Der Wohnraum auf den nordfriesischen Inseln ist notorisch knapp - schwierig für die Unterbringung von Asylbewerbern. Noch können Föhr und Amrum Flüchtlinge beherbergen, denn Föhr hat neu gebaut.

Westerland/Wyk. Die Unterbringung einer wachsenden Zahl von Asylbewerbern in Deutschland macht auch den zuständigen Behörden auf den nordfriesischen Inseln zu schaffen. „Aufgrund der Immobilienpreise und des begrenzten Wohnungsmarktes ist das schwieriger für uns“, sagte die Leiterin des Sylter Ordnungsamts, Gabriele Gotthardt. Mit Privatleuten könne die Behörde auf dem Markt nicht mithalten.

Durch die kürzliche Anmietung eines Hauses in Keitum aber „haben wir einen gewissen Puffer. Ganz aktuell haben wir den Druck nicht.“ Zwar habe es an der Entscheidung, dort Asylbewerber unterzubringen, auch Kritik gegeben. Allerdings seien die Differenzen inzwischen ausgeräumt, und es seien sogar Spenden gesammelt worden für Deutschkurse. Eine private Initiative habe ein Fußballspiel organisiert. Ist das Leben für Flüchtlinge auf der „Insel der Reichen und Schönen“ besonders schwierig? „Das ist ein Medientitel“, findet Gotthardt. „Das wird hier nicht so gesehen und nicht so gelebt. Hier sind immer ganz große Initiativen an Hilfsbereitschaft.“

Dennoch sieht der Geschäftsführer des Flüchtlingsrates Schleswig-Holstein, Martin Link, in der „sehr spezifischen“ Sozialstruktur der Insel ein Problem. Die Insel sei ein Ort, „wo viele Leute denken, dass sie gern unter sich bleiben wollen“. Ohnehin bewerte es der Flüchtlingsrat als ungünstig, Asylbewerber in solchen Gemeinden unterzubringen, wo die nötige Infrastruktur nicht vorhanden sei. Sprachförderung, Kursangebote, Hilfe für traumatisierte Flüchtlinge seien nun einmal eher auf dem Festland als den Inseln zu finden. Allerdings laufe die Arbeitsmarkt-Integration derjenigen, die arbeiten dürfen, auf Sylt sehr gut.

26 Asylbewerber leben derzeit auf Sylt, neun „Zuweisungen“ gab es 2012, sechs bislang in diesem Jahr. Wie viele noch hinzukommen, lasse sich nicht genau sagen, erklärte ein Sprecher des Kreises Nordfriesland, zu dem Sylt gehört. 200 Asylbewerber seien 2013 bisher in den Kreis gekommen. Im gesamten Jahr 2012 waren es 120 Zuweisungen, 2011 nur 90.

An das Amt Föhr-Amrum wurden 2012 elf Menschen verwiesen. Asylbewerber sind derzeit aber nur auf Föhr untergebracht, sagte der Leiter des Ordnungsamtes, Jörg Michelsen. Auch auf der kleinen Nachbarinsel von Sylt gebe es Probleme mit dem Wohnraum. Der sei generell rar. „Wir sind relativ ausgebucht momentan. Wir werden sicher unsere liebe Not haben, die Quote zu 100 Prozent zu erfüllen.“ Zwölf Asylbewerber leben derzeit auf Föhr. Betreut werden sie vom Sozialzentrum der Insel. 2012 seien alte Unterkünfte, die auch für Asylbewerber genutzt wurden, abgerissen und durch einen Neubau ersetzt worden.

Von sieben Einheiten seien nun sechs belegt, berichtete Michelsen. Je nach Bedarf gibt es Einzelzimmer mit Gemeinschaftsküche und -sanitäranlagen oder abgeschlossene Wohnungen. 2014 sollen auch vorhandene Gebäude auf Amrum modernisiert werden. Wohncontainer, wie es sie früher als Notlösung gab, sind nicht mehr vorhanden. Mit dem Neubau liegt Föhr auf einer Linie mit dem Flüchtlingsrat. Geschäftsführer Link bemängelt einen Nachholbedarf an vielen Orten: „Viele Gemeinden waren nicht aufmerksam genug. Der Zuwachs hätte früher erkannt werden können.“

Wenn eine Gemeinde keinen Wohnraum für die Asylbewerber findet, springen laut dem Kreis Nordfriesland auch schon mal andere Gemeinden ein. Bis jetzt sei durch diesen Austausch noch immer eine Aufnahme gewährleistet gewesen, so die Sylter Ordnungsamtsleiterin Gotthardt. Konflikte zwischen Anwohnern und Asylbewerbern seien insgesamt relativ selten, sagte Link. Das bestätigt für Föhr auch Ordnungsamtleiter Michelsen. In keinster Weise gebe es Vorbehalte gegen die Flüchtlinge.