Elmshorn. Fighting Pirates gewinnen in strömendem Regen das Oberliga-Finale. Wie die Elmshorner den Sprung in die 3. Liga geschafft haben.
Michael Schernick war im Grins-Modus, daran konnte auch der Dauerregen, der überm Krückaustadion niederging, nichts ändern. Bis zum folgenden Morgen hätte man dem Trainer der bisherigen Oberliga-Footballer der Elmshorn Fighting Pirates das breite Lächeln wohl nur operativ aus dem Gesicht entfernen können. Der Mann war einfach nur noch glücklich nach diesem 17:7-Endspieltriumph über die Ritterhude Badgers im letzten Spiel der Saison 2023.
American Football: Dieser Aufstieg bringt die Pirates auf ein ganz neues Leistungsniveau
Der Grund leuchtet ein: Es ist nicht einfach nur der 20. Sieg in Folge für die Freibeuter des EMTV. Dieser dritte Aufstieg in Serie bringt zudem für 2024 den Platz in der Regionalliga Nord. Der Footballsport in Elmshorn wird damit wieder auf das hohe Niveau gehoben, aus dem er nach der Saison 2020 durch das unrühmliche Ende des GFL-Aufsteigerteams herausgerissen worden war. Die Pirates sind jetzt wieder wer.
Und noch etwas hat der von den rund 500 „wetterfesten“ Zuschauern im Krückaustadion umjubelte Erfolg zum Saisonabschluss gezeigt: Die Fighting Pirates können nicht nur Schönwetter-Football. Im durchgehenden, dichten Starkniesel bis Landregen haben sich die Elmshorner auch auf anderem Gebiet als dem Tempo- und Passspiel bewährt.
„Es ging nur noch über den Kampf“, sagte Michael Schernick über die zweite Hälfte des Spiels, nachdem sämtliche üblichen Angriffsversuche – insbesondere durch die Luft – nicht gefruchtet hatten. Eine komplette Halbzeit ohne Touchdown (3:0, Kick durch Sören Becker): Das hatte es in dieser Saison noch nicht gegeben. „Als wir gesehen haben, dass es so nicht geht bei dem Wetter, wussten wir, dass wir mit einem zusätzlichen Blocker unser Heil auf dem Boden suchen mussten.“
Ein abgefangener Pass bringt den ersten und einzigen Rückstand der Saison für die Fighting Pirates
Gesagt, getan – allerdings erst, nachdem das Undenkbare geschehen war. Einer der ganz wenigen Pässe von Offensivcoach und Quarterback Josh Hartigan wurde durch die Gäste abgefangen und zur Ritterhuder Führung (7:3) in die Endzone getragen. Ein Rückstand in diesem defensivlastigen Spiel. Wie würden die teils noch sehr jungen Pirates damit umgehen?
Die Antwort gaben die Elmshorner Freibeuter – nach einer bitteren, 20-minütigen medizinischen Unterbrechung wegen der schweren Beinverletzung eines Badgers – unverzüglich. Hatte Runningback Samuel Zobinou direkt vor der Verletzungspause mit seiner ersten entscheidenden Aktion den Ball weit nach vorn getragen, vollendete Lukas Schäfer nach der Zwangsunterbrechung mit einem schönen Lauf zum 9:7.
Im Schlussviertel dann erneut Zobinou, der dieses Mal selbst mit einem spektakulären Lauf über links den Ball in die Endzone trug. Zwei Zusatzpunkte durch Jan Meininghaus nach Pass von Joel Schütz zum 17:7 waren zu diesem späten Zeitpunkt die Entscheidung. Kurz darauf gab es nur noch Jubel.
Die Meistertrophäe haben sich die Footballer selbst kaufen müssen
Der Freudensturm war kaum noch zu bremsen, als sich die Pirates um den stattlichen Meisterpokal scharten und jeder die Trophäe einmal in Händen halten wollte. „Dabei haben wir uns den Pott selbst kaufen müssen“, meinte Spartenleiter Christian Magunia mit einem Schmunzeln. „Verbandsseitig ist leider noch keine Trophäe für den Aufstieg in die 3. Liga vorgesehen. Aber die Jungs sollten unbedingt etwas Greifbares zum Bejubeln haben.“
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Doch bei allem Jubel: Michael Schernick wäre nicht er, wenn der Coach nicht schon längst in Richtung kommender Saison blicken würde. „In der Regionalliga werden wir verstärkt auf Teams treffen, die einen US-Spielmacher oder einen amerikanischen Runningback haben oder auch beides. Unsere Defense muss 2024 enorm zulegen“, sagt der Meistertrainer. „Wir sind aber schon von Interessenten angesprochen worden und werden uns auf jeden Fall dieses Jahr noch neue Spieler anschauen.“ Doch bis es so weit ist, werden sich Schernick und sein Team noch oft an diesen Jubeltag im Regen erinnern.