Elmshorn. 28 Jahre nach ihrer Gründung steigen die Elmshorn Fighting Pirates in die höchste deutsche Liga auf. Coach Maier hatte 2014 das Ziel ausgerufen

Nach Spielschluss lagen sich im Krückaustadion alle in den Armen. Die Zweitliga-Footballer haben mit 34:21 auch das zweite Spiel gegen das GFL 1-Team Düsseldorf Panther gewonnen und werden im kommenden Jahr deren Platz einnehmen. Pirates-Präsidentin Sylvia Nowak herzte Runningback Khairi Dickson, der mit 32 Touchdowns in 15 Partien ligaweit bester Spieler auf dieser Position war. Bei vielen Trainern und Spielern sah man nach dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte – der Club wurde 1991 gegründet und war ab 1992 als Football-Abteilung im EMTV aktiv – Tränen der Freude in den Augen.

Bei so harten Kerlen, die Lust auf knackige Kollisionen haben, wirkte dies gleichermaßen herzergreifend wie ungewöhnlich. „Dieser Erfolg ist ein Zusammenspiel aller. Das Team ist großartig, die Coaches machen einen tollen Job. Genau wie alle Leute, die hier drumherum arbeiten. Wenn dann der komplette Plan aufgeht, ist das ein unglaublich schöner Moment“, sagte Nowak, die insgesamt vier Jahre dem Club vorsteht.

Headcoach Jörn Maier applaudiert seinem Team für die gesamte Saisonleistung und bedankt sich für den Aufstieg.
Headcoach Jörn Maier applaudiert seinem Team für die gesamte Saisonleistung und bedankt sich für den Aufstieg. © Ulrich Stückler

Nach der Aufstiegsparty in der Hamburger Discothek Halo rief Sportdirektor Max Paatz auf Facebook bereits den Beginn der Saison 2020 aus. Schließlich gibt es viel zu tun. Bereits bei der Partie in Elmshorn waren einige Spieler anderer Clubs als Zuschauer vor Ort, die sich vorstellen könnten bei der Premierensaison im Piratendress in Deutschlands höchster Spielklasse aufzulaufen. Auf der anderen Seite ist Headcoach Jörn Maier auch lang genug im Geschäft, um zu wissen: „Erfolg macht sexy. Es werden auch Spieler von anderen Teams Angebote erhalten.“

Bereits in der Vorsaison hatte beispielsweise Dickson 43 Touchdowns in 14 Spielen erzielt – als einer der besten Ballträger in den deutschen Ligen hätte er sich den Verein aussuchen können. Doch der US-Amerikaner hielt sein Versprechen, sofern er nicht in der CFL (Canadian Football League) unterkäme, wieder für Elmshorn zu spielen, um beim Ziel Erstliga-Aufstieg mitzuhelfen.

Seit 2014 existiert der Traum vom Aufstieg in die GFL

Diese Vision waberte bereits seit Oktober 2014 über das Piratenschiff, Maier trat seinen Job mit der Prämisse an, mit dem Club in die GFL 1 aufzusteigen. 2015 war Elmshorn ebenfalls in der GFL 2 Nord aktiv. Und beendete die Serie mit zwei Siegen und zwölf Niederlagen als Letzter. Als Absteiger mussten sich die Elmshorner im Folgejahr mit Rang zwei begnügen. 2017 gelang in der Regionalliga Nord der Titelgewinn plus Aufstieg. Nach einer guten GFL 2-Serie 2018 (Tabellenplatz drei) klappte nun das Aufstiegsvorhaben. Maiers Plan sah eigentlich vor, 2019 Erstliga-Football in der Krückaustadt bieten zu können – er hat sich um ein Jahr vertan.

Der Etat für die GFL 1-Saison liegt im mittleren sechsstelligen Bereich. Gespielt wird weiterhin im Krückaustadion, der Wunsch nach einer richtigen Arena mit überdachten Tribünen scheint zurzeit noch utopisch zu sein. „Die Freude ist wahnsinnig groß, dass wir unsere Ziele erreicht haben. Hinterher kann man es ja immer leicht sagen, aber für mich war es irgendwie klar, dass wir es schaffen. Wir waren alle so fokussiert und haben andere Gedanken gar nicht zugelassen“, sagte Pirates-Geschäftsführerin Anißa Nowak. Doch alle unwägbaren Faktoren – etwa US-Importe, die nicht überzeugen, Verletzungen, Unruhe im Coaching-Staff – waren kaum ein Thema und machten den Elmshornern keinen Strich durch die Rechnung. Es lief von Anfang bis Ende – die beiden verlorenen Spiele nach feststehender Meisterschaft ausgeklammert – optimal.

Ein Kunstwerk: Der Krückaupark vor dem Aufstiegsspiel gegen die Düsseldorf Panther aus der Vogelperspektive. 
Ein Kunstwerk: Der Krückaupark vor dem Aufstiegsspiel gegen die Düsseldorf Panther aus der Vogelperspektive.  © KlimaPic / Christian Klimaschewski

Nun sind die Elmshorner Verantwortlichen auf der Suche nach weiteren Sponsoren aus der regionalen Wirtschaft, die mit den Footballern die Reise in GFL-Gewässer antreten wollen.

Mit wie viel Leidenschaft die gesamte Organisation bei der Sache ist, zeigte sich auch schon bei der Aufbereitung des Spielfelds. Der stellvertretende Vorsitzende Hauke Seger und eine Handvoll Mitstreiter färbten mit Unterstützung der Firma Arcus Sport – spezialisiert auf Spielfeld-Markierungen – mit GPS-gesteuerten Maschinen unter anderem beiden Endzonen und die Mitte farblich ein. Das Piraten-Logo in der Mitte sprayten Sebastian Schöne und dessen Vater Ulf. Über vier Tage, inklusive einiger Regengüsse, dauerte die Prozedur. Den letzten Feinschliff gab es dann noch am Morgen des Spieltags.

Symbolisch für den Saisonverlauf: Sehr oft sind Defensive Back Finn Fülscher – hier gegen Panther-Widereceiver Féli Manoka – und seine Teamkameraden aus der Abwehr der Pirates Endstation für ihre Gegenspieler.
Symbolisch für den Saisonverlauf: Sehr oft sind Defensive Back Finn Fülscher – hier gegen Panther-Widereceiver Féli Manoka – und seine Teamkameraden aus der Abwehr der Pirates Endstation für ihre Gegenspieler. © Ulrich Stückler

Ihren Kader hatten die Piraten nach einer vor allem in der Offensive bereits guten Serie 2018 zwischen den Spielzeiten überarbeitet. In dieser Saison konnte dann auch die Defense überzeugen. „Es war ja unser erklärtes Ziel, die Defense besser zu machen, um zu einem Championship-Team zu werden. Es ist zwar nicht alles Gold, was glänzt, aber für dieses Jahr war es die perfekte Mischung“, sagte der 48 Jahre alte Cheftrainer. 642 Punkte raubten die Freibeuter dem Gegner in insgesamt 16 Spielen, 314 Zähler ließ die Abwehr zu.

Nun soll das Abenteuer erste Liga in Angriff genommen werden. Dort sei zunächst das Ziel, sich zu etablieren. Als Vorbild könnten laut Maier die Schwäbisch-Hall Unicorns dienen. „Es ist ähnlich wie Elmshorn eine eher kleinere Stadt, die einen erfolgreichen Football-Verein stellt.“ Die Unicorns sind viermaliger German-Bowl-Sieger (2011, 2012, 2017 und 2018). Und Jörn Maier hat schon einmal bewiesen, dass Visionen durchaus zur Realität werden können...