Wedel. Immobilienfirma will das Gelände des Pharmakonzerns in Wedel komplett neu bebauen. Das sind die Pläne.

Im Businesspark am Wedeler Elbufer herrscht noch Leere, da ist bereits ein zweiter Gewerbepark im Gespräch – und zwar direkt gegenüber, auf der anderen Seite des Tinsdaler Wegs. Seit mehr als einem halben Jahrhundert ist dieses Gelände der deutsche Firmensitz des Pharmakonzerns Astrazeneca. Aber 2022 stellt das Unternehmen die Produktion in Wedel ein, und die Verwaltung zieht nach Hamburg-Bahrenfeld. Die alten Produktionshallen und Bürogebäude müssen wohl weichen.

Wedel: Neuer Gewerbepark auf Astrazeneca-Areal?

Denn wo bis vor Kurzem noch Tabletten gefertigt wurden, könnte bald eine fast 31.000 Quadratmeter große Fläche für Industrie und Büros entstehen. So zumindest schlagen es Vertreter der Immobilienfirma Goodman vor, die ihre Idee nun dem Planungsausschuss der Stadt präsentiert haben. Das Unternehmen unterhält weltweit 372 Immobilien, davon 62 in Deutschland. Aktuell expandiert es auch in Norddeutschland.

So wird in Seevetal (Landkreis Harburg) bereits ein Gewerbepark der Firma Goodman gebaut. Mit „ähnlichem Format und Design“, wie Markus Meyer, der Leiter des Bereichs Norddeutschland bei Goodman, erklärt. Dem Konzept nach werden dort einzelne Einheiten des Geländes als Büro- oder Lagerflächen vermietet – an mittelständische Unternehmen mit kleinerer Produktion.

Umzugstermin von Astrazeneca noch unklar

Laut Unternehmensinformationen waren die Flächen des ersten Bauabschnitts in Seevetal bereits kurz nach Baubeginn voll vermietet. Seiner Firma sei es an langfristigen Investitionen gelegen, so Meyer. Auch der Standort in Wedel soll in flexible Mieteinheiten von je mindestens 1600 Quadratmetern unterteilt. Damit will die Firma etwa 250 bis 300 neue Arbeitsplätze schaffen und regionale Unternehmen und Start-ups fördern.

Noch ist das Gelände aber belegt. Ein genauer Termin für den Umzug der Astrazeneca-Verwaltung in das Bahrenfelder Quartier der Marzipanfabrik steht noch nicht fest – im Verlauf des nächsten Jahres soll es aber so weit sein. Konkretere Aussagen, was mit dem alten Baubestand passieren soll, machen die Beteiligten nicht.

Wie viel Astrazeneca bleibt in Wedel?

Als der Umzug von Astrazeneca 2019 bekanntgegeben wurde, stand noch nicht fest, wie es mit der betroffenen Immobilie gegenüber dem künftigen Businessparks weitergehen soll (das Abendblatt berichtete). Geprüft wurde offenbar ein Verkauf der Produktionsanlagen. Und die Verhandlungen über den Verkauf der Gebäude laufen weiterhin, so die aktuelle Aussage des Pharmaunternehmens. Um den Weiterbestand der Kita zu sichern, habe man bereits einen Teil an den Betreiber Fröbel verkauft.

Die Astrazeneca-Deutschlandzentrale am Tinsdaler Weg in Wedel. Wenn der Pharmakonzern die Produktion hier 2022 einstellt, zieht die Verwaltung nach Hamburg.
Die Astrazeneca-Deutschlandzentrale am Tinsdaler Weg in Wedel. Wenn der Pharmakonzern die Produktion hier 2022 einstellt, zieht die Verwaltung nach Hamburg. © AstraZeneca | HA

In dem vorliegenden Goodman-Entwurf ist jedenfalls kein Platz für die restliche Astrazeneca-Anlage. Der Kindergarten auf dem Gelände soll nach den Planungen aber vollständig erhalten bleiben. Im Planungsausschuss hat die Immobilienfirma auch schon ein zeitliches Ziel formuliert: Mitte oder Ende 2023 könnte der Gewerbepark laut Präsentation eröffnen.

Nachhaltiges Bauen am Businesspark

Mit der Nutzung versiegelten Grundes folgt Goodman der eigenen Umweltrichtlinie, möglichst keine Grünflächen mehr zu bebauen, so Diplomingenieur Jochen Klein im Planungsausschuss. Klein ist zuständig für die technische Entwicklung bei dem Immobilienunternehmen und gab einen Eindruck, wie der Gewerbepark am Tinsdaler Weg vielleicht aussehen könnte.

100 Prozent der Dachfläche würden mit Photovoltaikanlagen bedeckt, so Klein. Und für die Beleuchtung sollen ausschließlich LED-Lampen eingesetzt werden. Außerdem wolle man das anfallende Regenwasser nutzen, vielleicht sogar für die WC-Spülungen der Anlage. Der noch vorhandene Baumbestand, insbesondere am Tinsdaler Weg, solle ebenfalls erhalten bleiben, ergänzte Elena Danes, die das Projekt bei Goodman betreut.

Politiker kritisieren Verkehrsaufkommen

Danes präsentierte auch ein Schallkonzept für den Bau. Denn gerade hier kamen Sorgen auf im Planungsausschuss – vor allem in Bezug auf die angrenzende Kita. „Der Hofbereich ist komplett abgeschirmt vom Kindergartenbereich“, meinte Markus Meyer dazu. Und auch Danes bestätigte, der Schall werde zum Innenhof abgewendet.

Ein weiteres Problem für die Politiker im Ausschuss: das Verkehrsaufkommen. Olaf Wuttke (Grüne) verwies dabei auf den zusätzlichen Verkehr am Tinsdaler Weg, der bereits durch den benachbarten Businesspark erwartet werde. Laut Danes soll der Verkehr in Richtung Bundesstraße abgeleitet werden. Außerdem betonte Meyer, dass es keine Überkreuzungen von Gewerbeverkehr und Kindergartenverkehr geben werde.

Pläne für Astrazeneca-Gelände lösen keine Begeisterung aus

Die nahe Lage des Kindergartens sei vielmehr ein Vorteil für die Mitarbeiter im Gewerbepark, fuhr Meyer fort. Die könnten ihre Kinder in der Kita unterbringen: „Da freuen sich alle drüber.“ Als Mieter für den Park kann er sich vor allem Unternehmen vorstellen, die sich weiterentwickeln wollen – zum Beispiel weil ihr Bürobedarf gewachsen ist.

Von den Fraktionen wird der Goodman-Plan eher nüchtern aufgenommen. Zunächst bleibt es bei der Präsentation und dem Vorschlag, im Anschluss wird es Gespräche in den Parteien geben. Die Stadtverwaltung möchte Anfang Januar eine Beschlussvorlage zu dem Projekt vorlegen. Dann wird sich klären, ob das Projekt weiterverfolgt wird.