Staatssekretär Enak Ferlemann: “Es kann nicht sein, dass wir wie in den Zeiten der Wikinger alle noch in Booten die Elbe queren müssen.“

Itzehoe. Die Kreise Dithmarschen, Nordfriesland, Pinneberg und Steinburg haben die Landesregierung zu einem vollständigen Weiterbau der Autobahn 20 aufgefordert. In einer Resolution verlangten sie am Mittwoch von der Kieler Koalition, die derzeit laufenden Planfeststellungsverfahren für alle Planungsabschnitte einschließlich der Elbquerung unverändert weiter zu betreiben und zügig zum Abschluss zu bringen. Ein vollständiger Ausbau würde Schleswig-Holsteins Westküste erstmalig direkt an das europäische Verkehrs- und Wirtschaftsachsensystem anbinden, sagte Dithmarschens Landrat Jörn Klimant (parteilos) in Itzehoe. Für Lastwagen würde sich dadurch die Fahrt zwischen Brunsbüttel und dem niederländischen Amsterdam um fast eine Stunde auf fünf Stunden 45 Minuten verkürzen. Hintergrund ist die im Koalitionsvertrag festgeschriebene Absprache der „Dänen-Ampel“, die A20 in den nächsten fünf Jahren nur bis zur A7 bauen zu wollen.

Staatssekretär Frank Nägele vom SPD-geführten Verkehrsministerium in Kiel erklärte, dass die Landesregierung die Planungen zur Autobahn 20 in vollem Umfang und mit Hochdruck fortsetzen werde. Die Koalition aus SPD, Grünen und SSW werde die A20 jedoch dort weiterbauen, wo es verkehrspolitisch sinnvoll sei: „Nämlich schrittweise von Ost nach West“, sagte Nägele – also den Lückenschluss von Lübeck zur A7. Wegen der bislang „völlig unklaren Finanzierung“ des geplanten Elbtunnels bei Glückstadt im Kreis Steinburg sei es nicht sinnvoll, in dieser Legislaturperiode einen sieben Kilometer langen Abschnitt in die Steinburger Landschaft zu bauen, der westwärts absehbar Jahre lang ins Nichts führen würde, erklärte er.

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Dem widersprach sein Kollege vom Bundesverkehrsministerium: „Es ist wichtig, dass wir an dem Verkehrsprojekt festhalten“, mahnte der Parlamentarische Staatssekretär Enak Ferlemann (CDU). Das Kernprojekt für den Ausbau der A20 sei der Elbtunnel bei Glückstadt. „Dort muss man zunächst die Rahmenbedingungen schaffen, dann werden sich auch Mittel und Wege finden, das zu realisieren“, sagte Ferlemann.

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In diesem Zusammenhang wies Ferlemann auf die akuten Verkehrsprobleme Hamburgs hin: „Eine riesige Wirtschaftsmetropole, die gleichzeitig ein Verkehrsnadelöhr ist“, sagte er. Die Autobahnen 7 und 1 querten Hamburg. „Wir müssen in absehbarer Zeit einen Bypass schaffen, sonst bekommen wir einen Dauer-Stau“, warnte Ferlemann. „Es kann nicht sein, dass wir wie in den Zeiten der Wikinger alle noch in Booten die Elbe queren müssen“, sagte er mit Blick auf die Elbfähre Glückstadt-Wischhafen.

Die vier Landkreise an Schleswig-Holsteins Westküste erarbeiten derzeit gemeinsam mit externen Experten ein regionales Entwicklungskonzept für die Verkehrswege. Dazu gehört neben der A20 als Ost-West-Verbindung auch A23/B5 als Nord-Süd-Verbindung. Die A23, die ab Heide in die B5 übergeht, ist die Haupterschließungsachse entlang der Westküste von Schleswig-Holstein. Bislang steht Autofahrern zwischen Heide und der dänischen Grenze nur eine zweispurige Landstraße zur Verfügung. Auf der insgesamt rund 92 Kilometer langen Strecke der B5 kommt es immer wieder zu Staus. (dpa)