Wedel. Bei der Veranstaltung auf dem Catharinenhof melden ungewohnt wenige Springreiter. Nachwuchs macht auf Holsteiner Pferdetage neugierig

1000 Pferde aus ganz Nord-deutschland, die bei 1500 Starts in 44 Wettbewerben antreten – das klingt verheißungsvoll. Und doch steht über die Pfingsttage zumindest das Springpferde-Championat auf dem Catharinenhof in Wedel unter keinem guten Stern. Nur zwölf Reiter haben sich mit ihren sechs- und siebenjährigen Pferden für diese Disziplin angemeldet; tatsächlich starten lediglich fünf Reiter. Bei Springprüfungen der Klassen M und S* mit bis zu 1,45 Meter hohen Hindernissen sind es 41 Teilnehmer, darunter ein Star des Reitsports: Janne Friederike Meyer-Zimmermann.

Janne Friederike Meyer-Zimmermann hat den nächsten Sprung im Blick, kurze Wege sind Trumpf.
Janne Friederike Meyer-Zimmermann hat den nächsten Sprung im Blick, kurze Wege sind Trumpf. © Melanie Mallon | Melanie Mallon

Glücklicherweise sind die Springprüfungen nur ein Aspekt im prall gefüllten Vier-Tage-Programm des 70. Pfingstturniers. „Die viel zu geringe Teilnahme der Springreiter in diesem Jahr ist etwas enttäuschend“, sagt der Co-Turnierleiter Olaf H. Tonner. „Da haben wir uns mehr erhofft.“ Ein Grund sei die Vielzahl von Turnieren nach der zweijährigen Corona-Zwangspause.

Janne Friederike Meyer-Zimmermann gibt dem Wedeler Pfingstturnier den Vorrang

„Das ist eine starke Konkurrenz“, sagt Turnierchef Karl-Heinz Hardorp. „Umso mehr freuen wir uns, dass Janne Friederike dabei ist.“ Die übrigens an drei Prüfungen teilnimmt und einmal den ersten Platz mit dem acht Jahre alten Hengst Eyecatcher sowie in der Springprüfung für jüngere Pferde den vier und fünften Platz belegt.

Die Gesamtprämie der vierfachen deutsche Meisterin und EM-Mannschaftstitelträgerin von 2011 beträgt schlappe 205 Euro. Zum Vergleich: Bei der Global-Champions-Tour in Klein Flottbek am Wochenende zuvor kassierte die 41-Jährige in zwei Prüfungen 18.200 Euro.

Profis und Amateure messen sich beim 70. Wedeler Pfingstturnier

Für Pferdeliebhaber ist das überaus abwechslungsreiche Pfingstturnier eine Perle. Profi- und Amateurreiter im Springsport und der Dressur verteilen sich auf vier unterschiedliche Plätzen, einige Besucher wissen zunächst nicht, wo sie zuerst gucken sollen. Es hat etwas von einem kleinen Volksfest.

Das Publikum ist bunt gemischt, vom Kleinkind bis zum betagten Senior ist alles dabei; Hunde vom kleinen Kläffer bis zum tiefenentspannten Labrador sowieso. Und das alles vor einer Kulisse, die kaum schöner sein kein. Alte Eichen, Kastanien, Birken und Buchen umrahmen das in sattes Grün getauchte Gelände. Sogar einen kleinen Sandkasten mit Rutsche gibt es für die Kinder.

Ein Highlight ist das Fohlenchampi-onat, 17 kleine Vierbeiner sind der Hingucker. Das große Dressurviereck ist für die jungen wilden, teilweise erst fünf Wochen alten Kraftpakete eine willkommene Verlockung. Sie stürmen nach und nach mit ihren Müttern auf den Sandplatz. Für alle Stutenführer ist das eine schweißtreibende Arbeit, denn im Idealfall sollen die jungen Vierbeiner im Gleichschritt an der Seite der Mutterstuten laufen.

Dem Pferdenachwuchs geht leicht das Temperament durch

Dominik Wohlers aus Pinneberg hat sich seine weißen Turnschuhe angezogen, um fünf unterschiedliche Stuten mit ihrem Nachwuchs zu präsentieren. Er muss die jungen Wilden immer im Blick haben, denn die kennen noch keine Regeln und strotzen vor Übermut. Fröhliche Bocksprünge mit vollem Speed und spontane Seitenhüpfer sind eine grandiose Show für die Zuschauer und eine Herausforderung für die Jury. Die Zuschauer sind amüsiert, einige schockverliebt.

Die Experten beginnen zu fachsim-peln, welche Tiere eventuell für den nächsten Zuchteinsatz interessant sind oder eine Zukunft als Sportler haben. Beurteilt werden Typ, Körperbau und Bewegung im Trab und Schritt. Da kann es etwa „leichte Abstriche im Fundament geben“, ein anderes Jungtier wird als „locker, elastisch und schwungvoll“ beurteilt.

Wertungsrichter Hans Britze ist mit dem Zuchtjahrgang sehr zufrieden

Richter Hans Britze (71) ist für die Fohlenbeurteilung extra aus Verden/Aller angereist. „Die Zucht ist in diesem Jahrgang sehr gelungen, wir sehen eine hohe Qualität“, sagt der ehemalige Leiter des Zuchtverbandes für deutsche Pferde.

Das noch namenlose Siegerfohlen hat amerikanische Besitzer, die sich für die professionelle Aufzucht im Kreis Pinneberg entschieden haben. Schon im Alter von sechs Monaten wird das Stutfohlen fast die Größe und Maße eines erwachsenen Pferdes erreicht haben. Der Vater der jungen Siegerstute, die im Februar auf die Welt kam, ist der erfolgreiche Hengst Dia-rado. Der erfahrene 17 Jahre alte schwarzbraune Holsteiner Hengst hat viele Nachkommen im internationalen Reitsport hervorgebracht.

Die Fohlenpreise werden vermutlich die 20.000-Euro-Marke knacken

Die Jury prämiert auf diesem Pfingstturnier sieben der 17 vorgestellten Fohlen;
alle Preisträger sind Stutfohlen und schon jetzt sehr wertvoll. Die Kaufpreise werden voraussichtlich bei deutlich mehr als 20.000 Euro pro Pferd liegen.

Wer es genau wissen will, ist in dieser Woche bei den Holsteiner Pferdetagen von heute (8. Juni) bis zum 12. Juni in Elmshorn an der richtigen Adresse. An der Westerstraße 93 präsentiert der Holsteiner Verband neben der Elitestuten-schau und den Landeschampionaten am 10. Juni auch die Fohlenauktion mit 27 Offerten. Am Veranstaltungsfreitag um 16 Uhr haben die Fohlen ihren großen Auftritt. Die Kollektion ist schon jetzt unter www.holsteiner.auction/de/home zu sehen.