Angesichts der Daten zum CO2-Ausstoß warnt der Kieler Klimaforscher Mojib Latif vor grundlegenden Veränderungen des Weltklimas.

Bielefeld/Kiel. Am Freitag veröffentlichte das US-Energieministerium neue Daten zum weltweiten Ausstoß des Klimaschädlichen Gases Kohlenstoffdioxid . Die Daten übertreffen selbst die pessimistischsten Prognosen der Experten. Den Auswertungen zufolge sei der Kohlenstoffdioxid-Ausstoß so hoch wie noch nie zuvor. Der Kieler Klimaforscher Mojib Latif warnt angesichts der erschreckenden Zahlen vor einer grundlegenden Veränderung des Weltklimas. "Wenn wir so weitermachen, hätten wir in 90 bis 100 Jahren eine Superwarmzeit, die wir Menschen noch nie hatten“, sagt Latif der in Bielefeld erscheinenden "Neuen Westfälischen“ (Sonnabendsausgabe).

Nach der Ansicht des Experten, würde eine solche Klimaveränderung bedeuten, dass die Welttemperatur bis Ende des Jahrhunderts um durchschnittlich vier Grad Celsius steigt. Für Deutschland könnte dies Höchsttemperaturen von bis zu 50 Grad Celsius bedeuten, so Latif. Das US-Energieministerium bezifferte den Anstieg von CO2 bei sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 512 Millionen Tonnen Kohlendioxid waren danach im Jahr 2010 mehr in die Atmosphäre abgegeben worden als 2009.

Laut US-Statistik sind Indien und China am meisten für den Anstieg der CO2-Emissionen verantwortlich. Dennoch sind gerade die USA ein großer Produzent des Kohlenstoffdioxids. Klimaforscher Latif relativierte die Aussage der US-Statistik. Betrachte man die Emissionen der für das Weltklima entscheidenden vergangenen hundert Jahre lägen die USA "immer noch weit vor den Chinesen“, sagte er der "Neuen Westfälischen“. Sie hätten in diesem Zeitraum etwa ein Drittel des weltweiten CO2-Ausstoßes verursacht. Die gleiche Rolle spielten Europa und auch Deutschland.

Latif forderte die Einführung einer Kohlenstoffsteuer, mit der Produkte belegt werden sollen, die etwa in China billig, aber unter dem Klimaschutzaspekt "schmutzig“ produziert würden. "Man könnte mit dem Geld versuchen, in China die Umweltstandards zu verbessern“, sagte er. Die 23 Prozent CO2, die Deutschland seit 1990 weniger produziere, würden mittlerweile in China im gleichen Umfang "in die Luft geblasen“. (abendblatt.de/epd)