Stillstand, damit es vorangeht: In Schleswig-Holstein ließen knapp 200 Busfahrer unangekündigt ihre Busse stehen. Viele Schüler betroffen.

Kiel. Ein Streik von knapp 200 Busfahrern im Norden Schleswig-Holsteins hat am Dienstag zahlreiche Schüler und Pendler ausgebremst. Es kam zu deutlichen Beeinträchtigungen, mehrere tausend Fahrgäste waren betroffen, wie eine Sprecherin der Niebüller und Rohde Verkehrsbetriebe (Veolia Verkehr) mitteilte. Demnach ging es etwa um 20 Buslinien. Ausgenommen war die Beförderung der dänischen Schüler. Die Gewerkschaft Verdi hatte die Busfahrer zum Warnstreik bei den drei privaten Omnibusbetrieben Veolia, Autokraft und Röbke aufgefordert. Die Fahrer kämpfen für einen einheitlichen Tarifvertrag in Schleswig-Holstein. Ihre Forderung: „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit im ganzen Land.“ Die Arbeitgeberseite übte scharfe Kritik.

„Streikkultur ist gut, aber wir müssen vermeiden, dass wir dabei Kinder gefährden“, sagte Ulf Röpke, Geschäftsleiter der Firma Röbke Liner. Man habe mit Verdi bisher vereinbart, dass Streiks rechtzeitig angekündigt würden, um die Eltern der Schüler vorab zu informieren. Nun sei erstmals Mal ohne vorherige Information gestreikt worden. Die Kinder stünden gerade auf dem Land oft weitab von Gehöften oder anderen Schutzeinrichtungen an Haltestellen. Sie könnten dort häufig nicht ohne weiteres abgeholt werden, wenn der Bus nicht fahre, und seien gefährdet. „Wir haben viele Anrufe von besorgten Eltern bekommen“, sagte Röpke. Immerhin seien für die Grundschüler Busse gefahren.

Joachim Schack, Geschäftsführer des Omnibus Verbandes Nord (OVN), kritisierte den Streik insgesamt: „Wir haben keinerlei Verständnis für die Streiks, die völlig untauglich sind, eine Einigung im Tarifstreit herbeizuführen.“ Man habe sich vielmehr gewünscht, dass sich Verdi an der Suche nach einem Verhandlungskompromiss beteilige, „statt mit überflüssigen Streiks die Positionen eher zu verhärten“. „Wir haben in bisher vier Verhandlungsrunden bereits dreimal unser Angebot nachgebessert und sind sogar der Kernforderung von Verdi nach gleicher Entlohnung aller Busfahrer unserer Branche nachgekommen“, sagte Schack. Dennoch sei es nicht gelungen, die Verweigerungshaltung von Verdi aufzulösen.

Die Busunternehmen hätten sich bisher nicht ausreichend „auf uns zubewegt“, hielt der Sprecher von Verdi Nord, Frank Schischefsky dagegen: „Sie sollen uns ein gutes Angebot machen und ihre Leute gut bezahlen, dann kommt es nicht zu so einer Situation.“ Nach Darstellung des Verdi-Sprechers Gerhard Mette gibt es bei den Fahrern im Norden erhebliche Lohnunterschiede von durchschnittlich 155 Euro im Monat. „Das geht nicht“, sagte er. Nach dem Willen von Verdi sollen die Löhne an den Tarifvertrag des Nahverkehrs (TNVN) angepasst werden. Die unangekündigten Streiks begründete Verdi damit, dass man keine Streikbrüche habe riskieren wollen.

In den Kreisen Rendsburg-Eckernförde, Nordfriesland und Flensburg-Schleswig blieben die meisten Busse in den Depots. In Nordfriesland sollte bis zum Abend gestreikt werden, in Rendsburg-Eckernförde wurde laut Verdi der Verkehr zur Mittagszeit wieder aufgenommen. Der Raum Kiel war nicht betroffen. Bereits Ende September hatten Warnstreiks der Busfahrer in Teilen Schleswig-Holsteins den öffentlichen Nahverkehr behindert. Damals standen die Busse etwa in Lübeck, Uetersen, Elmshorn, Itzehoe und Bad Oldesloe die Busse still.

„Es ist mit weiteren Aktivitäten zu rechnen“, kündigte Schischefsky an. „Wir wissen, dass wir Dritte in Mitleidenschaft ziehen. Wir bedauern das, aber es geht nicht anders.“ Innerhalb der demokratischen Spielregeln sei ein Streik die einzige Möglichkeit Druck zu machen. Erst für den 28. November sei der nächste Verhandlungstermin mit dem OVN angesetzt.