Wedel. Elektronik-Firma SET erhält 400.000-Euro-Förderbescheid des Landes. Was die Wedeler genau machen.
Dieses Unternehmen in Wedel dreht kräftig mit bei der Energiewende. Ohne die Firma Selected Electronic Technologies (SET) könnten die Höchstspannungsleitungen und Gaspipelines nicht so rasch und sicher gebaut werden, wie es gewünscht ist. Jetzt hat das 1984 vom Elektroingenieur Karl Korupp gegründete Unternehmen einen Förderbescheid des Landes in Höhe von 400.000 Euro erhalten.
Gemeinsam mit der Fachhochschule Kiel erforscht und entwickelt SET bis Ende nächsten Jahres ein auf künstlicher Intelligenz basiertes System, das die komplexen Schaltapparate des Wedeler Unternehmens aus der Ferne mit Hilfe elektronischer Datenübertragung überwachen, steuern und instand halten soll.
Minister: Technologie von herausragender Bedeutung fürs Land
Schleswig-Holsteins Digitalminister Dirk Schrödter, der den Förderbescheid aus Kiel überbrachte, zeigte sich begeistert von dem Know-how und dem Wachstumspotenzial, das dieser „hidden Champion“ in der Elbestadt konstruiert und entfaltet. „Das, was Sie hier machen, ist von herausragender Bedeutung für unser Land“, sagte er.
Die technologische Entwicklung schütze die so wichtige kritische Infrastruktur des Landes für die Energiewende. Ohne diesen innovativen Unternehmergeist, modernste digitale Lösungen und die nötige Infrastruktur sei das Ziel, das nördlichste Bundesland in ein klimaneutrales Industrieland umzubauen, nicht zu erreichen. „Sie sind ein tolles Beispiel dafür, wie schleswig-holsteinische Unternehmen in der Weltklasse-Liga mitspielen können.“
LNG-Terminals und große Stromleitungen ohne SET nicht machbar
Die geplanten LNG-Terminals in Wilhelmshaven oder Brunsbüttel oder die Transeuropa-Naturgas-Pipeline (TENP) von Belgien durch Süddeutschland bis Basel wären ohne die Technologie aus Wedel nicht machbar, erklärt Juniorchef Frederic Korupp. So würden durch die Bündelung von großen Stromtrassen und Gasrohrleitungen auf ein und derselben Strecke enorme Spannungen auftreten, die das Leben der dortigen Mitarbeitenden und Menschen, die dem nahe kämen, gefährden könnten.
Bis zu 1000 Volt Spannung würden durch die Induktionen entstehen, die mit Hilfe der komplexen Schalttechnikkästen made by SET in Wedel auf harmlose 60 Volt heruntergedimmt würden. Kondensatoren, Halbleiter und Drosselgeräte leiteten die überschüssige Spannung in die Erde ab. „Wir schützen mit unserer Technologie also Pipelines vor zu viel Spannung und vor Korrosion“, erklärt Frederic Korupp.
„Wir forschen, entwickeln und produzieren alles hier am Standort in Wedel“
„Wir forschen, entwickeln und produzieren alles hier am Standort in Wedel“, erklärt Firmengründer Karl Korupp. Dabei erstelle SET für praktisch alle großen Energiekonzerne, Gasproduzenten und Stromnetzbetreiber vorherige Gutachten, wo und wie viele Schaltkästen entlang der Strom-und Pipeline-Trassen notwendig wären.
So brauche das sogenannte TENP-Projekt von Belgien bis Basel allein 400 dieser die Hochspannung beeinflussenden Apparaturen. Auch beim Bau der Westküstenleitung (Brunsbüttel – Hetlingen) und der Ostküstenleitung (Norderstedt – Ostholstein) sei SET mit von der Partie. „Mit dem Netzbetreiber Tennet haben wir eine Gesamtauftragsvereinbarung“, berichtet Seniorchef Korupp.
Enormes Wachstumspotenzial für die Firma durch die Energiewende
Die Energiewende habe SET ein enormes Wachstum beschert, freut sich Junior Frederic Korupp. Noch Anfang 2021 beschäftigte das Wedeler Unternehmen erst zehn Mitarbeitende. Heute, zweieinhalb Jahre später, seien es mit 27 Mitarbeitenden beinahe dreimal so viele Beschäftigte.
Statt zwei bis drei würden inzwischen 20 bis 30 Schaltkästen im Monat angefertigt – also etwa zehnmal mehr als vorher. Der Umsatz wird nach Korupps Angaben in diesem Jahr fünf Millionen Euro betragen. Aber auch der dürfte schnell weiter wachsen, da allein das Auftragsvolumen für das TENP-Projekt mit den 400 Schaltkästen rund fünf Millionen Euro umfasse.
Wedeler Unternehmen setzt auf KI
Mit dem Förderbescheid des Landes würden etwa die Hälfte der Kosten für die Forschung und Entwicklung vom Land getragen, erklärte der Firmengründer. „Die andere Hälfte können wir mit unserem Cashflow finanzieren.“ Durch die jetzt bald entwickelte elektronische Überwachung der komplizierten Schaltanlagen durch Mikroprozessoren würde SET künftig erhebliche Kosten einsparen können, erläuterte Korupp.
Bisher müsste jedes Gerät regelmäßig einmal im Jahr von einem Techniker vor Ort auf seine Leistungsfähigkeit untersucht und überprüft werden. Bald sei das nur noch alle fünf Jahre nötig, wenn durch das neue KI-System praktisch jederzeit die Funktionstüchtigkeit der Schaltkästen gewährleistet sei.
SET-Chef setzt auf den Standort Wedel
Auch die Fachhochschule Kiel profitiere enorm von dem Projekt und der Fördersumme, stellte Prof. Andreas Borchardt dar. Es sei bereits das 27. Vorhaben seiner Fakultät innerhalb von nur drei Jahren, das sich mit KI beschäftige. Acht Millionen Euro an Fördergeldern habe die Fachhochschule allein für den KI-Bereich einwerben können.
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Wedels Bürgermeister Gernot Kaser zeigte sich ebenfalls sehr angetan davon, welchen Innovationsschub SET in seiner Stadt für die Energiewende leiste.“ Die Stadt Wedel ist sehr stolz darauf, ein solches Unternehmen zu haben.“ Dabei werde es auch bleiben, betonte Seniorchef Korupp. „Wir sind sehr zufrieden hier am Standort in Wedel und werden auch hier bleiben, wenn wir weiter expandieren.“