Wedel. Peter Germann arbeitet an einer Emissionsbilanz für die Jahre 2013 bis 2020. Was der 30-Jährige sonst noch so vorhat.
Die Rolandstadt hat wieder einen Klimaschutzmanager. Am 1. November hat Peter Germann die Nachfolge von Simone Zippel angetreten, die seit 2017 für diesen Bereich zuständig war. Der 30-Jährige möchte „das Gute fortführen“, das seine Vorgängerin in Gang gebracht hat – und auch einige neue Akzente setzen.
Die erste große Aufgabe, die Germann nun angeht, ist die Erstellung einer Treibhausgasbilanz. Eine solche gibt es für Wedel bereits für die Jahre 1999 bis 2012, der studierte Umweltschützer und Nachhaltigkeitswissenschaftler wird nun die Emissionen seit 2013 untersuchen. Eine Mammutaufgabe, gilt es doch unzählige Daten zu sammeln, zu untersuchen und einzuordnen. Die größten Verursacher von Treibhausgasen seien die Wirtschaft, Privathaushalte, der Verkehr sowie kommunale Strukturen, „also beispielsweise die Straßenbeleuchtung“.
Welche Bedeutung haben die Moore?
Nicht relevant sei in Wedel dagegen die Massentierhaltung. Gerlach möchte aber einen genaueren Blick auf die Moore werfen: „In trockenen Mooren können Bakterien den Torf zersetzen, dabei entstehen beträchtliche Mengen an Methan und CO2“, erklärt er. In Schleswig-Holstein gingen zehn Prozent der Treibhausgasemissionen auf Moore zurück, in Mecklenburg-Vorpommern sogar 25. „Ich versuche herauszufinden, welchen Einfluss die Moore in Wedel haben und ob ich da verlässliche Daten bekommen kann.“
Die Erhebung valider Daten ist grundsätzlich ein Problem. „In Wedel haben wir das Glück, dass die Stadtwerke sowohl Energieversorger als auch Netzbetreiber sind, die wissen also genau, was wann wo geflossen ist“, so der Klimaschutzmanager. Für den Verkehr gebe es Modelle des Ifo-Instituts, die „relativ präzise sagen, was für Verkehre bei bestimmten Strukturen fließen“. Die Emissionen des Kraftwerks Wedel fließen nicht in die Berechnung ein, da Betreiber und Verbraucher in Hamburg sitzen.
Wirtschaftspartnerschaft bleibt bestehen
Die Ergebnisse der Treibhausgasbilanz, die voraussichtlich im zweiten Quartal 2021 vorliegen wird, wird maßgeblich bestimmen, an welchen Rädchen Germann in Zukunft drehen muss, um den Klimaschutz in Wedel voranzutreiben. Ein wichtiger Baustein werde gewiss die 2017 von seiner Vorgängerin Zippel initiierte Wirtschaftspartnerschaft „Klimapartner für Wedel“ sein: Hier geht es darum, Anreize für die Unternehmen zu Energieeffizienz-und Klimaschutzmaßnahmen zu schaffen, um die CO₂-Bilanz der lokalen Wirtschaft zu verbessern. Auch die „Klimafrösche“, eine Umweltbildungsmaßnahme für Wedeler Kitas, sowie die Unterstützung des Netzwerks „Wedel is(s)t regional“ will Germann fortführen.
Und dann sind da noch einige andere Projekte, die angestoßen werden wollen: Im Mai beschloss der Umweltausschuss acht Maßnahmen für den Klimaschutz. So muss beispielsweise die fünfte Auflage der Wedeler Klimakonferenz organisiert werden; Schüler sollen über das Format „Vom Wort zur Tat“ für den Klimaschutz begeistert werden. Und dann ist da noch die Aktion „Tschüs, Plastik“ mit Workshops und Auszeichnungen für plastikarme Läden.
Der Stadt sei der Klimaschutz extrem wichtig, bekräftigt Germanns neue Chefin, die Leiterin des Fachbereichs Bauen und Wohnen, Gisela Sinz. Deshalb sei die vormals halbe Stelle, die zu Teilen vom staatlichen Projektträger Jülich finanziell gefördert werde, in eine ganze umgewandelt worden.