Frauen und Männer. Das neue Ausbildungskonzept hat sich laut Kommandant Risch bewährt.

Kiel. Der Kommandant der „Gorch Fock“, Helge Risch, 50, hat die Bedeutung des Segelschulschiffs für die Marine unterstrichen. Für die Offiziersausbildung bleibe der Dreimaster unverzichtbar, sagte der Kapitän zur See am Montag in Kiel. „Nirgends ist die seemännische Ausbildung so authentisch.“ Neben dem fachlichen Können gehe es auch um die Erfahrung, an die eigenen Grenzen zu kommen, und um Teamgeist – „alle sind im wahrsten Sinnen in einem Boot“.

Am Dienstag heißt es „Leinen los!“. Dann legt die „Gorch Fock“ im Kieler Marinehafen zu ihrer 163. Ausbildungsreise ab. Rund 200 Offiziersanwärter – aufgeteilt in zwei Törns – und etwa 50 bis 70 Unteroffiziere in einem gesonderten Fachlehrgang werden – neben der Stammbesatzung – in den nächsten fünf Monaten nacheinander an Bord sein.

„Wir werden in jedem Fall unter Segeln starten, ob unter vollen, das kann ich Ihnen noch nicht versprechen“, sagte Risch. Die Route führt an Dänemark vorbei in die Nordsee. Nach Zwischenstopps im französischen St. Malo und nordspanischen Vigo geht es nach Gran Canaria und Teneriffa. Über Weihnachten und Neujahr liegt das Schiff im Hafen von Las Palmas, am Heiligabend feiert ein Militärpfarrer an Bord einen Gottesdienst. In Las Palmas darf die erste Crew mit 95 Kadetten das Schiff verlassen, die zweite Crew mit 114 Kadetten kommt Mitte Januar in Santa Cruz auf Teneriffa an Bord. Nach weiteren Stationen in Cork in Irland, dort beginnt der Lehrgang für die Unteroffiziere, und Stavanger in Norwegen soll die „Gorch Fock“ am 12. April in Kiel zurück sein.

„Die Ausbildung ist zeitgemäß und ich bin zutiefst überzeugt, dass sie auch in Zukunft zeitgemäß bleiben wird“, sagte Risch. Nach dem tödlichen Unfall einer Kadettin im November 2010 – sie war aus der Takelage gestürzt – wurde die Ausbildung der „Gorch Fock“ überarbeitet. Nach zwei Jahren Zwangspause ging die Bark mit Risch als neuem Kommandanten im November 2012 erstmals wieder auf Ausbildungsfahrt. Seinen positiven Erfahrungsbericht habe das Marine-Kommando in Rostock inzwischen ausgewertet, sagte Risch. Gravierende Änderungen der neuen Ausbildung gebe es nicht, es müsse aber grundsätzlich permanent daran weiter gefeilt werden.

„Vom Leichten zum Schweren“, nannte Risch als einen Grundsatz. „Wir dürfen die Kadetten nicht gleich überfordern“. Unnötige Risiken gelte es zu vermeiden. So käme für ihn eine Segelausbildung zum Beispiel vor Schottland wegen des oft stürmischen Wetters dort nicht in Betracht. An einem Übungsmast in der Marineschule Mürwik in Flensburg lernen die Kadetten komplett gesichert das Klettern in die Takelage.

Auf der „Gorch Fock“ wurden seit 1958 rund 15.000 Offiziers- und Unteroffiziersanwärter ausgebildet. Während der Ausbildungsreisen lief das Schiff bisher knapp 400 Häfen in rund 60 Ländern an. Dabei legte es mehr als 750.000 Seemeilen zurück – das entspricht 35 Erdumrundungen.