Bönningstedt. Neben den Kickern des SV Rugenbergen profitieren drei Gemeinden und die Gemeinschaftsschule vom Neubau. Kosten: 1,8 Millionen Euro

Die Bagger sind voll im Einsatz, die halbe Rasenfläche und die Laufbahn bereits abgetragen. Der Sportplatz des SV Rugenbergen gleicht zurzeit einer Sandwüste und Mondlandschaft. Die Lkw fahren die alte Grasnarbe und den Belag der maroden Tartanbahn ab.

Mit vereinten Kräften haben jetzt die Verantwortlichen des Sportvereins, der Gemeinden Bönningstedt, Hasloh und Ellerbek, des Amtes Pinnau und der Gemeinschaftsschule Rugenbergen den symbolischen ersten Spatenstich gesetzt, damit der neue Kunstrasenplatz mit neuer Laufbahn und Leichtathletik-Angeboten bis zum Jahresende fertiggestellt werden kann. Rund 1,8 Millionen Euro investieren Verein und Kommunen in dieses Projekt, das sie schon seit vielen Jahren realisieren wollten.

Per „Crowd-Invest“ werden die letzten 100.000 Euro eingeworben

Um die letzte Finanzierungslücke zu schließen, hatte der Sportverein zu einer völlig neuen Art der Geldeinwerbung gegriffen. Wie berichtet, rief er dazu auf, per „Crowd-Invest“ den Bau des Kunstrasenplatzes zu unterstützen. Dazu sollten die Spender und Geldgeber dem Verein 100.000 Euro auf zehn Jahre Laufzeit als Darlehen geben, das wiederum mit bis zu 2,5 Prozent im Jahr verzinst wird.

Für den SV Rugenbergen entwickelte sich diese Finanzierungsidee zum leichten Kinderspiel. „Das klappte ratzfatz“, sagt Vereinssprecher Jörn Schmieding-Dieck. „In zwei Wochen hatten wir das Geld zusammen“, sagt er stolz. 29 Kreditgeber hätten dem Verein nun zwischen 1000 und 10.000 Euro ihres Vermögens geliehen.

Vier Investoren kommen sogar aus Baden-Württemberg

„Das ist ein großer Vertrauensvorschuss, für den ich allen Finanziers dankbar bin“, sagt Schmieding-Dieck. „Vier Unterstützer kommen sogar aus Baden-Württemberg“, wundert er sich darüber, welche Kreise und Aufmerksamkeit diese Aktion offenbar gefunden hat. „Wir werden alle hiesigen Geldgeber zu einem Dankesessen mit Currywurst und Pommes einladen“, kündigt der Vereinssprecher an. Die Leute aus Süddeutschland würden einen Vereinsschal geschickt bekommen. „Da lassen wir uns noch was Schönes einfallen.“

„Der neue Kunstrasenplatz ist ganz wichtig für unsere Sportjugend“, sagt SV Rugenbergens Zweite Vorsitzende Doris Widau. So würde heute von vielen Eltern mit Kindern gezielt danach gefragt, damit ihre Sprösslinge das ganze Jahr hindurch auch bei schlechtem Wetter auf dem Kunstrasenplatz trainieren könnten. „Somit ist es gut, dass wir das jetzt endlich auch bald anbieten können.“

Bislang war der SVR in der Region einer der wenigen Vereine ohne Kunstrasen

Bislang musste der Breitensportverein mit seinen etwa 950 Mitgliedern in neun Sparten, darunter etwa 600 Fußballer und 400 Kinder, um seine Attraktivität bei der Nachwuchsförderung kämpfen. „Wir sind da zurzeit einer der wenigen Vereine in der Region, der noch keinen Kunstrasenplatz für Trainingszwecke hat“, sagt Medienwart Schmieding-Dieck.

Aber auch für die 470 Gemeinschaftsschüler der Schule Rugenbergen sei der neue Sportplatz sehr wichtig für den Sportunterricht, betont Schulleiter Karsten Güllich. Die bisherige Tartanlaufbahn mit ihren Bodenwellen sei bereits eine gefährliche Stolperfalle gewesen. Die Weitsprung- und Hochsprunganlage war ohnehin seit langem gesperrt. Für eine Schule, die ein Sportprofil anbietet, sei das keine gute Ausgangslage gewesen. Umso mehr freue er sich, dass es nun mit dem Bau des Platzes endlich losgehe, so Güllich. Der Schulverband, dem die Gemeinden Bönningstedt, Ellerbek und Hasloh angehören, habe seit Jahren zu diesem Bau gedrängt, sagt Haslohs Gemeindevertreter Jochen Haines.

„Wir freuen uns für den Sportverein“, bekundet Ellerbeks Bürgermeister Günther Hildebrand, auf dessen Gemeindegebiet sich der Sportplatz ja befindet. Die Finanzierung sei ein gutes Gemeinschaftsprojekt aller Beteiligten, so der Vorsteher des Amtes Pinnau, das mit Anja Bauer vom Bauamt die Planung des Kunstrasenplatzes übernommen hat. Hildebrand: „Das ist ein hervorragendes Beispiel einer interkommunalen Zusammenarbeit.“

Durch die lange Planungszeit entspricht der Kunstrasen dem neuesten Stand der Technik

Der Vorteil der jahrelangen Planung und Verzögerung des Projektes sei jetzt, dass der Kunstrasen dem neuesten Stand der Technik entspreche und so kein Problem mehr für die Umwelt darstelle, wenn er einmal in 20 bis 25 Jahren wieder entsorgt und recycelt werden müsse, sagte Hildebrand. Denn der auf 100 x 70 Metern Fläche ausgelegte Kunstrasenplatz sei nur mit Sand und nicht mehr mit Kunststoff oder Kork befüllt, womit er die heutigen Umweltauflagen erfülle. „Insofern sichert der neue Sportplatz das zukünftige Bestehen des SV Rugenbergens ab und entspricht den modernen Anforderungen zur Nachhaltigkeit“, betonte Vereinssprecher Schmieding-Dieck. Mit der neuen Flutlichtanlage werde hier auch abends bei Dunkelheit trainiert werden können.

Die 1,8 Millionen Euro Baukosten werden so aufgeteilt: Neben dem Sportverein, der sich wie der Kreis Pinneberg mit rund 360.000 Euro am neuen Kunstrasenplatz beteiligen muss, tragen die Gemeinde Bönningstedt 260.000 Euro der Kosten und das Land Schleswig-Holstein 250.000 Euro als höchstmögliche Fördersumme. 120.000 Euro kommen vom Landessportverband und 450.000 Euro übernimmt der Schulverband.