Pinneberg. Die 17-Jährige aus Halstenbek startet für den HSV und steigert sich kontinuierlich im Wettbewerb. Auch Lang und Schröder überzeugen
Die eigene Leistung zu bewerten, das ist auch Sache der persönlichen Einstellung – frei nach dem alten philosophischen Motto: „Ist das Glas halb leer oder halb voll?“ Für Leichtathletin Anika Nießen stellt sich diese Frage nicht wirklich – für sie ist ganz klar: Dieses Glas ist halb voll.
Die Halstenbekerin, die für den Hamburger SV startet, ist von den nationalen Hallen-Titelkämpfen der Jugend U20 in Neubrandenburg als Deutsche Vizemeisterin im Weitsprung heimgekehrt. Die 17-Jährige strahlt, sie freut sich. Und dabei ist sie doch im sechsten Durchgang noch von Mikaelle Assani (LG Region Karlsruhe) mit dem letzten Sprung der Konkurrenz vom Goldtreppchen gestoßen worden.
„Das ist eben die eine Sicht der Dinge. Aber nach den ersten drei Versuchen bin ich mit 5,83 Metern nur Sechste gewesen“, sagte die Schülerin an der Eliteschule des Sports am Alten Teichweg. „Darüber, dass ich mich dann im vierten Versuch auf 5,97 Meter und mit dem letzten Sprung auf 6,12 Meter gesteigert habe, freue ich mich riesig.“
Anika Nießen sieht den Erfolg und nicht verlorenes Gold
Und der Gedanke ans verlorene Gold in letzter Sekunde nagt da nicht doch an ihr? „Ganz kurz war da vielleicht eine erste Enttäuschung; aber man darf nicht vergessen, dass Mikaelle doch noch eine Klasse über mir springt, das hat sie mit ihrer Siegesweite von 6,35 Metern auch bewiesen“, sagte Anika Nießen. „Außerdem habe ich ja noch davon profitiert, dass mit Lucie Kienast die zurzeit beste Springerin unseres Jahrgangs in Neubrandenburg nicht am Start war.“
Auf die Titelkämpfe eingestimmt hatte sich die Halstenbekerin tags zuvor mit dem Vorlauf im 60-Meter-Sprint. „7,97 Sekunden und Platz sechs waren nicht optimal, aber es war genau richtig, um in den Wettbewerb reinzukommen“, sagte das Mitglied der Trainingsgruppe von Sebastian Bayer. Unter Anleitung des dreifachen Weitsprung-Europameisters feilt Anika Nießen sechsmal pro Woche an ihrer Technik. „Aber ich stecke mir vorsichtige Ziele; ich will den Abstand zur Spitze kontinuierlich verkleinern, dann schauen wir, wie weit das führt.“
Zwei weitere Kreisathletinnen überzeugen in Sprung und Lauf
Ebenfalls im Weitsprungfinale vertreten war auch Marlene Lang (LG Wedel-Pinneberg). Die Nordmeisterin, die zwei Wochen zuvor Nießen noch hinter sich gelassen hatte, wurde mit 5,94 Metern Fünfte. „Die Weite hat mich gleich im zweiten Versuch in den Endkampf
gebracht. Das war mein erklärtes Ziel, ich bin zufrieden“, sagte die 15-Jährige. „Jetzt bereite ich mich auf die Freiluftsaison vor – hoffentlich fällt dann im Sommer auch die Sechs-Meter-Marke.“
Und auch die Rellingerin Line Kristin Schröder kehrte als Starterin mit der 4 x 200-Meter-Staffel des HSV zufrieden mit sich aus Neubrandenburg zurück. „Ich war dort mit meinen 15 Jahren eine der Jüngsten. Bei der DM mitlaufen zu dürfen war schon Belohnung genug für mich. Dass wir dann auch noch das Finale erreichen und Sechste werden – mehr war doch nicht zu erhoffen.“