Wedel. Der Weg für den Neubau am alten Kohlemeiler ist frei. Baustart soll noch in diesem Frühjahr sein. Die genauen Pläne.

Es geht voran mit der auf dem Kraftwerksgelände geplanten Power-to-Heat-Anlage (PtH) in Wedel: Am Dienstag erteilte der Planungsausschuss einstimmig das Einvernehmen der Gemeinde zu dem Bauvorhaben. Planungsrechtlich ist somit der Weg frei. Bereits zum Jahreswechsel 2022/23 soll die umweltfreundliche Anlage, in der überschüssiger Strom in Fernwärme umgewandelt wird, in Betrieb gehen.

Es ist ein ambitionierter Zeitplan, den die Wärme Hamburg GmbH verfolgt. Die Verzögerung durch den Ausfall der Ausschusssitzung im Januar aufgrund der Corona-Pandemie bringe diesen aber nicht ins Wanken, so Sprecher Stefan Kleimeier. „Auf dem zeitkritischen Pfad lagen für uns in den vergangenen Monaten die Einreichung des Bauantrags sowie der Start der Ausschreibung (Angebotseinholung) für die Komponenten der Power-to-Heat-Anlage. Beide Maßnahmen sind erfolgt.“

Vertrag noch nicht unterzeichnet

Die Vertragsunterzeichnung mit dem Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, über den die gewonnene Fernwärme in Hamburgs Westen geleitet werden soll, steht laut Kleimeier zwar noch aus, dies sei aber zeitlich unkritisch. Schon im zweiten Quartal 2021, also noch in diesem Frühjahr soll mit dem Bau der 26 bis 30 Millionen Euro teuren Anlage begonnen werden.

Zwischen Lagerhallen, der Kohlehalde, dem Heizöllager, der Gasturbinenanlage und dem Ammoniaklager wird dann auf dem südöstlichen Gebiet des Kraftwerkgeländes ein 54 Meter langes, 20 Meter breites und 16 Meter hohes Gebäude entstehen. Es beherbergt im Wesentlichen zwei große Elektrokessel, in denen wie in einem gewöhnlichen Wasserkocher Wasser erhitzt wird, das dann in das Hamburger Fernwärmenetz eingespeist werden soll.

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80 Megawatt Leistung

Die dazu nötige Energie liefert überschüssiger Strom aus Windparks an Ost- und Nordsee. Eine Win-Win-Situation, wie der Leiter des Bereichs Erzeugung bei Wärme Hamburg, Markus Wonka, bei der Vorstellung des Projekts im vergangenen Oktober erklärte: „Diese Anlagen produzieren mehr Strom, als benötigt wird, deshalb müssen sie zeitweise abgeschaltet werden. Einen Teil dieses überschüssigen Stroms können wir nutzen.“

Die beiden Kessel der PtH-Anlage liefern zusammen eine Leistung von 80 Megawatt – kein enormer Wert, aber ein erster Schritt in eine grüne Energieversorgung. Da zudem gleichzeitig die elektrische Leistung im Kraftwerk um denselben Wert heruntergefahren werden soll, bedeute dies „insgesamt eine Energie- und CO2-Einsparung aus fossilen Brennstoffen von 160 Megawatt“, so Projektleiter Jörg Isengardt.

Kohlekraftwerk soll 2025 vom Netz

Wird der betagte Wedeler Kohlemeiler planmäßig 2025 abgeschaltet, soll die Power-to-Heat-Anlage an das künftige Gas- und Dampfturbinenkraftwerk (GuD) im geplanten „Energiepark“ an der Dradenau in Hamburg-Waltershof gekoppelt werden. Dieses GuD Dradenau, das das Kraftwerk Wedel ersetzen soll, ist allerdings noch nicht in trockenen Tüchern. Der Genehmigungsantrag lag bis 29. Januar in der Umweltbehörde zur Einsicht aus, bis 1. März können dagegen noch Einwände erhoben werden.

Ein weiterer Knackpunkt ist die Fernwärmeleitung, die von Hamburgs Westen durch Othmarschen, Groß Flottbek und Bahrenfeld gelegt werden soll. Gegen diese sogenannte Elbtrasse gibt es massiven Widerstand der Anwohner; am kommenden Montag (15. Februar) beginnt die Erörterung im Planfeststellungsverfahren. Statt des sonst üblichen ein- bis zweitägigen Präsenztermins findet die Veranstaltung digital statt: Zwei Wochen lang können sich Behörden, die Wärme Hamburg GmbH und all diejenigen, die Einwendungen erhoben oder Stellungnahmen abgegeben haben oder vom Vorhaben betroffen sind, auf einer Online-Plattform austauschen.

Wärme Hamburg-Sprecher Kleimeier ist zuversichtlich, dass Leitung und GuD planmäßig realisiert werden können: „Trotz Corona bewegen wir uns bei beiden Verfahren im Großen und Ganzen im angestrebten Zeitplan.“ Verzögerungen kämen das Unternehmen auch teuer zu stehen: Bis 31. Dezember 2023 muss die PtH-Anlage in Wedel laufen. Andernfalls drohen für jeden Monat Verzug hohe Vertragsstrafen, die an 50Hertz gezahlt werden müssen.

Plan B der Wärme Hamburg schlummert noch in Schublade

Für den Fall, dass der Bau des GuD Dradenau nicht genehmigt wird, hat Wärme Hamburg noch die Baugenehmigung für ein neues Großkraftwerk (anstelle des alten Kohlemeilers) in Wedel in der Schublade. Deren Frist wurde im Frühjahr 2020 zum dritten Mal verlängert – unrechtmäßig, wie die Sprecherin der Bürgerintiative „Stopp: Kein Mega-Kraftwerk Wedel“, Kerstin Lueckow, betont: „Die Genehmigung für ein fossiles Großkraftwerk kann nur erfolgen, wenn es wirklich eine konkrete Bauabsicht gibt.

Die gibt es aber nicht, es handelt sich nur um einen Plan B. Eine sogenannte Vorratsgenehmigung sieht das Gesetz aber nicht vor“, erklärt sie. Die BI hatte dagegen geklagt, die eigentlich für den 16. Dezember am Oberverwaltungsgericht Schleswig angesetzte mündliche Anhörung in dieser Sache wurde aber vertagt.