Bei einer Inspektion wurden fehlerhafte Teile an den Brennelementen gefunden. Kraftwerk bleibt voraussichtlich bis Freitag abgeschaltet.

Brokdorf/Kiel. Das Kernkraftwerk Brokdorf ist am Mittwoch wegen fehlerhafter Teile an den Brennelementen vom Netz genommen worden. Das teilte das Justizministerium in Kiel und der Betreiber, der Energiekonzern Eon, mit. Es bleibe voraussichtlich bis Freitag abgeschaltet, sagte eine Eon-Sprecherin auf Anfrage. Eine unmittelbare Gefahr bestehe nicht.

+++ In Brokdorf wächst der Protest gegen die "Bedrohung" +++

Bei der Inspektion von Brennelementen aus dem Lagerbecken seien einzelne gebrochene Niederhaltefedern entdeckt worden. Die Brennelemente verfügten über jeweils acht Niederhaltefedern. Sie sollen ein Abheben von Brennelementen beim Betrieb der Anlage verhindern.

Die Brennelemente würden hauptsächlich durch ein unteres und ein oberes Gerüst gehalten, erläuterte die Eon-Sprecherin. Die Federn würden vor allem die Ausdehnung der Brennelemente bei Wärmeentwickung auffangen.

Die Brennelemente, an denen die schadhaften Federn festgestellt wurden, waren nach Angaben von Eon noch nicht im Einsatz. Sie seien im Abklingbecken gelagert worden. Im Reaktor seien aber Brennelemente der gleichen Charge – und deshalb müsse nun geklärt werden, ob an diesen auch Schäden seien.

Die Aufsichtsbehörde sei über das meldepflichtige Ereignis der Kategorie N am Mittwoch informiert worden. Die Atomaufsicht habe Sachverständige zur Klärung hinzugezogen.

Das mehr als 1.400 Megawatt produzierende Kraftwerk ist wichtig für die Stromversorgung Hamburgs. Nur aufgrund der Jahreszeit und des Wetters wird es wohl zu keinen Engpässen kommen, wie ein Sprecher des Netzbetreibers „50Hertz“ auf dapd-Anfrage sagte. "In einer Kälteperiode hätten wir Probleme bekommen“, fügte er hinzu. Glücklicherweise werde in den nächsten Tagen zudem mit viel Wind und einer entsprechend hohen Stromeinspeisung in die Netze gerechnet. Auch in Schleswig-Holstein und Niedersachsen werde es nach bisherigem Erkenntnisstand keine Engpässe geben, versicherte eine Sprecherin der Netzgesellschaft "Tennet“.

Wegen des Vorfalls forderte die Grünen-Fraktion in Kiel eine schnellere Abschaltung des KKW Brokdorf. "Das Funktionieren eines Atomkraftwerkes kann niemand garantieren. Es besteht immer die Möglichkeit nicht vorhersehbarer Ereignisse und Verkettung von Umständen, die bislang als Restrisiko galten“, sagte der Energieexperte seiner Fraktion, Detlef Matthiessen. Nach bisherigem Stand dürfe das 1986 in Betrieb genommene KKW Brokdorf noch bis 2021 am Netz bleiben.

+++ Schon wieder Panne im Atomkraftwerk Brokdorf +++

Erst Anfang März hatte es einen Vorfall im von Vattenfall betriebenen, bereits stillgelegten KKW im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel gegeben. Dort hatten Prüfer des TÜV Nord durchgerostete Atommüllfässer gefunden. Vattenfall hatte dies nicht den Behörden gemeldet und hinterher den Fehler eingeräumt.

(dpa/dapd)