Gemeinde und Investor Jürgen Hunke einigen sich nach langem Streit. Timmendorf sucht neuen Betreiber. Es entsteht ein völlig neues Konzept.
Timmendorf/Hamburg. Lange musste Jürgen Hunke für seine Vision kämpfen, jetzt wird sie doch noch wahr, zumindest zum Teil. Das Teehaus in Timmendorf wird gebaut. Nach langem Hin und Her hat der Timmendorfer Gemeinderat einstimmig für den Bau des Teehauses gestimmt. „Es war ein langer Weg, jetzt bin ich einfach froh, dass gebaut werden kann“, sagt Hunke. Anvisiert ist ein Baubeginn am 1. September, die Fertigstellung und Eröffnung ist für den 1. Mai 2014 geplant. Der Rohbau seines Teehauses liegt seit Längerem in einer Lübecker Lagerhalle. „Ich habe bereits Materialien für 400.000 Euro gekauft. Wir könnten mit dem Bau sofort beginnen“, sagt Hunke, der sich freut, dass die Missverständnisse der Vergangenheit ausgeräumt sind. Und die gab es reichlich.
Seit 2010 hatte Hunke den Plan vom Teehaus auf der Seebrücke, gemeinsam mit dem damaligen Timmendorfer Bürgermeister Volker Popp. Als der erkrankte und wenig später verstarb, geriet das Projekt ins Stocken. Die Vertragspartner verzettelten sich in Streitereien um Kosten und Zuständigkeiten. Im Mai 2012 kündigte die Gemeinde den Vertrag mit Hunke, der laut Gemeinde eine Bürgschaft über 800.000 Euro nicht hinterlassen hatte. Der Unternehmer selbst bestreitet dies. Daraufhin zog der 70-Jährige vor Gericht und verklagte die Gemeinde Timmendorf. Er wolle, dass seine Ehre wiederhergestellt werde, sagte Hunke.
Im Streit mit der Gemeinde ging es vor allem um die Frage, was überhaupt ein Teehaus ist. Hunke wollte das Haus zu einem kulturellen Zentrum für asiatische Kunst machen. Auch Tee hätte es dort geben sollen, in erster Linie aber sollte es ein kultureller und touristischer Anlaufpunkt werden. Dazu gehöre auch „Bewirtung im Rahmen eines Bistros“, wie es damals im Vertrag stand. Dann aber habe die Gemeinde nachträglich „eine Schank- und Speisewirtschaft verlangt“, sagt Hunke. Das hätte viel höhere Investitionen erfordert, die er selbst nicht habe tragen wollen. Die Gemeinde sieht das anders.
„Der Passus der Schank- und Speisewirtschaft stand bereits schon im Hauptvertrag, den Herr Hunke auch unter Zeugen unterschrieben hat“, sagt Hauptamtsleiter Martin Scheel. Im Februar dann die Überraschung: Hunke ließ seine Klage gegen die Vertragskündigung ruhen, seine Anwälte verhandelten weiter mit der Gemeinde. Nun wurde die Rechtslage für beendet erklärt, der neue Vertrag beidseitig unterschrieben. Die Kosten liegen bei beiden Parteien: Die Gemeinde Timmendorf trägt den Bau der rund 2,6 Millionen Euro teuren Seebrücke, Hunke selbst stellt rund eine Million Euro bereit, die für Baumaterialien und die Fertigstellung des Rohbaus dienen.
Hunke hat keine Nutzungsrechte mehr an dem Gebäude
Allerdings musste Hunke auch Zugeständnisse machen und hat nun kein Nutzungsrecht mehr für das Gebäude. Die Gemeinde hat sich außerdem dahingehend abgesichert, dass der Vertrag erst gültig wird, wenn das Geld von Hunke auch auf dem Konto eingegangen ist.
Hunke ist geschäftsführender Gesellschafter der Mikado-Unternehmensgruppe und der Hamburger Kammerspiele. In Timmendorfer Strand besitzt er drei nebeneinander liegende Villen im asiatischen Stil sowie die Mikado-Galerie. Im nächsten Jahr will der 70-Jährige seinen Lebensmittelpunkt dann komplett nach Timmendorf verlege, schon heute verbringt er dort rund drei Tage pro Woche. Sein Engagement sei „nie eine wirtschaftliche Entscheidung“ gewesen, sagt Hunke, vielmehr sei er mit dem Herzen und mit Begeisterung an die Sache herangegangen. „Wir müssen aus der Sache lernen, dass Privatpersonen und Gemeinden bei Investitionen in zukünftige Projekte besser zusammenarbeiten müssen“, hofft er.
Nun muss sich die Gemeinde Timmendorf aber einen Betreiber für das Gebäude suchen, denn Hunke wird dafür nicht mehr zur Verfügung stehen. Der Rohbau im asiatischen Stil bleibt aber nach seiner Vision erhalten. „Am Haus darf laut Vertrag nichts geändert werden“, sagt Hunke. Was im Endeffekt aber in dem Gebäude entstehen wird, liegt nicht mehr in seiner Hand.
Die Tourismus GmbH Timmendorfer Strand Niendorf voraussichtlich eine Ausschreibung starten, um einen Betreiber zu finden. Im Semptember sollen die Bewerber dem Tourismusauschuss ihre Konzepte präsentieren. Am Ende entscheidet der Gemeinderat. „Es soll auf jeden Fall ein gastronomischer Betrieb werden. Vielleicht eine Cocktailbar, ein Beachclub oder ein Fischrestaurant“, sagt Joachim Nitz, Geschäftsführer der Tourismus GmbH. Für Hunke kein Problem: „Ich lebe von Harmonie und bin froh, dass wir einen Konsens gefunden haben.“
Ob die endlose Geschichte um das Teehaus aber harmonisch zu Ende geht, darf zumindest bezweifelt werden. So wird das Gebäude laut Vertrag „Mikado Teehaus“ heißen, unabhängig davon wer der neue Betreiber wird und ob es überhaupt noch Parallelen mit der Ursprungsidee Hunkes gibt. Joachim Nitz will trotzdem weiterhin mit Hunke kooperieren, auch wenn der keine Nutzungsrechte mehr an dem Gebäude hat: „Ich kann mir schon vorstellen, dass es in dem Neubau in Abstimmung mit dem neuen Betreiber Kunstausstellungen geben wird. Herr Hunke soll unser Stammgast werden.“