Elmshorn. Fighting Pirates beraten Sonnabend mit der Liga über die geplante Saison. Eine Premiere, die der Aufsteiger nicht um jeden Preis wahrnehmen will

Diese Nachricht vom American Football Verband Deutschland (AFVD) kam mit ihrem Inhalt ein
wenig überraschend für die deutschen Footballfans – und auch einige Vereine. Am 8. Mai verkündete der AVFD, dass die GFL, also die 1. Bundesliga, sowie alle weiteren AFVD-Lizenzligen im September ihren Spielbetrieb für diese Saison aufnehmen sollen, wenn es die dann gültigen Corona-Präventionsverfügungen zulassen. Absteiger solle es in dieser Saison nicht geben. Eine eigentlich ja erfreuliche Nachricht, die bei vielen Vereinen der deutschen Top-Ligen, die bis zum 15. Juni ihre Teilnahme am Spielbetrieb bestätigen sollen, dennoch mehr Fragen aufwirft, als Antworten zu bieten.

Keine Ausnahme bilden da die Elmshorn Fighting Pirates, die im September 2019 ihre Zweit­liga-Meisterschaft und den erstmaligen Aufstieg in die GFL gefeiert haben. Jetzt aber fiebern deren Sportdirektor Max Paatz, Chefcoach Jörn Maier und der Pirates-Vorstand mit großem Interesse diesem Sonnabend entgegen. Für den Tag hat der AFVD alle GFL- und GFL 2-Teams zum Onlinemeeting eingeladen, um die Rahmen­bedingungen für eine zu spielende Saison 2020 festzulegen.

Sportliche und wirtschaftliche Faktoren sind abzuwägen

Bedingungen, die sportlich und wirtschaftlich essenziell für die Elmshorner sind, wenn sie ihre erste GFL-Serie bestreiten wollen. „Dazu hat auch unser Coach Jörn Maier mit seiner Erfahrung aus der NFL Europe Bedenken geäußert, ob eine Vorbereitungszeit von vielleicht sechs bis acht Wochen bis zum angedachten Ligastart am 5. September ausreichen kann, um eine vollwertige Saison zu spielen“, sagt Max Paatz. In diese Bedenken inkludiert sei die Frage, ob in der verbliebenen Trainingszeit ein Fitnesszustand erreicht werden könne, der sportliche Wettbewerbsfähigkeit und Spielergesundheit gewährleiste.

Vieles mehr müssen die Vereine einkalkulieren, um nicht trotz sportlich erfolgreicher Saison, wenn sie denn gespielt wird, am Ende doch als Verlierer dazustehen. Paatz: „Unsere Vereinsleitung und die Sponsoringabteilung müssen klären, ob und welche Unterstützer uns weiterhin zur Seite stehen. Selbst wenn zurzeit anzunehmen ist, dass wir wohl ohne unsere US-Importe spielen müssten, so ist eine GFL-Saison, auch wenn sie verkürzt wird, dennoch sehr kostenintensiv.“

Noch ist unklar, wie viele Zuschauer ins Krückaustadion dürften

Womit die Verantwortlichen bei der nächsten großen Unbekannten im Kalkül wären, den Fans. Der Ticketverkauf ist neben Sponsorgeldern wichtigste Einnahmequelle für die EMTV-Footballer. „Und wir wissen doch noch gar nicht, ob und unter welchen Auflagen wir wie viele Zuschauer ab September ins Krückaustadion lassen dürften, falls uns das dann überhaupt zur Verfügung steht – selbst das ist ja noch nicht klar“, ergänzt Paatz.

Womit der Sportdirektor auf das – je nach Sichtweise – gute oder schlechte Beispiel zu sprechen kommt, wie es der Bundesliga-Fußball zurzeit bietet. Die Serie 20219/2020 wird da vor leeren Rängen fertig gespielt. „Da sind wir uns einig, für die Fighting Pirates und manch anderes Team wird es keine ,Geisterspiele‘ geben“, sagt Max Paatz energisch. „Aber andere wie zum Beispiel Dresden sind von GFL-Spielen abhängig, weil da auch Fördergelder an einen Ligabetrieb gebunden sind. Es sind enorm viele unterschiedliche Bedürfnisse für alle Mannschaften abzuwägen.“

Und wenn der Verband doch auf eine Teilnahme am Spielbetrieb bestünde, damit Elmshorn sein GFL-Spielrecht für 2021 behielte? „Da müssten wir noch einmal ganz genau kalkulieren. Aber eines ist sicher: Wir werden nicht durch eine Ligateilnahme den wirtschaftlichen Ruin unseres Vereins riskieren.“