Landesregierung will Schleswig-Holsteiner zum Umsteigen auf Bus und Bahn animieren. Bessere Verbindungen nach Hamburg geplant.
Kiel. Schleswig-Holstein startet eine neue Nahverkehrs-Offensive. Dazu sollen die Verbindungen mit Bussen und Bahnen in den kommenden Jahren erheblich ausgebaut und konkurrenzfähiger werden, sagte Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD) am Montag in Kiel. Ziel sei es, den Marktanteil von Bahn und Bus deutlich zu steigern und den Nahverkehr stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken. Dabei sind Investitionen von mindestens 770 Millionen Euro im Gespräch.
Herausragende Projekte sind demnach der Ausbau der S-Bahn-Linie S4 von Hamburg-Altona nach Ahrensburg und Bad Oldesloe, die Umwandlung der AKN zu einer S-Bahn-Linie von Kaltenkirchen zum Hamburger Hauptbahnhof und der Stadtregionalbahn Kiel. Deren Ausbau soll nach ersten groben Schätzungen rund 370 Millionen Euro kosten. Der Bau der S4 schlägt demnach mit rund 350 Millionen Euro zu Buche und für den AKN-Ausbau sind noch einmal etwa 50 Millionen Euro veranschlagt.
„Alle drei Projekte sind wichtig. Wir werden im kommenden Jahr mit allen Beteiligten über die Finanzierung zu entscheiden haben und dann festlegen, was wann realisierbar ist“, sagte Meyer. Gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Landesweiten Verkehrsservicegesellschaft (LVS), Bernhard Wewers, kündigte Meyer für das kommende Jahr einen neuen landesweiten Nahverkehrsplan an.
Nach Angaben von LVS-Sprecher Dennis Fiedel ist offen, wie sich die Kosten aufteilen. Im kommenden Jahr soll darüber mit dem Bund verhandelt werden. Dabei hoffe man, dass der Bund einen großen Teil der Investitionen übernehme. Bereits im Januar würden sich Vertreter der Kreise Plön und Rendsburg-Eckernförde sowie der kreisfreien Städte Neumünster und Kiel mit dem Verkehrsminister treffen, um über den Ausbau der Stadtregionalbahn zu beraten. Herausragendes Thema für den LVS sei der Verkehrsverbund Schleswig-Holstein, über dessen Start bis zum Sommer entschieden sein soll.
Die S4 soll Pendlern aus der Region Stormarn nach dem Ausbau attraktivere Verbindungen in der Metropolregion Hamburg bieten. Die Fahrgäste profitieren dann von einem dichten Takt, pünktlicheren Zügen und umsteigefreien Verbindungen in die Hamburger Innenstadt. Zudem komme die Bahn durch zusätzliche Stationen näher an die Fahrgäste heran. Angestrebt würden rund 50 000 Fahrgäste statt der derzeit rund 30 000 Fahrgäste pro Tag.
Auch für die S-Bahn als Direktverbindung zwischen Kaltenkirchen und Hamburg-Hauptbahnhof bestehe eine starke Nachfrage. Damit würde für Pendler das lästige Umsteigen am Bahnhof Hamburg-Eidelstedt entfallen. Mit der Stadtregionalbahn sollen schließlich die Landeshauptstadt Kiel und das Umland besser miteinander verbunden werden. Direktverbindungen in die Kieler Innenstadt könnten zusätzliche Zielgruppen für den Nahverkehr erschließen.
Ab Dezember 2014 soll ein neues Angebot im Bahnnetz Mitte den Fahrgästen erhebliche Verbesserungen bieten. Zwischen Kiel und Hamburg ist ein Halbstundentakt und zwischen Flensburg und Hamburg ein Stundentakt geplant. Außerdem soll dann der Bahnverkehr zwischen Kiel und Schönberger Strand sowie zwischen Wrist und Kellinghusen aufgenommen werden. Auch die Strecke Kiel-Rendsburg soll dann im Halbstundentakt befahren werden – mit fünf zusätzlichen Stationen in diesem Abschnitt.
Meyer und Wewers erinnerten an eine erste Landesoffensive für den Nahverkehr im Dezember 2002. Damals wurden unter anderem der Schleswig-Holstein-Tarif eingeführt, der Flensburg-Express gestartet sowie die Bahnstrecke Neumünster – Bad Segeberg reaktiviert und der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) um vier südliche Kreise Schleswig-Holsteins erweitert. Lübeck bekam zudem zwei neue Bahnstationen. Die Fahrgastzahlen stiegen dadurch um rund 45 Prozent, von 33,5 Millionen Fahrgästen 2002 auf 50,6 Millionen Fahrgäste im Jahr 2011.