Bönningstedt. Die Bönningstedterin (16) hat sich dem Zweitligateam der Eintracht angeschlossen. Dort ist sie auch näher dran am Nationalteam
Es ist mal wieder soweit: Ein Fußball-Lehrgang des DFB steht an. Von Sonntag an versammeln sich bis zum 1. Dezember die auserwählten U17-Jugendfußballerinnen in der Sportschule Wedau. Ein letztes Mal für dieses Jahr hat auch Jella Veit die Einladung von Bundestrainerin Friederike Kromp in den Nationalkader erreicht, und sie packt routiniert ihre Sporttasche für die anstehenden, intensiven vier Tage zusammen.
Es geht ihr leicht von der Hand, denn schon seit zwei Jahren läuft die vielseitige Defensivkraft im Trikot mit dem Adler auf der Brust auf. Im Oktober 2019 hatte die damals 14-Jährige vom SV Rugenbergen in Schaffhausen nach einem U15-Lehrgang ihre ersten Einsätze im Nationaldress bestritten. Gegen die U16 der Schweiz gab es Siege von 5:0 und 3:2 – beide Male hatte Jella je ein Tor dazu beigesteuert.
Doch etwas hat sich für die nun 16-Jährige seit Juli 2021 bei ihrer Packroutine geändert. Jella Veits Kleiderschrank und die Sporttasche stehen nicht mehr im elterlichen Haus in Bönningstedt. Die junge Frau mit den langen blonden Haaren, die zuletzt mit Doppelspielrecht auch für die B-Juniorinnen des HSV aufgelaufen ist, hat den großen Sprung gewagt: Sie bewohnt nun in Frankfurt am Main ein Zimmer im Sportinternat Hessen und hat sich den Frauen von Eintracht Frankfurt II angeschlossen.
Der Schritt ist Resultat langer Überlegungen und des Wunsches nach Veränderung
Für Jella Veit, die mit Recht das Attribut Vollblutfußballerin tragen darf, ein schon über längere Zeit angedachter Schritt. „Ich hatte generell schon länger überlegt, dass ich etwas verändern möchte. Also habe ich mich informiert; daneben aber auch schon Angebote von Vereinen bekommen und habe mir das alles mal angeschaut, auch in Frankfurt“, sagte die variable Rechtsfüßerin. „Ich habe danach viel gesprochen, mit meinen Trainern, mit meiner Familie und besonders viel mit meinem Bruder – und dann irgendwann habe ich gesagt, dass ich nach Frankfurt möchte.“
Für die junge Frau, deren Leben schon seit Jahren ganz vom Fußball geprägt wird, hatten sportliche Perspektiven mit den Ausschlag gegeben. „In dem Verein gibt es eine Erst- und Zweitligamannschaft, damit hatte ich schon eine Grundlage auf hohem Niveau. Klar, ich hatte in Hamburg im HSV auch mein Zweitspielrecht und konnte hochklassig trainieren, war damit auch megazufrieden – aber ich hatte für mich beschlossen, dass ich in ein einziges Team wechseln möchte und habe das im Mai mitgeteilt; es war eine Entscheidung nicht gegen den HSV, sondern für etwas Neues.“
Somit hieß es auch Abschied zu nehmen von „ihren“ Jungs. Denn als einziges Mädchen im Kader hatte Jella Veit in C- und junger B-Jugend im Juniorenteam des SV Rugenbergen gespielt. Kein Zuckerschlecken, aber es hat der Defensivspielerin mit offensivem Talent einiges an Wettkampfhärte gebracht, die sie nun in der 2. Bundesliga bei Eintracht Frankfurt bestens gebrauchen kann.
Das Einleben in der Mainmetropole ist der 16-Jährigen nicht schwer gefallen
Das Einleben im Frankfurter Internat mit Blick auf das Bundesligastadion der Eintracht fiel Jella nicht schwer: „Das ging recht schnell; es sind zwei aus meinem Jahrgang, die ich kannte, und zwei ein Jahr ältere Zwillinge, die ich ebenfalls kenne, hierher gewechselt. Dazu kamen noch drei weitere Fußballerinnen, die schon hier waren. Da haben wir gleich in den Sommerferien viel zusammen gemacht und auch die Stadt gemeinsam kennengelernt. Das ist hier schon deutlich kleiner als Hamburg.“
Mit Ende der Ferien übernahm aber ein enger Stundenplan die Regie. „Die Schule, bei der ich einige Stunden flexibel legen kann, und das Training sorgen dafür, dass ich eher wenig Freizeit habe“, sagt die bemerkenswert abgeklärte 16-Jährige. „Ich habe mittwochs und donnerstags in der Schule Frühtraining; außerdem mittwochs bis sonnabends täglich Vereinstraining und dazu montags noch Einheiten im Fitnessstudio.“
Wenn für Jella Veit am Mittwoch der DFB-Lehrgang in Duisburg enden wird, stehen direkt im Anschluss drei weitere gut vollgepackte Wochen im Frankfurter Fußballinternat an. „Wir haben in Hessen bis zum 22. Dezember Schule, da ist hier in Frankfurt nicht mehr viel Zeit für vorweihnachtliche Unternehmungen; ich fahre dann wohl direkt nach Hause“, versucht sich die 16-Jährige in ein wenig Feiertagsplanung.
Aufs Kochen mit ihrer Familie freut sich Jella Veit besonders
Und sie kann es kaum erwarten, das Familienleben in Bönningstedt wieder genießen zu dürfen. „Also generell freue ich mich sehr auf das Essen von Mama, oder auch gerne mal zusammen zu kochen als Familie. Ich habe da zwar kein spezielles Gericht vor Augen, aber hier im Internat haben wir eine Kantine und auch wenn wir die Möglichkeit haben, selber etwas zuzubereiten, es ist dann einfach nicht das Gleiche.
Nach zwei Wochen im Schoß der Familie geht’s dann im Januar zurück: die Schule und das Training rufen – und, wie Jella Veit hofft, auch die Vorbereitung auf die nächsten Qualifikationsspiele zur U17-Europameisterschaft im März.