Kreis Pinneberg. Ober- und Landesligisten haben Verständnis für Maßnahmen zur Corona-Eindämmung. Saisonabbruch brächte sportliche und finanzielle Probleme
Überall gilt: Covid-19 statt CR7 (weltweit bekanntes Kürzel für Fußball-Megastar Cristiano Ronaldo). Das Coronavirus legt nicht nur die europäischen Topligen, sondern auch den Hamburger Amateur-Fußball lahm. Einen Tag nach dem schleswig-holsteinischen Verband hat sich das HFV-Präsidium für eine Unterbrechung der Saison entschieden. Die Kugel ruht zunächst bis zum 31. März. Betroffen sind außer Punkt-, Pokal- und Freundschaftsspielen in allen Altersklassen auch Sportgerichtsverhandlungen, Regionalkonferenzen und Vereinsdialoge.
Hans Jürgen Stammer hatte es kommen sehen und den Druckauftrag für das Stadionheft zum Heimtreffen der SV Halstenbek-Rellingen gegen den SC Nienstedten (Landesliga) schon gestern früh um 8 Uhr zurückgezogen. „Hamburg konnte ja gar nicht anders, als dieselben Vorsichtsmaßnahmen wie Schleswig-Holstein zu ergreifen“, sagt der Club-Vorsitzende.
SVHR muss Ausfall von Einnahmen aus Pokal- und Punktspiel kompensieren
Für die Halstenbeker ist der Beschluss besonders bitter. Im März standen noch ein weiteres Punktspiel auf eigenem Platz und vor allem das mit Spannung erwartete Lotto-Pokalspiel gegen den SV Rugenbergen auf dem Programm. Wichtige Einnahmen fallen nun weg, auch für die Gastronomie. „Wir sind aber so liquide, dass wir allen finanziellen Vereinbarungen mit den Spielern nachkommen können“, versichert Stammer. Die geplante Versammlung der Tennis-Abteilung am kommenden Mittwoch mit einem überschaubaren Personenkreis wolle er durchführen.
Ligatrainer Heiko Barthel, hauptberuflicher Feuerwehrmann, hatte sich von vornherein für eine vorübergehende Pause ausgesprochen. „In den Krankenhäusern schuften die Schwestern und die Pfleger rund um die Uhr für unsere Gesundheit. Wenn wir ihnen die Arbeit damit erleichtern, ist es doch keine Frage, dass wir ein paar Wochen auf unser Hobby verzichten.“
SV Rugenbergen trainiert weiter, es gebe keine Verdachtsfälle
Beruflich bedingt hält sich auch Andjelko Ivanko, Trainer des SV Rugenbergen und Außendienstmitarbeiter im Krankentransport, häufig in den Krankenhäusern auf. Was er dort sieht, macht ihn fassungslos. „Die Leute reißen Desinfektionsmittel aus den Halterungen. So weit ist die Panik schon fortgeschritten.“
Davon lässt er sich aber nicht anstecken. Entgegen der deutlichen Empfehlung des Verbandes, auch den Trainingsbetrieb einzustellen, wird er sein abstiegsbedrohtes Team mehrfach um sich versammeln und auf die Stunde X vorbereiten. „Wir wollen im Fluss bleiben, nachdem es zuletzt so gut bei uns lief.“ Verdachtsfälle gebe es intern nicht, nachdem sich die Erkrankung von Mittelfeldspieler Kevin Beese als chronische Nebenhöhlenentzündung herausstellte.
Fabian Knottnerus würde den Sommerurlaub verschieben
Stürmer Patrick Hoppe trifft der Verbandsbeschluss zum richtigen Zeitpunkt. Der Stürmer unterzieht sich am kommenden Mittwoch in der Eilbeker Schön-Klinik einer Knieoperation (Knorpel- und Meniskusschaden). Mit seiner Rückkehr auf den Fußballplatz rechnet er nicht vor August.
Möglicherweise fällt dann auch erst der Startschuss in die Serie 2020/2021. Fabian Knottnerus, Mittelfeldspieler von Union Tornesch, kann sich jedenfalls folgendes Szenario vorstellen. „Wir spielen die aktuelle Saison statt bis Mitte Mai bis Mitte Juni zu Ende. Ich jedenfalls wäre bereit meinen Sommerurlaub zu verschieben, zumal das Reisen im Juni bestimmt nur eingeschränkt möglich sein wird.“ Die Saisonunterbrechung ist für ihn alternativlos. „Wir Amateure haben doch wesentlich häufiger soziale Kontakte als die abgeschotteten Profis.“ Einen Abbruch der Saison hält Knottnerus für problematisch. „Ich sehe die Clubs, die dadurch nicht aufsteigen, jetzt schon auf die Barrikaden steigen.“
Union-Trainer Thorben Reibe ist über späte Absage verärgert
Sein Trainer Thorben Reibe hätte sich die Verbands-Absage schon am Donnerstag statt am Freitag, als Union beim SC Victoria antreten sollte, gewünscht. „Wegen dieser Partie hatten sich einige Spieler einen halben Tag Urlaub genommen. Für nichts und wieder nichts. Das hätte man uns ersparen können.“ Seinen Akteuren könne er gar nicht verbieten, sich die nächsten Wochen aus dem Wege zu gehen. „Die treffen sich zum Kicken, ob ich das nun will oder nicht.“ Vorbei seien allerdings die Zeiten, in denen sich mehrere Spieler aus ein- und derselben Wasserflasche erfrischt haben. In Zukunft bekomme jeder seine eigene.