Hunderte Patienten warten auf Impfstoff. Apotheker werfen Kassenvertretern Missmanagement vor. Ursache für Verzögerung unklar.

Kiel/Hamburg. Ärzte und Patienten im Norden warten weiter auf den seit Tagen angekündigten Grippe-Impfstoff. Nach Angaben des Hausärzteverbandes Schleswig-Holstein haben viele Mediziner auch am Donnerstag ihre Patienten vertrösten müssen. Allein in seiner Praxis in Leck im Kreis Nordfriesland warteten bislang mindestens 200 Patienten auf eine Grippeschutzimpfung, sagte der Vorsitzende des Verbandes, Thomas Maurer. Die AOK Nordwest hatte mitgeteilt, der Hersteller Novartis habe bereits am vergangenen Freitag mit der Auslieferung des Impfstoffes begonnen. Auch in Hamburg waren nach Angaben des dortigen Apothekervereins bis zum Donnerstag nur geringe Mengen an die Apotheken ausgeliefert worden.

„Offensichtlich genügt den Kassenvertretern die tröpfchenweise erfolgte Anlieferung von minimalen Bruchteilen an einige bevorzugte Apotheken als Feigenblatt für ihr vertragliches Missmanagement“, sagte der Vorsitzende des Apothekervereins, Jörn Graue, am Donnerstag. Die Krankenkassen in Schleswig-Holstein und Hamburg hatten in diesem Jahr erstmals den Grippe-Impfstoff für alle Kassenpatienten zentral bestellt, um Kosten zu sparen. Unklar ist, warum die Auslieferung des Medikaments schleppend verläuft. Der Hersteller Novartis war am Donnerstag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Die Kassenärztlichen Vereinigungen von Schleswig-Holstein und Hamburg, aber auch Sozialpolitiker von CDU und Grünen im schleswig-holsteinischen Landtag forderten die Kassen auf, die Kosten für die Impfung mit anderen Präparaten zu übernehmen, bis der vorgesehene Impfstoff verfügbar sei. Maurer sagte, einige seiner Patienten seien inzwischen dazu übergegangen, sich auf eigene Kosten einen Impfstoff verordnen und damit impfen zu lassen. „Der Impfstoff kostet zwischen 20 und 25 Euro, die Injektion ist eine Kassenleistung“, sagte er.