Elmshorn. 100 Tage im Amt: Arne Hirsch hat zwischen zwei Lockdowns, mitten in der Pandemie, die Geschäftsführung beim Elmshorner MTV übernommen

Mitten im Sturm den Steuermann zu wechseln, dafür sollte es doch bestimmt günstigere Zeitpunkte geben? Aber für den passionierten Wassersportler Arne Hirsch, der am 1. August von Mark Müller den Posten des Geschäftsführers beim Elmshorner MTV übernommen hat, sind diese kräftigen „Unwetterböen“, der unverändert das Leben bestimmenden Corona-Pandemie, eine steife Brise, die man mit ein wenig Geschick auch gut segeln kann. Arne Hirsch und der EMTV – in den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit hat sich da anscheinend eine eingespielte Mannschaft geformt; Zeit für eine erste Bilanz.

Die Zahlen an Corona-Neuinfizierten sind bundesweit unverändert beunruhigend hoch. Doch aus Vereinssicht kommt Arne Hirsch zu einer entspannteren Erkenntnis: „Wir haben keine Corona-Krise mehr. Es läuft bei uns“, sagt der 38 Jahre alte Absolvent der Sporthochschule Köln (Diplomsportwissenschaftler und Diplomsportökonom) mit Blick auf den laufenden Betrieb.

Die Elmshorner haben aus dem ersten Lockdown im Frühjahr gelernt – wie die anderen großen Vereine der Region auch – und bringen das vielseitige Angebot des größten Breitensportvereins im Kreis Pinneberg online zu denen, die zurzeit nicht zu ihnen kommen dürfen. „Wir haben beim EMTV bislang um die 250 Trainingsvideos produziert, und es werden immer noch mehr“, sagt Arne Hirsch.

Hirsch hat vom Vorgänger Strukturen übernommen

Der neue Geschäftsführer ist seinem Vorgänger ausgesprochen dankbar. „Mark Müller hat hier bis zur Jahresmitte Strukturen aufgebaut, von denen der ganze Verein und ich profitieren. Wir machen das Beste aus den Corona-bedingten Einschränkungen.“ So haben auch die Mitarbeiter im Bewegungszentrum des EMTV („Die sind unser Innovationsteam.“) mittlerweile 78 Outdoor-Angebote für insgesamt 1400 Kursteilnehmer pro Woche entwickelt. Weitere 800 wöchentliche Aktive könnten – sobald wieder uneingeschränkt möglich – mit Indoor-Angeboten bewegt werden.

Auch während des Lockdowns werden Angebote entwickelt

„Und auch jetzt für den aktuellen Lockdown sind wir noch dabei, weitere regelkonforme Angebote zu entwickeln, damit sich unsere Mitglieder angeleitet fit halten und bewegen können.“ Dass hierfür die nötigen Mitarbeiter nach wie vor zur Verfügung stehen, liegt in der positiven Grundsatzentscheidung der Elmshorner begründet. „Wir hätten auf Corona mit Kostenreduktion, mit Kurzarbeit und Einsparungen reagieren können; möglicherweise hätten die Mitglieder das sogar verstanden“, sagt Hirsch

Der Wahl-Hamburger, der umweltbewusst täglich mit öffentlichen Verkehrsmitteln aus der Hansestadt anreist, hat einen Großteil seiner Erfahrung in leitender Funktion als Geschäftsführer beim Norddeutschen Regatta Verein in Hamburg erworben. „Ich denke, dass wir uns hier beim EMTV für einen schlauen Hybridweg entschieden haben. Wir sind nicht in Kurzarbeit gegangen und schaffen ein neues Angebot; unsere Mitglieder werden in diesem Lockdown-Monat ja nicht weniger.“

Büroarbeit muss sein. EMTV-Geschäftsführer Arne Hirsch an seinem Schreibtisch mit Blick auf Vie Vitale, das Fitnessstudio des Vereins.
Büroarbeit muss sein. EMTV-Geschäftsführer Arne Hirsch an seinem Schreibtisch mit Blick auf Vie Vitale, das Fitnessstudio des Vereins. © HA | Ulrich Stückler

Selbstverständlich kann der verheiratete Vater einer Tochter den Blick nicht von den reinen Zahlen abwenden. Denn auch der Elmshorner MTV musste sich nach dem Mitglieder-Hoch von 5175 zu Jahresbeginn im Laufe des ersten Lockdowns und der Folgemonate wie nahezu alle Großvereine von mehreren Hundert Aktiven verabschieden.

Der eigentlich normalen Zahl an Austritten stehen kaum Neumitglieder gegenüber

„Was in anderen Jahren Teil einer ganz normalen Fluktuation gewesen wäre hat nun leider aus Mangel an Neueintritten einen Mitgliederrückgang zur Folge. Aber wir arbeiten dran“, sagt Hirsch und blickt optimistisch in die Post-Corona-Zukunft. Wichtigster Schritt sei dabei, sich den bisherigen und künftigen Mitgliedern als verlässlicher Partner zu zeigen.

Für die Zeit nach Corona hat Arne Hirsch so manchen Plan in der Schublade

Womit der gebürtige Kieler auch ein wenig in den Bereich der Zukunftsträumereien gelangt. „Unsere vereinsinterne Kommunikation muss noch besser, die Vereinswebseite informativer werden und die Mitglieder ansprechen“, sagt Hirsch, der stolz darauf ist, dass sich der EMTV während der laufenden Pandemie durch „extrem hohe Hygienestandards“ auszeichne. „Mit einer eigenen Tennishalle, neuen Mitgliedschaftsmodellen oder auch Angeboten, mit denen wir als Verein den Campus hier verlassen und zu dem Menschen hinaus in die Stadt Elmshorn gehen, könnten wir ebenfalls neue Kreise ansprechen.“ Aber erst gelte es, die aktuelle Phase unbeschadet zu überstehen. Logisch.

Dafür bedarf es einer geeigneten Mannschaft; und die hat Arne Hirsch. „Ich bin beim EMTV in ein großartiges Team hineingekommen. So viel Eigenmotivation, wie ich sie hier vorgefunden habe, ist schon bemerkenswert. Ein Verein ohne Ehrenamt ist tot – der EMTV ist quicklebendig.“