Bönningstedt. Oberligist SV Rugenbergen verliert zu Hause mit 2:3 gegen BU. Ein Grund für die neuerliche Pleite: die unnötige Rote Karte für Felix Dieterich

„Wie kann man bloß so hohl sein.“ SVR-Stürmer Kilian Utcke stapfte stinksauer über den Rasen. Wem seine Worte galten, war unschwer zu erraten. Teamgefährte Felix Dieterich hatte Schiedsrichter Devin Wengorz ohne erkennbaren Anlass beleidigt. Das Wort „Blinder“ soll gefallen sein. Wengorz drehte sich auf dem Absatz um und zückte sofort die Rote Karte.

Das war der Moment, der das Spiel entschied (52.). Die Oberliga-Fußballer des SV Rugenbergen verloren nicht nur einen ihrer wertvollsten Spieler, sondern beim 2:3 (1:0) auf eigenem Platz gegen den HSV Barmbek-Uhlenhorst auch wieder wichtige Punkte für den Klassenerhalt.

David Fock begleitete Dieterich ein kleines Stück auf dem Weg in die Kabine. „Mein Eindruck war, dass er sich seinen verbalen Ausrutscher selber nicht verzeiht“, sagte der neue Liga-Manager. Dieterich hatte sich möglicherweise aufgeregt, weil Wengorz einen Zweikampf mit Beteiligung von Sven Worthmann nicht abgepfiffen hatte. Worthmann blieb schmerzverzerrt am Boden liegen. Aber die Barmbeker spielten den Ball fair ins Seitenaus. Es gab also keinen Grund, sich künstlich aufzuregen. Dafür hatte Trainer Ivanko das Recht, seiner aufgestauten Wut freien Lauf zu lassen. „Immer wieder haben wir Aussetzer. Unsere Abwehrfehler sind nicht mehr normal. Wenn dann sogar der beste Innenverteidiger der Staffel patzt, bin ich mit meinem Latein so langsam am Ende.“

Ivanko sprach über Worthmann, der sich wieder hoch gerappelt, wahrscheinlich noch benommen aber in der 54. Minute beim Abwehrversuch am Ball vorbei geschlagen hatte. Janis Korczanowski ließ sich das Geschenk zum 2:1 der Gäste nicht entgehen. In der 48. Minute hatte schon die rechte Abwehrseite des SVR gepatzt. Fatih Umurhan erzielte völlig „blank“ das 1:1. „Dabei drohte uns doch bis dahin überhaupt keine Gefahr. Und dann machen wir uns das Spiel in ein paar Minuten kaputt“, schimpfte Ivanko.

Der hatte seine Startelf aufgrund einer Leistenverletzung von Nicolaj Rörström kurzfristig umgebaut und Hassan Zarei eingesetzt. Groß war der Jubel, als der eingewechselte Utcke den Ball nach Zareis Querpass zum 2:2 über die Torlinie lenkte (81.).

Felix Dieterich hätte sich spätestens bei diesem Angriff schämen müssen. Der angeblich „Blinde“ bewies nämlich Durchblick, als er nach einem harten Foul an Patrick Hoppe im Mittelfeld zunächst den Vorteil für den SVR, der sich dann auch tatsächlich einstellte, abwartete.

1:0-Torschütze Edouard Mesenholl (l.) im Zweikampf mit dem Barmbeker Ronny Buchholz.
1:0-Torschütze Edouard Mesenholl (l.) im Zweikampf mit dem Barmbeker Ronny Buchholz. © KBS-Picture

Als die Bönningstedter Spieler später eine erste Besprechung auf dem Rasen abhielten, war Dieterich immer noch nicht aufgetaucht. Ihm blieben bohrende Fragen erspart, leere und enttäuschte Blicke sowieso. Wie konnte das bloß passieren, dass sich die schwächste Defensive der Oberliga Hamburg in der 86. Minute erneut offen wie ein Scheunentor präsentierte? Da ließ die rechte SVR-Abwehrseite eine Flanke in die Mitte zu, die Florian Kuklinski mühelos und völlig ungedeckt zum 3:2 der Barmbeker einköpfte. Edouard Mesenholl verging schlagartig die Freude, nach einem Querpass von Leon Neumann in der 19. Minute seinen ersten Saisontreffer erzielt zu haben. Neumann war es dann, der die große Chance zum 3:3 verpasste. Der Ball strich bei seinem strammen Schuss haarscharf am linken Pfosten vorbei (89.).