Wedel. Beim Turnier auf dem Catharinenhof gibt es Seriensieger und Überraschungen. Und ein bewährter Fachmann sagt nun „Tschüs.“

Es war der Schlusspunkt für die grüne Saison im Pferdesport. Vier Titel sind bei der Kreismeisterschaft auf dem Catharinenhof in Wedel neu vergeben worden. Den sensationellen Tripleerfolg sicherte sich die 15 Jahre alte Springnachwuchsreiterin Antonia Glismann mit Shiny Air aus dem Pinneberger Reitstall Lauck. Züchter, Reitstallbetreiber und Trainer Carsten Lauck (56) ist stolz auf seine Schülerin, die nun nach 2021 und 2022 zum dritten Mal in Folge die Konkurrenz hinter sich lässt.

Pferdesport Titelkämpfe: In der Dressur gibt es eine neue Kreismeisterin

Ein neues Gesicht gibt es in der Dressur. Die erst 14 Jahre alte Jolina-Zoé Wolters vom Reit- und Fahrverein Elmshorn hat sich mit ihrer erst sieben Jahre alten Ponystute Gravity an die Spitze gesetzt. Allerdings werden sich die Wege trennen. „Meine Beine werden für den Ponysport zu lang, ich steige auf Pferde um. Gravity steht nun zum Verkauf, was mir schwer fällt“, sagt die Schülerin.

Bei den Senioren und jungen Reitern gibt es ebenfalls ein neues Gesicht: Olivia Helene Knop vom Elbdörfer und Schenefelder Reitverein hat sich mit ihrem 13 Jahre alten Wallach Eyecatcher den Titel in der Dressur geholt.

Sehr sportlich und rasant ging es im Springparcours bei den Senioren und jungen Reitern mit Mika Matthias Sternberg zu. Für ihn und seine zehn Jahre alten dunkelbraunen Holsteiner Stute Friday for Future lief es auf Anhieb wie am Schnürchen. Mit dem Null-Fehler-Ritt und der schnellsten Zeit sicherte sich der 18-Jährige die Führung. „Die Stute passt einfach zu mir, sie ist zwar sehr hektisch, will aber immer nach vorne und hat einen ausgeprägten Kampfgeist“, resümiert der neue Kreismeister. „Das kann ich gut zu unserem Vorteil steuern.“

Mit Friday for Future ist nicht immer gut Kirschen essen

Allerdings ist seine Stute nicht nur speziell, sondern auch auf ihren jungen Reiter fixiert. Stillstehen ist einfach nicht ihr Ding, Energie ist reichlich vorhanden, wie bei einer überladenen Duracellbatterie. „Die will immer los und Aufgaben haben“, sagt Sternberg. Der Umgang mit Friday for Future muss geübt sein, der Reiter braucht viel Feingefühl und Geduld. Ein klassisches Verkaufspferd ist sie eher nicht.

Auf dem neuen Titel Kreismeister ruht sich der hoffnungsvolle Nachwuchsreiter Sternberg aus Tornesch nicht aus. Die Saison verlief für den angehenden Landwirt sehr erfolgreich, nun hofft er auf eine Einladung aus Aachen. Hier treffen sich Anfang Dezember die besten Nachwuchssportler der Nation. „Dort teilnehmen zu dürfen, wäre das Highlight für mich.“

Parcoursbauer Kurt Brandt ist das Urgestein beim Turniersport der Region

Ganz andere Sorgen hat der Parcoursbauer Kurt Brandt aus Groß-Nordende auf dem Catharinenhof. Elf unterschiedliche Parcourslinien mussten das Team Brandt und Thomas Haegemann (62) aus Uetersen je nach Können und nach Leistungsklasse der Aktiven mit weiteren fleißigen Helfern aufbauen und entsprechend immer wieder umbauen. „Die Parcourslinien müssen sich auf dem Grasplatz immer unterscheiden, damit die Bodenqualität erhalten bleibt“, sagt Brandt. Brandt arbeitet seit mehr als 16 Jahren eng mit Haegemann zusammen. Die beiden Spezialisten kennen nahezu alle Reiter, Pferde und Geschichten in Schleswig-Holstein.

Brandt
Parcoursbauer Kurt Brandt ist seit drei Jahrzehnten im Reitsport in ganz Schleswig-Holstein dabei gewesen. Nun hört er auf. © Melanie Mallon | Melanie Mallon

„Ein künstlicher Wassergraben ist für die anspruchsvolle große Tour dabei“, sagt der 64-jährige Brandt. Sein Equipment transportiert  Brandt seit mehr als 30 Jahren in Schleswig-Holstein von Platz zu Platz. In einem Zehn-Liter-Eimer trägt er drei Zollstöcke und zwei Maßbänder, damit die Abstände zwischen den Kombinationen exakt stimmen. Dazu rote und weiße Ersatzwimpel und Notauflagen für die Hindernisstangen. „Ich habe immer Ersatzlösungen dabei; wenn die Prüfung läuft, muss ich einfach flink sein“, sagt Brandt.

Bei Kurt Brandt haben Computer nichts bei der Arbeit verloren

Er arbeitet ganz klassisch mit Stift und Zettel. Am Computer wird nichts simuliert, es ist alles handgemacht, halt oldschool. Wenn zu viele Sportler einen Null-Fehler-Ritt abliefern, ist der Parcours zu leicht; es muss nachgebessert werden. Das gilt auch, wenn die Fehlerquote zu hoch ist. „Da kann ich mir nur einen Vermerk für die Zukunft notieren“, sagt der Experte.

Direkt am Parcourshäuschen liegen Ersatzstangen, falls etwas zu Bruch geht. Das passiert hin und wieder, dieses Mal ist eine Hindernisstange beim leichten Touchieren in der Mitte auseinandergebrochen. „Eigentlich ist es ein Materialfehler, der durch die Lackschichten von außen zunächst nicht erkannt werden kann“, sagt Brandt. „Ärgerlich.“

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In 30 Jahren hat Brandt viel erlebt, allerdings findet er den Wandel bei den Springreitern bedenklich. Berufsreiter suchen sich vermehrt Turniere in der Woche raus, die einen Sandplatz mit Ebbe- und Flutsystem haben, lästige Stollendreherei entfällt. „Die möchten am Wochenende auch frei haben und sich um die Familie kümmern. Allerdings fehlt genau diese Liga auf den Turnieren am Wochenende, um diese sportlich attraktiv zu halten“, sagt Brandt.

Nach 30 Jahren ist nun Schluss für Kurt Brandt; der Abschied fällt aber nicht leicht

Die Kreismeisterschaft auf dem Catharinenhof war sein letztes Turnier;  der Parcoursbauer packt seine Sachen nun für immer ein. „30 Jahre Parcoursbauer, das reicht. Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen, meine Gesundheit geht vor.“

Ergebnisse: www.reitverein-wedel.de