Pinneberg. Vereine können bis Mittwoch an Umfrage des Hamburger Verbands teilnehmen; am 11. Dezember wird beraten. Teams treffen sich virtuell

„Oliver Kahn, Roberto Carlos, Paolo Maldini, Sergio Ramos, Sinisa Mihajlovic, Zinedine Zidane, Toni Kroos, Lionel Messi, Christiano Ronaldo, Diego Maradona, Zlatan Ibrahimovic.“ Ganz entspannt betet Aleksandar Pavlovic (31) in zwei Minuten und 17 Sekunden seine persönlichen Favoriten herunter. Dabei hat der Routinier barfuß auf dem Teppich im Flur stolze 193 Ballkontakte.

In Zeiten von Spiel- und Trainingsverbot nicht aus der Übung gekommen. Wochenaufgabe gelöst. Die bestand bei den Landesliga-Fußballern des VfL Pinneberg darin, jeweils in den eigenen vier Wänden eine persönliche Weltelf aufzusagen und dabei mit dem Ball, der nicht den Boden berühren durfte, zu jonglieren. Sport und Spaß privat, aber der Öffentlichkeit veranschaulicht. Ein Video, das die VfL-Erste auf ihrer Facebook-Seite veröffentlichte, beweist, dass Pavlovic nicht schummelte.

Oh, du schöne digitale Fußballwelt. An der frischen Luft geht gar nichts. Da halten die Kicker eben in den einschlägigen sozialen Netzwerken Kontakt. Das führt sogar dazu, dass sie ihre Weihnachtsfeiern online ausrichten.

Tornescher Kicker begehen virtuelle Weihnachtsfeier

Wie zum Beispiel Union Tornesch. Eine spezielle Software („Zoom“) macht es möglich, dass sich alle am 12. Dezember wenigstens an den Bildschirmen und Monitoren zu Gesicht bekommen. Rituale inbegriffen. Der Jüngste muss ein Gedicht aufsagen und nach jedem Versprecher einen Schnaps trinken. Den Neulingen bleibt es nicht erspart, eine Show für die Mannschaft aufzuführen und live ins Netz zu stellen.

Wie das in Zeiten von Kontaktbeschränkungen funktionieren soll, bleibt dem Einfallsreichtum der Beteiligten überlassen. Welche Idee hat Patrice Meyer? Damit ihm an diesem Abend nicht frühzeitig die Beine wegknicken, kann der Offensivverteidiger (19 Jahre, ein Monat, eine Woche) ja mal über seine Mischung in der Buddel mit dem Klaren nachdenken. Aber Vorsicht. Einige schauen zu, die lassen sich ganz bestimmt nicht hinters Licht führen.

Pinneberger fiebern ihrem ersten Kunstrasenplatz entgegen

Viel lieber würden alle wieder in der Kabine zusammensitzen und nach großen Siegen wie nach bitteren Niederlagen Getränke gemeinsam einnehmen. Für die VfL-Gemeinde ein Alptraum: Darf sie etwa noch Monate lang nicht auf den neuen Kunstrasen im Stadion II mit seinen Aufbauten (Kassenhaus, Umkleideräume), die unmittelbar vor der Fertigstellung stehen? Wann endlich sinkt die Inzidenz so, dass die Gesundheitsbehörde Fußball wieder genehmigt? Und wie geht es dann weiter, nachdem der Spielbetrieb mächtig im Verzug geraten ist?

In regelmäßigen Videokonferenzen erörtern das Präsidium des Hamburger Verbandes und die zugeschalteten Vereinsoffiziellen dieses Thema. Am vergangenen Donnerstag landete wieder eine Mail im Postfach der SV Halstenbek-Rellingen (Landesliga) mit der Aufforderung, am 11. Dezember den beigefügten Link anzuklicken. „Oh, du schöne digitale Fußballwelt.“ Das sagt sich längst auch der HR-Vorsitzende Hans Jürgen Stammer, der schon mehrfach zu Hause in Pinneberg-Waldenau seinen Laptop aufklappte und lauschte, welche Ideen zur Fortsetzung der Saison die Teilnehmer an der Konferenz zusammentrugen.

Bis Mittwoch können die Vereine dem HFV antworten

Stammer hörte klare Tendenzen heraus. „Zu den Meisterschafts- und Abstiegsrunden wird es wohl nicht kommen, dafür reicht die Zeit nicht mehr. Allerdings kommt die Hinrunde in die Wertung, sofern die Teams mindestens 75 Prozent aller Partien absolviert haben.“

Das HFV-Präsidium erfüllt sein Versprechen, die Vereine ins Boot zu holen. Das Schreiben vom 3. Dezember beinhaltete die Aufforderung, sich binnen sechs Tagen an einer großen Umfrage zu beteiligen. Aus den Erkenntnissen dieser Erhebung möchte der HFV dann seine weiteren Schritte im Konsens mit den Vereinen festlegen und am 11. Dezember dazu Stellung beziehen. Unter anderem auf der Agenda: Die zukünftige Zahl der Auswechselspieler und -spielerinnen (fünf statt drei?), die Staffelstärke der Saison 2021/22. Der Tag X, an dem der Ball wieder rollt. Die Vereine sehnen ihn herbei. Gelitten haben sie schon genug.

VfL Pinneberg profitiert vom Sparkurs der Vergangenheit

Nur dem Sparkurs der letzten zwei Jahre verdanken es die VfL-Kicker, dass sie nach Absage des lukrativen Hallenturniers um den Bert-Meyer-Cup und dem damit verbundenen Verlust von Einnahmen im (niedrigen) fünfstelligen Bereich finanziell nicht in Schieflage geraten. „Unseren Trainern zahlen wir auch in Corona-Zeiten das vereinbarte Honorar“, betont Abteilungsleiter Heinz Sellmann.

Die SV Halstenbek-Rellingen beschäftigt auf ihrem vereinseigenen Gelände einen Platzwart in Vollzeit und trägt alle anfallenden Energiekosten, zehrt aber nicht nur von den Mitgliedsbeiträgen. „Unter der Auflage, keine Doppel auszutragen, wird unsere Tennishalle mit fünf Plätzen auch von Vereinsfremden frequentiert“, sagt Hans Jürgen Stammer. So fließt ein bisschen Geld in die Kasse.

SVHR gibt gegen SSV Rantzau Heimrecht nicht ab. Gegner verlängert mit Trainer

Zu verschenken gibt es nichts. Deshalb verwarfen die Halstenbeker auch ihre Gedanken, das im Rahmen der Corona-Zwangspause am 1. November abgesagte Spitzenspiel gegen den SSV Rantzau bei schwierigen Platzverhältnissen auf dem Kunstrasen in Barmstedt auszutragen und damit das Heimrecht abzutreten. Es bleibt dabei, dass der Eintritt am Jacob-Thode-Platz entrichtet wird.

Kreisrivale SSV Rantzau hat unterdessen Nägel mit Köpfen gemacht und verlängerte die Verträge mit Cheftrainer Marcus Fürstenberg und dessen Assistenten Tobias Thiede um eine weitere Saison. Als Gastronom von der Corona-Pandemie besonders hart getroffen, war das für Fürstenberg die erwartete Wertschätzung seiner bislang erfolgreichen Arbeit an der Düsterlohe.