Norderstedt/Tornesch. Tornescher Offensivspieler bereitet mit seinem Treffer den Auswärtssieg vor. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Klassenerhalt.

Auf ins NOHO, angesagter Club im ehemaligen Beatles-Museum, Musikrichtung: House, Hip Hop. Anil Orhan (21) beabsichtigte, sich dort mit Freunden zu treffen und eine gut gekühlte Flasche Moët & Chandon an den Tisch bringen zu lassen. Ein „hängender“ Linksaußen in Champagner-Stimmung. Die abstiegsbedrohten Oberliga-Fußballer von Union Tornesch gewannen ihr Gastspiel beim bisherigen Tabellennachbarn Hamburger SV III 3:2 (2:2). Orhan spielte tipptopp und schoss sein erstes Saisontor.

Mit „La Ola“ bedankten sich die Tornescher Akteure für die lautstarke Unterstützung vor allem von Spielern der Zweiten und Dritten des FC Union. Er wolle jetzt „voll durchstarten“, kündigte Orhan in all dem Trubel an. Das Eigengewächs, das zwischendurch sein sportliches Glück woanders (TuS Osdorf, SSV Rantzau) gesucht und nicht gefunden hatte, bleibt dem FC Union über die aktuelle Saison hinaus erhalten.

Fußball Oberliga: Als „alle“ einen Handelfmeter fordern, bleibt Orhan konzentriert

Nur 373 Einsatzminuten in elf Partien zeigen, dass Orhan über die Rolle des Ergänzungsspielers bislang nicht hinausgekommen ist. Als sich Morris von Winckelmann verletzte, schlug seine Stunde. Der große Moment kam nun in der 41. Minute. „Halb Tornesch“ forderte nach einer Aktion von Björn Dohrn einen Hand­elfmeter, aber nicht Anil Orhan, der den abgeprallten Ball geistesgegenwärtig zum 2:2 verwertete. Das war der Schlusspunkt einer ersten Halbzeit, die aus Tornescher Sicht denkbar unglücklich begonnen hatte.

Das Spiel beginnt mit gleich zwei Strafstößen

Das 1:0 der Gastgeber resultierte nämlich aus einem Elfmeter, den Union-Keeper Norman Baese mit einem unbeabsichtigten Schlag in das Gesicht von Sepehr Nikroo verschuldete. HSV-Präsident Marcell Jansen persönlich nahm die Ausführung vor. „Weiter, weiter“, rief Union-Kapitän Jan Philipp Zimmermann – um nach Orhans Eckball von links per Kopf haarscharf den Ausgleich zu verpassen (7.).

Einen Strafstoß bekamen auch die Tornescher zugesprochen. Der von den Gastgebern kritisierte Schiedsrichter Thomas Bauer sah eine unsaubere Aktion von Tom Burmeister, die HSV-Bank monierte, Jean Patrice Meyer sei lediglich weggerutscht. Björn Dohrn scheiterte an Torwart Tobias Müller, der den scharf geschossenen Ball aber direkt vor Meyers Füße abwehrte – Ausgleich (17.).

Glück gehabt: Nur beinahe begeht Thorben Reibe einen Wechselfehler

Wieso Sepehr Nikroo schon im Gegenzug ungestört das 2:1 der HSV-Dritten schießen durfte, bleibt ein Rätsel. So, wie die 79. Minute. Da drohte den Torneschern eine 0:3-Niederlage am Grünen Tisch, weil Trainer Thorben Reibe einen vierten Wechsel in einem vierten Zeitfenster vornehmen wollte. Im letzten Moment hielt ihn Schiedsrichter-Assistent Luc Herrmann davon ab, Aivas Shamoyan anstelle von Chris Heuermann einzusetzen. Hätte Shamoyan auch nur einen Fuß aufs Feld gesetzt, wäre die Partie verloren gewesen. „Ich war im festen Glauben, einen Wechsel schon zur Pause vorgenommen zu haben“, erklärte sich Reibe später.

Gerade erst eingewechselt markiert Flemming Lüneburg den Siegtreffer

Zwei andere Umbesetzungen funktionierten umso besser. Jan Eggers, Nachfolger des erschöpften Björn Dohrn (70.), schlug den Freistoß von links, den Flemming Lüneburg – er hatte den von einem Krampf geplagten Jari Maack abgelöst (77.) – per Kopf in drei wertvolle Punkte umsetzte (82.). Als sich später Lüneburg und Brayann Kouakou zu nahe kamen, reagierte Referee Bauer mit Gelb für den Tornescher und Rot für den HSV-Spieler (89.). Weil gleichzeitig drei Konkurrenten leer ausgingen, wurde es für Thorben Reibe „ein perfekter Abend“ – und für Anil Orhan noch eine lange Nacht.

HSV III – Union Tornesch 2:3.
Tore
: 1:0 Jansen (3./FE), 1:1 J. Meyer (17.), 2:1 Nikroo (18.), 2:2 Orhan (41.)., 2:3 Lüneburg (82.).
Rote Karte
: Kouakou (HSV III/89.).
FC Union
: Baese – Swennosen (62. Kuschka), Zimmermann, Knottnerus, Tiedemann – Maack (77. Lüneburg), Werning – J. Meyer, Heuermann, Orhan – Dohrn (70. Eggers
).